D.SPORTS

Home of Sports

„Aufstehen, trainieren, essen, trainieren, schlafen…“

Die Jahresbilanz von Per Christian Münstermann kann sich sehen lassen. Gold, Silber und Bronze holte der Radfahrer von der SG Radschläger bei den Deutschen Bahnmeisterschaften im U19-Bereich im Juni. Und der 18-Jährige möchte nachlegen – zunächst in zwei Wochen bei der Straßen-EM in Dänemark, danach greift das Talent nach Medaillen bei der Bahnrad-WM in Italien. Im exklusiven Interview mit uns sprach Münstermann über seine Zukunftspläne, den Umgang mit Dopingkontrollen und seinen großen Traum.

Per Christian, du startest seit Jahren für die SG Radschläger und Düsseldorf. Wie häufig bist du momentan in der Stadt?

Ich wohne im Kreis Düren, etwa 40 Autominuten von Düsseldorf entfernt. Einen Großteil meines Training absolviere ich in meiner Heimat, nach Düsseldorf komme ich für Krafteinheiten und zu Fahrten mit Vereinskollegen. Ich bin viel unterwegs momentan.

Du hast bei der Bahn-DM ordentlich abgeräumt, startest aber auch auf der Straße. Wie schwer fällt der Spagat?

Das ist sehr schwer, kein Frage. Im U19-Bereich ist das noch möglich, aber lange macht das keinen Sinn mehr. Ich trainiere schon jetzt nur noch auf der Straße. Dass ich auf der Bahn erfolgreich bin, überrascht mich manchmal selber. Aber das liegt mir einfach, weil es um die Fokussierung im entscheidenden Moment und viel Taktik geht. Das sind allerdings Stärken, die ich auf der Straße gelernt habe und die mir auch dort helfen.

Das klingt für Außenstehende unerklärlich…

Ich weiß auch nicht, wie mir das gelingt, da ist auch eine Portion Glück mit dabei. Ich werde mich perspektivisch für die Straßenrennen entscheiden. Wenn ich bis dahin aber noch Medaillen auf der Bahn mitnehmen kann, freut mich das natürlich sehr.

Du möchtest Radprofi werden. Wo soll dein Weg dich hinführen?

Mein Traum ist natürlich die Teilnahme an der Tour de France. Wenn ich träume, dann davon und der WM oder von den olympischen Rennen. Nächstes Jahr wechsele ich in den U23-Bereich, dann hoffe ich auf den Sprung in ein Profiteam. Schon jetzt nehme ich an größeren Rennen teil, um mich dafür zu empfehlen. Ende des Jahres könnte es da ernst werden.

Was gibst du alles auf? Was opferst du für deinen Traum vom Radsportprofi?

Ich lege unheimlich viel Wert auf den Sport. Meine Freunde sehe ich selten, viel Freizeit kann ich mit ihnen leider nicht verbringen. Auf Feiern und Alkohol verzichte ich, ausgehen ist einfach nicht drin. Pro Woche stehen rund 300 Trainingskilometer auf dem Rad an.

Wie sieht ein typischer Tag dann aus?

Aufstehen, trainieren, essen und wieder trainieren. Abends bin ich meist so kaputt, dass ich mich nur noch hinlegen möchte. Da fehlt dann ehrlich gesagt auch die Motivation, noch auszugehen.

Wer über Radsport in Deutschland spricht, kommt schnell zum Thema Doping. Wie häufig wirst du damit konfrontiert?

Die, die mich nicht kennen, sprechen mich meist mit der ersten Frage darauf an. Täglich kommt die Frage danach, das bin ich schon gewohnt. Leider beschuldigen mich viele, die es nicht besser wissen. Das tut echt weh.

Wie steckst du so etwas weg?

Ich muss damit leben, das gehört zu der Geschichte des Radsports. Aber natürlich ist das nicht leicht, denn ich rackere mich jeden Tag ab, fahre 15000 Kilometer jährlich. In anderen Sportarten wurde auch gedopt, aber der Radsport steht am Pranger.

Wie sieht es mit Kontrollen aus?

Dopingkontrollen gehören dazu, auch ich bin regelmäßig betroffen. Bei jedem Rennen wählen die Kontrolleure einige Fahrer aus. Der Test kann rund um die Uhr kommen, auch schon in meinem Alter. Insofern ist das Alltag, ich kenne das. Mittlerweile ist der Ablauf bei den Kontrollen für mich Routine.

Die Kehrseite war die Euphorie rund um den Grand Départ in der Sportstadt Düsseldorf…

Ja, das war toll. Ich war natürlich auch vor Ort, habe schon die Teampräsentation am Donnerstag live miterlebt. Auch an den beiden Tagen am Wochenende war ich mit dabei, unter anderem als Wegweiser beim Petit Départ. Diese Menschenmengen bei der Tour de France in Düsseldorf zu sehen, war Faszination pur. Ich konnte nicht genug davon bekommen.

Wie geht es für dich sportlich weiter?

Die Saison geht für mich jetzt erst richtig los. Als nächstes starte ich bei einer Rundfahrt in Niedersachsen. Dann geht’s zur Straßen-EM nach Dänemark und eine Woche später zur Bahn-WM nach Italien.

Wir drücken dir die Daumen. Danke für das Gespräch.

(JW)

Teilen