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Vom Kribbeln am Po

Seglerin Constanze Stolz vom Stockheim Team Rio lebt und trainiert in Kiel. Dort bereitet sich die 21-Jährige auf die kommende Saison vor, in der sie in einer für sie neuen Bootsklasse durchstarten will. Momentan ist für Stolz aber aktive Erholungszeit angesagt. Die verbringt sie in ihrer Heimat Düsseldorf-Benrath bei ihren Eltern. Für ein Interview mit der Sportstadt Düsseldorf hatte sie trotzdem Zeit.

Constanze, was steht für dich an während deiner aktiven Erholungszeit?

Ich treffe Freunde, verbringe Zeit mit meiner Familie und genieße es, auch mal wieder in meiner Heimat zu sein. Mit meiner Mutter bummele ich gerne über den Carlsplatz. Da kaufe ich ganz gerne Blumen ein. Als Schülerin am St. Ursula-Gymnasium habe ich da früher meine Freistunden verbracht. Ich kann in diesen Tagen einfach mal ausspannen, werde aber auch wieder segeln gehen.

Wo genau?

Ach, das ist ganz freizeitmäßig. Mit meinem Bruder Felix (24 Jahre, Anm. d. Red.) trete ich bei der EM der Universitäten in Barcelona gemeinsam an. Ich hoffe, wir kriegen uns auf dem Wasser nicht in die Haare.

„Sechs Kilo abzunehmen ist mir nicht schwergefallen“

Zu den Olympischen Spielen in Rio wirst du es nicht schaffen. Stattdessen hast du die Bootsklasse gewechselt. Wieso?

Ich habe vergangenen November bei der WM im Oman nicht gut genug abgeschnitten, um mich für Rio qualifizieren zu können. Das hat mich in meinen Überlegungen endgültig überzeugt, es in einer neuen Bootsklasse zu versuchen. Vom Laser bin ich in den 470er gewechselt.

Was bedeutet das?

Aus einem Einzel- ist für mich eine Teamsportart geworden. Ich segele jetzt gemeinsam mit Anna Reinsberg aus Rostock in einem Boot. Das kommt meinen körperlichen Voraussetzungen mehr entgegen. Unsere Vorbereitung ist auf die Junioren-WM im Juni ausgerichtet. Das ist eine Heim-Weltmeisterschaft, denn sie wird in Kiel ausgetragen werden. Das ist für mich natürlich etwas ganz Besonderes. Die langfristige Planung ist in Richtung der Olympischen Spiele 2020 in Tokio ausgerichtet. Dafür wollen wir auch bei den Senioren so schnell wie möglich den Anschluss an das Spitzenfeld schaffen.

Du hast rund sechs Kilogramm abgenommen. Das kommt dir im neuen Boot zugute. Wie hast du das geschafft?

Mir ist das nicht schwergefallen. Ich habe vorher versucht für meine Starts im Laser Gewicht zuzulegen. Meine Ernährung musste ich jetzt zum Abnehmen gar nicht umstellen. Stattdessen habe ich das Sportpensum angepasst und war viel mehr Laufen, vor allem im Ausdauerbereich. Das hat schon gereicht.

„Ich kann das Kribbeln am Po einbringen“

Was ändert sich alles dadurch, dass du einen Partner im Boot an deiner Seite hast?
 
Natürlich kommuniziere ich plötzlich auf dem Wasser. Freude und Frust werden auf einmal geteilt. Sonst musste ich alles mit mir selber ausmachen. Der Informationsaustausch ist ganz wichtig für den sportlichen Erfolg. Das ist schon eine große Veränderung.

Was bringst du für Qualitäten ein?

Ich agiere als Steuerfrau. Mein Stärke ist glaube ich das Gefühl für das Wasser, den Wind und die Umgebung. Als Segler brauchst du eine Vorahnung oder ein Bauchgefühl dafür, in welche Richtung und wann der Wind dreht beispielsweise. Mein Trainer sagt immer lachend, ich hätte am Po ein Gefühl dafür. Viel lässt sich mit Talent und Fleiß erreichen. Dieses Kribbeln am Po kann ich vielleicht noch zusätzlich einbringen.

Wir haben gehört, es gebe eine Beziehungskrise…

Ja, mit Alina wird es nicht mehr lange gut gehen.

Alina ist Euer neues Boot im 470er.

Ja (lächelt). Wir haben es gebraucht gekauft und mussten feststellen, dass es von innen kaputt geht. Einen Nachteil beim Material können wir uns nicht leisten. Anna und ich suchen deshalb momentan Sponsoren, die uns den Kauf eines neuen Bootes ermöglichen.

Dass Euer Boot einen Namen hat, spricht aber für eine intensive Beziehung zwischen Segler und Wettkampfgerät.

Das ist auch üblich so. Es gab eine Taufe mit Sektdusche, Taufkranz und Taufpatin. Ein weiblicher Name ist Tradition, sonst droht Unglück. Aber die Beziehungskrise konnten wir trotzdem nicht abwenden.

Wir wünschen viel Erfolg bei der Sponsorensuche und bei der Junioren-WM in Kiel. Danke für das Gespräch.

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