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“Wir sind da um zu reden und dafür zu sorgen, dass der Kopf frei wird…“

Am Freitag beginnen in PyeongChang in Südkorea die Olympischen Winterspiele. Aus 94 Ländern haben sich Athleten für die Winterspiele qualifiziert, nur aus Düsseldorf wäre beinahe niemand dabei gewesen. Doch die Landeshauptstadt ist trotzdem in Korea dabei: Jürgen Hünten, Pfarrer der Katholischen Hochschulgemeinde in Bilk, ist in diesem Jahr katholischer Olympiapfarrer. Was er da macht, das hat uns der 51-Jährige im Interview erzählt.

Die reisen am Mittwoch nach PyeongChang. Wussten Sie, dass sie der einzige Düsseldorfer sind?

Naja, Düsseldorf ist eben ein Wintersportzentrum (lacht). Naja, Spaß beiseite. Ich hatte tatsächlich mal geschaut, ob vielleicht ein Eishockeyspieler aus Düsseldorf dabei ist. Aber da ist tatsächlich auch keiner dabei. Aber alleine bin ich ja nicht. Der evangelische Pfarrer Thomas Weber aus Gevelsberg kommt auch, wir sind ein ökumenisches Duo und reisen auch gemeinsam an.

Wie sind Sie Olympiapfarrer geworden?

Ich bin seit fünf Jahren Bundesvorsitzender der Konferenz für Hochschulpastoral. Über dieses Ticket wurde ich vor drei Jahren angefragt, ob ich bei der Universiade, den Olympischen Spielen der Studierenden, mitfahren kann. So war ich in 2015 in Gwangju in Korea und letztes Jahr in Taipeh. Weil momentan der Posten des katholischen Sportpfarrers nicht ausgefüllt ist, bin ich auch für die Olympischen Spiele angefragt worden.

Das heißt sie kennen sich schon aus mit Sportlern?

Ja, ein wenig. Universiade heißt ja nicht, dass da nur Amateure antreten. 2015 ist da ja zum Beispiel auch Fabian Hambüchen angetreten.

Was wird Ihre Aufgabe bei Olympia sein?

Man muss da und präsent sein und Kontakte knüpfen. Es wird Gottesdienste geben und wir sind als Seelsorger dabei. Man darf ja nicht vergessen, die Sportler fahren nach Pjöngjang, um zu gewinnen oder so gut wie es geht abzuschneiden. Und dafür sind auch wir unter anderem da: zu reden und dafür zu sorgen, dass der Kopf frei wird.

Sind Sie nur für die Deutsche Mannschaft zuständig?

Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Deutschen Mannschaft. Wie das aber aussehen wird, das können wir noch nicht sagen. Es gibt ja zwei Olympische Dörfer, die ein paar Kilometer voneinander entfernt sind. Das muss man dann vor Ort sehen. Es wird in beiden Dörfern jeweils ein internationales religiöses Zentrum geben. Das war bei den Universiaden auch so und da lernt man unheimlich spannende Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen kennen.

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Thomas Weber und ich, wir haben uns letzte Woche getroffen und reisen auch zusammen an. Wir haben bei den Universiaden bereits Erfahrungen sammeln können. Das Entscheidende ist, schon einige Ideen mitzunehmen und vor Ort spontan und flexibel zu sein. Ich habe ein paar Gottesdienstentwürfe vorbereitet und nehme ein paar Gebetszettel und Meditationszettel mit, damit ich etwas anbieten kann, wenn Leute danach fragen.

Kennen Sie Sportler oder wissen, wer religiös ist und ihre Dienste in Anspruch nehmen wird?

Persönlich kenne ich keinen Sportler, das ist ja meine Wintersportpremiere. Aber ich kann den Erfahrungswert von der Universiade nehmen und da passt nichts in eine Schublade: Bei den Gottesdiensten zum Beispiel hat ein ungetaufter Mann die Musik gemacht. Ich lasse mich überraschen.

Als Hochschulpfarrer kennen Sie sich zumindest mit jungen Leuten aus…

Ich bin jetzt im 12. Jahr Hochschulpfarrer in Düsseldof und seit einige Zeit auch für Wuppertal zuständig und es scheint, dass mir diese Altersgruppe nicht ganz so fremd ist. Ein Drittel bis etwa die Hälfte der Teilnehmer bei Olympia dürften ja auch Studenten sein, etwa Werksstudenten oder von der Bundeswehr-Akademie. Das ist ein Lebensabschnitt, der mir durch meine tägliche Arbeit vertraut.

(PK)

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