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10 Fragen – 10 Antworten zum DEG-Start

Die Eishockey-Saison beginnt mit dem Derby in Köln

Foto: Kenny Beele

von Bernd Schwickerath

Mehr als neun Monate ist es her, da brach die Deutsche Eishockey Liga (DEL) ihre Saison wegen der Corona-Pandemie ab. Es folgten Monate der Unsicherheit und der Diskussionen. Am Donnerstagabend (19.30/Magenta-Sport) nun geht es wieder los: Die Kölner Haie und die Düsseldorfer EG eröffnen die 27. DEL-Saison. Allerdings eine unter besonderen Vorzeichen.

1. Wie sieht die DEL-Saison 2020/21 aus?

Völlig anders als in früheren Jahren. Die Saison wurde verkürzt, die Liga geteilt, es gibt eine Nord- und eine Südgruppe. So sollen die wirtschaftlich gebeutelten Klubs Fahrt- und Übernachtungskosten sparen, zudem soll das Infektionsrisiko verringert werden, wenn sie weniger unterwegs sind. Die DEG spielt im Norden gegen die Nachbarn aus Köln, Krefeld und Iserlohn sowie Berlin, Bremerhaven und Wolfsburg. Der Rest spielt im Süden: Augsburg, Ingolstadt, Mannheim, München, Nürnberg, Schwenningen und Straubing. Die besten Vier jeder Gruppe kommen in die Play-offs. Zunächst wird nur innerhalb der Gruppe gespielt – wie man das gewohnt ist, gibt es je vier Duelle. Danach soll auch noch gegen die sieben anderen Teams gespielt werden, aber nur jeweils zweimal. Und läuft alles glatt, gibt es danach noch Play-offs, allerdings soll es direkt mit dem Viertelfinale losgehen und kürzere Serien geben.

2. Was machen die Klubs, um Corona-Fälle zu vermeiden?

Es gibt ein strenges Hygienekonzept. Die Spieler werden dreimal pro Woche getestet, spätestens am Vortag eines Spiels. Zudem herrscht abseits des Eises Maskenpflicht: auch in den Kabinen, bei Teamsitzungen oder im Mannschaftsbus. Beim Training und bei den Spielen sind Spieler, Trainer und Betreuer komplett abgeschirmt. Weil das streng genommen trotzdem keine „Bubble“ ist, hat die DEG allen Beteiligten noch mal ins Gewissen geredet, auch privat möglichst auf Kontakte zu verzichten, wie Manager Niki Mondt berichtet. Ganz auf Hotelübernachtungen wird die DEG aber nicht verzichten, außerhalb von NRW wird sie einen Tag vorher anreisen, hat sich – wenn möglich – aber Hotels ausgesucht, die auf Sportmannschaften spezialisiert sind.

3. Was passiert, wenn es Corona-Fälle gibt?

Dafür gibt es keine pauschalen Bestimmung. Die Entscheidungen liegen bei den lokalen Gesundheitsämtern. Steckt sie nur den einzelnen Spieler in Quarantäne oder das ganze Team, wie das in zahlreichen Eishockey-Ligen in aller Welt bereits passiert ist? Das wird von Fall zu Fall entschieden. Stehen einem Team mindestens ein Torwart und zehn Feldspieler zur Verfügung, muss es spielen. Andernfalls wird das Spiel verschoben. Sind das irgendwann aber zu viele Nachholspiele, werden sie ersatzlos gestrichen und nicht gewertet. Deswegen wird die Tabelle diese Saison anders berechnet, nach Punkteschnitt. Nach drei Siegen aussteigen und auf die Play-offs warten, klappe aber nicht, sagt DEL-Chef Gernot Tripcke. Man muss mindestens die Hälfte der Spiele des Teams haben, das sie meisten absolviert hat.

4. Was passiert mit Spielern nach der Quarantäne?

Für die gibt es ein spezielles Protokoll. Der Fall des Wolfsburgers Janik Möser hat die Branche aufgeschreckt. Bis dahin war meist zu hören, dass junge Leistungssportler ja so gut wie nie schwere Verläufe hätten. Das stimmte auch beim überwiegenden Teil, aber bei Möser wurde von Spezialisten eine Herzmuskelentzündung festgestellt. Deswegen hat die DEL nun Regeln festgesetzt. Nur weil sich ein Spieler wieder fit fühlt, darf er nicht zurück aufs Eis, er soll mindestens 17 Tage draußen bleiben und mehrere Untersuchungen erhalten, damit mögliche unerkannte Lungen- oder Herzprobleme behandelt werden können.

5. Wie finanzieren die Klubs eine Saison ohne Fans in den Hallen?

Das ist das größte Problem. Eishockey-Teams sind wie keine anderen abhängig von ihren Fans, knapp zwei Drittel verdienen sie am Spieltag. Weil die Einnahmen nun wegbrechen, wurde der Saisonstart zweimal verschoben. Über Monate schienen Geisterspiele gar kein Thema zu sein, die Klubs hofften darauf, zumindest einen Teil der Plätze besetzen zu können. Nun ist das (erst mal) vom Tisch, es geht auch so. Dafür war aber ein Kraftakt nötig: Gesellschafter und Sponsoren bitten, dass sie dabei bleiben und vielleicht noch was extra geben. Anträge beim Staat stellen, um die 800.000 Euro aus dem Hilfspaket für entgangene Ticketeinnahmen zu erhalten. Die Fans fragen, ob sie auf die Rückzahlung der (mindestens vorerst) nutzlosen Dauerkarten verzichten, Solidaritätstickets und andere Fanartikel oder gar Bücher kaufen. Und natürlich Spieler, Trainer und Betreuer fragen, ob sie noch mal massiv auf Gehalt verzichten. Das taten sie, auch bei der DEG auf bis zu 60 Prozent.

6. Kommen wir zum Spiel. Wie ist die Lage bei der DEG?

Den Umständen entsprechend gut. Allerdings weiß niemand, was die Saison sportlich und organisatorisch bringen wird. Vor allem finanziell ist sie hart, aber zumindest ist die Spielzeit wirtschaftlich abgesichert, wie Geschäftsführer Harald Wirtz sagt. Auch sportlich war es lange Zeit schwierig: Kurzarbeit, kein geordnetes Training. Erst im November ging es richtig los. Wegen mehrerer Corona-Fälle und Verletzungen zunächst aber nur mit halbem Kader, was beim 0:7 im ersten Spiel des Vorbereitungsturniers in Wolfsburg zu sehen war. Seitdem hat sich die DEG aber langsam gesteigert. Nach drei Siegen aus sechs Spielen stand sie im Halbfinale, verlor das gegen München. Am Ende waren das sieben Testspiele. Und sogar etwas mehr: „Der Magenta-Sport-Cup war sehr wertvoll. Die Spiele hatten eine Bedeutung, das war ein Turnier mit einem Sieger“, sagt Trainer Harold Kreis. Alles lief aber längst nicht rund, im Spielaufbau hapert es, zudem gab es immer wieder neue Ausfälle, bis heute ist die DEG nicht komplett.

7. Wie liefen die vergangenen Monate in Köln?

Noch weitaus holpriger als bei der DEG. Die Haie – neben München, Mannheim und Berlin eigentlich einer der großen vier Klubs der DEL – hatten vergangene Saison mit mehr als 13.000 Fans pro Spiel den besten Schnitt der Liga, da tat ihnen das Zuschauerverbot besonders weh. Zwischenzeitlich sah es so aus, als könnten sie vielleicht gar nicht mehr spielen. Also starteten sie die Solidaritätsaktion #immerwigger (immer weiter) und sammelten so eine Million Euro ein. Beim Vorbereitungsturnier waren sie dennoch nicht dabei, verliehen dafür mehrere Spieler in die zweite Liga. Erst seit rund zwei Wochen sind sie im Training, konnten nur zweimal gegen Iserlohn testen. Und auch der Kader sieht wegen der finanziellen Einschränkungen anders aus, die Haie haben zwar immer noch ein überdurchschnittlich besetztes Team, setzen aber verstärkt auf ihre Jugend. Gegen die DEG soll beispielsweise der erst 16-jährige Leo Hafenrichter spielen.

8. Wer ist Favorit?

Schwierig. DEG-Trainer Harold Kreis will nicht verhehlen, dass er seine Mannschaft etwas im Vorteil sieht, „was den Spielrhythmus angeht, weil wir mehr Spiele bestritten haben“. Aber er sagt auch: „Sport in unberechenbar. Der Einsatz wird gleich sein.“ Er habe die Kölner Spiele gegen Iserlohn gesehen, und da hätten die Haie viel Leidenschaft gezeigt. Die DEG ist dennoch leicht favorisiert, aber wirklich nur leicht.

9. Ist das ohne Fans überhaupt ein richtiges Derby?

Das muss jede/r für sich selbst entscheiden. Sportromantiker werden es nicht so sehen. Und es gibt gute Argumente dafür: Die Stimmung, die Frotzeleien und Provokationen zwischen den Fangruppen, die Interaktion zwischen Spielern und Publikum – das macht ein Derby aus. Nun fehlen die Fans, was gerade in der riesengroßen Kölner Arena trostlos sein wird. Ob die Spieler trotzdem in den Derbymodus finden? „Ich muss sie nicht besonders einstellen“, sagt Harold Kreis, durch den „Magenta-Sport-Cup“ sei es sein Team nun „gewohnt, dass ohne Zuschauer gespielt wird“. Schön sei das nicht, aber nun mal nicht zu ändern. Und auch Haie-Trainer Uwe Krupp macht sich keine Sorgen, seine Mannen könnten die richtige Einstellung vermissen lassen: „Ich glaube, dass die Freude überwiegt, dass sie spielen dürfen. In dem Moment, in dem sie losgelassen werden, wird die Emotionalität da sein – gerade in einem Spiel gegen die Düsseldorfer.“

10. Wie sieht es personell bei der DEG aus?

Die wichtigste Nachricht verkündete Harold Kreis im Instagram-Live mit der Sportstadt: Mirko Pantkowski wird im DEG-Tor stehen. In der Defensive wird der neue Verteidiger Kyle Cumiskey noch fehlen. Seine Quarantäne konnte er laut einer DEG-Mitteilung „zwar vorzeitig beenden, für einen Einsatz kommt es aber noch zu früh“. Ob Nicholas Jensen zurückkehrt, ist noch offen. Ebenso, ob Neu-Stürmer Alexander Karachun erstmals spielen kann. Beide seien wieder fit, das letzte Wort ist nach ihrer Pause aber noch nicht gesprochen. Definitiv fehlen werden Matt Carey und Victor Svensson. Die DEG wird dennoch ohne Verstärkung aus der U20 auskommen.

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