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Außen oder draußen! – Fortunas Flügelspieler

Die wichtigsten Spieler in Preußers Konzept

Foto: Christof Wolff

von Norbert Krings

Fortunas Motor läuft noch nicht so richtig rund. Kein Heimsieg, dafür dreimal auswärts gewonnen. Mal hinten pfui und vorne hui, manchmal umgekehrt. Konstanz ist das Zauberwort, das in Düsseldorf noch niemand ohne schlechtes Gewissen in den Mund nehmen kann. Auffällig sind in dieser Spielzeit vor allem die Form- und Qualitätsunterschiede bei den Außenspielern – in der Defensive und auch auf den Flügeln in der gegnerischen Hälfte.

Matthias Zimmermann war in den vergangenen Spielzeiten Mr. Zuverlässig. In einem seiner ersten Liga-Pflichtspiele für die Fortuna hatte er beim 1:1 in der Bundesliga in Leipzig direkt getroffen. Die gut bewachte rechte Abwehrseite der Fortuna war vom Gegner früher nie als Schwachpunkt ausgemacht, weil Zimbo hinten dicht machte. Nach vorne war er eher selten unterwegs, doch was er machte, hatte meist Hand und Fuß. Und nicht selten kamen auch seine Flanken mehr als ordentlich an.

Zur Mitte und Ende der vergangenen Saison haben ihn Fans und Kritiker gegenüber den „alten Zeiten“ nicht so recht wiedererkannt. Die Quote verlorener Zweikämpfe stieg, die Ausflüge nach vorne wirkten uninspiriert, und irgendwann war für den Marathonmann, der keinen Konkurrenten auf seiner Position hatte, auch der Akku leer.

In dieser Saison hat er einen ernsthaften Konkurrenten und nun auch zwei Spiele hintereinander zunächst auf der Bank gesessen. Wie frustriert er über diese „Rückstufung“ ist, zeigte er mit seiner Geste – dem vor dem Mund gehaltenen Zeigefinger nach seinem herrlichen Tor zum 2:0 in Ingolstadt.

Khaled Narey kann sich als bisherige Gewinner der Saison bei der Fortuna fühlen. Er kam aus Hamburg, und viele fragen sich, warum der HSV einen so guten Mann hat ziehen lassen. Offensichtlich hat er sich dort nicht mehr wohl gefühlt, und Uwe Klein hatte sich schon vor drei Jahren um den Außenbahn-Spieler gekümmert und gefragt, ob er nach Düsseldorf kommen würde. Jetzt hat es geklappt und Narey ist inzwischen bei der Fortuna zu einem der wichtigsten Spieler geworden. Er verdrängte zuletzt Matthias Zimmermann aus der ersten Elf und zeigt aber vor allem im Offensivverhalten, wie wichtig er für Fortuna sein kann. 

Khaled Narey steht in der 2. Liga unter dem Top Ten der besten Scorer mit zwei Toren und vier Vorlagen. Er schafft es immer wieder, wie zuletzt in Ingolstadt, seine Gegenspieler zur Verzweiflung zu bringen. Er spielt gut mit, kann sich körperlich durchsetzen, ist antrittsstark und schnell. Auch seine Flanken können sich sehen lassen, sind aber verbesserungswürdig. Mit zwei Treffern bisher zählt er auch zu den torgefährlichsten Abwehrspielern – solange er noch in der Viererkette rechts hinten steht und nicht direkt wieder vorne spielt, wie beim 2:2 gegen Kiel.

Khaled Narey zeigt seine Klasse. Foto: Kenny Beele

„Es freut mich natürlich, dass ich Tore erziele und vorbereite. Wenn man dann auch noch mit der Mannschaft zu einem Erfolg kommt, ist es umso besser“, sagte Narey, der an allen drei Toren in Regensburg beteiligt war. Sein Elfmeterfoul sieht er auch mit Abstand nicht als bestrafungswürdig an. „Das war Wahnsinn und nie und nimmer ein Foul“, sagt der 27-Jährige, der sich für seinen direkten Konkurrenten Matthias Zimmerman sehr freute, dass er ihm den Ball zum 2:0 auflegen konnte. „Es nie einfach, wenn man nicht von Anfang an spielen kann, so war sein Tor für ihn, aber auch für die Mannschaft sehr wichtig.“

Felix Klaus hat nach gutem Start in Folge seiner Verpflichtung aus Wolfsburg schnell stark nachgelassen. Er fand keine rechte Bindung zum Spiel und seiner Mannschaft. Er wirkte oft wie ein Fremdkörper. Allerdings schien ihm damals auch ein wenig die mentale und physische Stärke zu fehlen. Zu oft ging es bei ihm um Nebenschauplätze wie Verletzungen, Haarschnitt oder Ähnliches.

Felix Klaus hat sich beretis gesteigert. Foto: Kenny Beele

Inzwischen besinnt sich der 29-Jährige mehr auf seine Stärken. Durch seine Schnelligkeit, seinen Antritt und die größere Robustheit konnte er sich immer wieder gut durchsetzen. Er spielt zwar nominell auf dem Flügel, er drängt aber auch oft in die Mitte. Einerseits schafft er nun damit für Narey Platz, andererseits gelingt es Klaus oft noch nicht, die Flanken so gut zu platzieren, dass sie auch beim eigenen Mitspieler landen. Fortuna hat bereits mehrfach von seiner Geschmeidigkeit im Strafraum profitiert, weil nach Fouls an dem Ex-Wolfsburger bereits zweimal Elfmeter gepfiffen wurde. In guter Form ist Klaus nicht aus der Mannschaft wegzudenken.

Niklas Shipnoski wartet bei der Fortuna immer noch auf den Durchbruch und sein erstes Tor in der 2. Liga für seinen neuen Verein. „Shippi“, wie er im Mannschaftskreis genannt wird, ist in einem Teufelskreis. Er benötigt Spielpraxis und ein Tor. Ohne mehr Spiel-Anteile und nach nur späten Einwechslungen ist es jedoch schwer, zu einem erfolgreichen Abschluss zu kommen. Ein Startelf-Einsatz bislang ist für den Ex-Saarbrücker bei seinem Potenzial eigentlich zu wenig. Allerdings muss er auch endlich zeigen, warum Fortunas Kaderplaner so viel Hoffnung in ihn gesetzt haben.

Der 23-Jährige ist in diesem Alter kein Talent mehr, sondern eigentlich ein gestandener Profi. Seine Stärken liegen auf den Außenpositionen, aber oft genug wird er entweder im Zentrum eingesetzt oder strebt zu sehr in die Mitte, um sich als Abstauber zu betätigen. Und auf dem Flügel kann er sich noch nicht so richtig durchsetzen, wobei die Konkurrenz in der eigenen Mannschaft derzeit sehr stark auftritt.

Robert Hartherz ist nominell linker Außenverteidiger und hat sich in dieser Saison zum Vorjahr um viele Prozente gesteigert. Als offensiver Außenbahnspieler kann er in erster Linie jedoch nicht bezeichnet werden, da ihm in Sachen individueller Klasse, was Durchsetzungsvermögen und gute Flanken angeht, noch einiges zu den Top-Spielern in der 2. Liga fehlt. Umso schöner war seine Vorlage beim 1:1 gegen Regensburg.

Hartherz hängt immer noch die schlechte erste Spielzeit bei der Fortuna an. Viele Fans hatten ihn schon abgeschrieben, doch in der Abwehr sieht sein Spiel nun durchaus zuverlässiger aus, als zuvor. Und wenn der Trainer den 28-Jährigen einem Nationalspieler aus Griechenland vorzieht, muss er ja auch etwas sehen, zum Beispiel gute Trainingsleistungen des Ex-Bielefelders.

Leonardo Koutris ist hingegen kein Trainings-Weltmeister. Christian Preußer würde sich wünschen, dass der Grieche etwas mehr von dem, was in ihm teilweise noch schlummert, auch in den Einheiten unter der Woche zeigt. Das Gesamtpaket, wie es der Trainer ausdrückt, ist derzeit offensichtlich schlechter als das von Florian Hartherz, sonst müsste Koutris Stammspieler sein.

Technik, Spielvermögen und halbwegs platzierte Flanken sind die Stärken von Leo Koutris.

Ihm wird nachgesagt, dass er Schwächen im defensiven Zweikampf hat. Doch inzwischen hat er auch, was dieses Problem angeht, aufgeholt und ist wieder ein ernsthafter Konkurrent für Kollege Hartherz. Was noch für den Griechen spricht, ist sein gutes Teamwork mit Kristoffer Peterson auf der linken Seite. Seitdem Koutris nicht mehr so häufig spielt, ist auch der Schwede nicht mehr so spielfreudig unterwegs.

Kristoffer Peterson fehlt sicherlich derzeit mal wieder ein Erfolgserlebnis. Der 26-Jährige ist in der Mannschaft und bei den Fans sehr beliebt. Das reicht aber nicht, um Stammspieler zu sein oder wieder zu werden. Peterson hat die technischen Möglichkeiten, die Schnelligkeit und auch die Abschlussstärke, um zu den Topspielern der Liga zu gehören. 

Kristoffer Peterson muss weiter an sich arbeiten. Foto: Beele

Sein manchmal etwas lethargisches Auftreten zeigt, dass er es auch noch nicht zu der Konstanz im Spiel gebracht hat, die ihn auf dem Transfermarkt noch interessanter erscheinen lassen würden. Der Schwede kann mehr, hat das allerdings bisher erst nur angedeutet. Er müsste sich mehr zutrauen, noch mannschaftsdienlicher spielen und defensiv besser abdecken. Das soltle nicht unmöglich sein.

Fazit: Fortuna hat gute Außenbahnspieler, die alle noch mehr leisten könnten, als sie bisher gezeigt haben. Jetzt haben sie für die Flanken in den gegnerischen Strafraum in Robert Bozenik auch einen weiteren Abnehmer. Die Flügelspieler könnten sich für Fortuna zu einem entscheidenden Faktor entwickeln. Das Spielsystem von Trainer Christian Preußer sollte dazu passen oder zumindest angepasst werden.

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