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„Wer sich nicht freut, hat im Leistungssport nichts verloren“

Und schon wieder greifen sie nach einem Titel. Die Hockeydamen des DHC sind ein Phänomen. Als Trainer Nico Sussenburger die Mannschaft vor knapp fünf Jahren übernommen hat, dümpelte das Team in der zweiten Liga herum. Mittlerweile zählt der DHC zu Europas besten Teams. Bei der Hallen-Endrunde in Mülheim steht für Sussenburger und seine Mannschaft heute das Halbfinale gegen Topfavorit UHC Hamburg (12 Uhr) an. Morgen winkt eine Wiederholung des Endspiels aus dem Vorjahr gegen Mannheim, das der DHC im Penaltschießen verloren hatte. Wir haben mit dem 36-jährigen Sussenburger gesprochen.

Nico, als Trainer der weiß, wozu die eigene Mannschaft fähig ist: Was überwiegt da vor diesem Wochenende? Die Vorfreude oder doch das Gefühl von Druck?

Natürlich hat sich die Erwartungshaltung bei uns in den vergangenen Jahren verändert, insofern spüre ich schon so etwas wie Druck. Ich finde aber, dass wir uns als Team auch Druck machen sollten. Wie oft darf man schon bei einer Endrunde spielen?

Und was ist mit Vorfreude?

Das eine schließt das andere ja nicht aus. Wir haben mit 28 von 30 möglichen Punkten die beste Vorrunde der Vereinsgeschichte gespielt, das Viertelfinale gegen München souverän gewonnen: Wer sich jetzt nicht auf diese Endrunde freut, hat im Leistungssport nichts verloren.

Welche Gedanken und Pläne treiben Sie um?

Es wird an Kleinigkeiten hängen und es macht keinen Sinn, Pläne auszuhecken und sich viele Gedanken zu machen. Wir haben uns optimal vorbereitet und gehen die Endrunde so an.

Wie groß ist die Herausforderung UHC Hamburg im Halbfinale?

Groß, aber es ist keine unmögliche Herausforderung. Ich hoffe, dass es wie bei den vergangenen Aufeinandertreffen wieder ein Spiel voller Rasanz und mit offenem Visier wird. Und natürlich mit dem besseren Ende für uns, aber ich denke, dass es auf Nuancen ankommen wird, wie Strafecken oder die eine oder andere Schiedsrichterentscheidung.

Vor zwei Jahren gelang der überraschende Sieg gegen den prominent besetzten UHC im Halbfinale und es folgte der überraschende Titelgewinn. Wie häufig haben Sie Ihre Spielerinnen in diesen Tagen daran erinnert?

Das hat heute keine Aussagekraft mehr. Natürlich haben wir darüber gesprochen, die meisten Spielerinnen von damals sind dieselben, die heute auch auf dem Feld stehen werden. Auch auf den Trainerbänken sitzen die gleichen Coaches. Aber es ist ein anderes Match heute. Wir sind nicht mehr der krasse Außenseiter, wie vor zwei Jahren.

Wie häufig haben Sie an eine Revanche im Endspiel gegen Mannheim gedacht? Der MHC steht als Titelverteidiger im zweiten Halbfinale. Vergangenes Jahr haben Sie gegen diese Mannschaft ja im Finale unglücklich verloren…

Stimmt, aber an eine mögliche Revanche denken wir überhaupt nicht. Es macht keinen Sinn, etwas von Revanche zu faseln, weil wir vergangenes Jahr durch eine Verkettung unglücklicher Umstände verloren haben. Mannheim war danach dann verdient Meister. Aber das muss uns nicht beschäftigen. Wir haben einen extrem guten Gegner vor der Brust und wissen, dass wir heute gewinnen müssen – sonst ist die Saison vorbei.

Als Sie die Mannschaft im Sommer 2012 in Liga zwei übernommen haben, war Ihnen da klar, wo die Reise hingehen kann? Dass Sie im Februar 2017 wie selbstverständlich zu einer Endrunde fahren und um den Titel mitspielen. Als amtierender Europokalsieger, als Mannschaft des Jahres in Düsseldorf, als Düsseldorfs Trainer des Jahres, als Dauergast bei Deutschen Endrunden, als Vizemeister des Vorjahres…

Wenn ich diese Erfolge höre, weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war, damals zum DHC zu kommen. Wir hatten auch zu der Zeit in Liga zwei die Vision und den Wunsch, so weit nach oben zu gelangen. Aber dass es so schnell von Mittelklasse in Richtung nationaler Spitze geht, war nicht zu erwarten.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg.

(JW)

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