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Dann halt Paris

Düsseldorfer Skater Lenni Janssen hat Olympia in Tokio verpasst

Foto: Kenny Beele

von Bernd Schwickerath

Der Olympia-Traum von Lenni Janssen ist geplatzt. Aber kein Grund für den Düsseldorfer Skater, in ein Loch zu fallen. Er weiß, woran es lag: schwierige Vorbereitung, eine Verletzung, keine Topleistung im entscheidenden Moment. Und das nächste Ziel hat er schon fest vor Augen.

Vor ein paar Tagen hat Lenni Janssen endlich mal Urlaub gemacht. „Mit meinen Jungs auf Ibiza“, wie er erzählt. Ein paar Tage abschalten, mal runterkommen, nicht an Leistungssport denken, der in den vergangenen Jahren so gut wie jeden Tag im Mittelpunkt stand.

Nun ist es nicht so, dass Janssen derzeit mit einem schlechten Gefühl auf seine Leidenschaft schauen würde. Sicher, das große Ziel, die Olympischen Spiele von Tokio, die nächsten Monat beginnen, hat der Düsseldorfer Skater verpasst. Aber das habe ihn nicht in eine Sinnkrise gestürzt. „Ich kann damit umgehen. Es war nicht die letzte Chance, 2024 ist gut möglich, selbst 2028“, sagt Janssen, der ja gerade mal 20 Jahre alt ist. Seine große Zeit dürfte noch kommen.

Enttäuscht ist der Skater aus dem TEAM 2021 Düsseldorf natürlich trotzdem. Tokio sollte der vorläufige Höhepunkt seiner Karriere werden, die bislang vor allem eine Richtung kannte: nach oben. Schon als Vierjähriger stand er regelmäßig auf dem Skateboard – und zeigte sich gleich als großes Bewegungstalent. Parallel versuchte er sich im Turnen, im Kampfsport, doch die große Leidenschaft wurde das Skaten. Ganz zur Freude seines Vaters Alfonso Janssen, der in den 1970ern einer der ersten Skater des damals neuen Sports in Deutschland war.

Unterwegs in aller Welt

Sohn Lenni war bereits als junger Teenager so talentiert, dass es die ersten Berichte über dieses neue Ausnahmetalent aus Düsseldorf gab. Und seitdem dort 2018 der Skatepark in Eller eröffnet wurde, ist natürlich Lenni Janssen der Skater, der immer wieder als Foto- und Videomotiv herhalten muss.

Janssen hat sich auch längst über die Grenzen Düsseldorfs oder gar Deutschlands einen Namen gemacht, ist mittlerweile Stammgast bei Wettbewerben in aller Welt, tritt gegen die Stars der Szene an. USA, China, Brasilien, diverse Länder in Europa – der Düsseldorfer ist mit seinen 20 Jahren schon ganz schön rumgekommen.

Auch seine Erfolge können sich sehen lassen. Drei deutsche Vizemeisterschaften hat er bereits gewonnen. Aber es war wohl eben jener zweiter Platz Anfang Mai in Köln, der letztlich zu wenig war auf dem Weg nach Tokio. Nur die besten 20 der Weltrangliste schaffen es zu Olympia. Und die wird nach Punkten berechnet, jeder Wettbewerb hat eine eigene Wertigkeit, eine nationale Meisterschaft natürlich umso mehr. „Für den ersten Platz gibt es dort richtig viele Punkte, das wäre wichtig gewesen“, weiß Janssen, der aber eben „nur“ Zweiter wurde. Und die Schuld dafür ausschließlich bei sich selbst sucht: „Das, was ich an Tricks machen wollte, habe ich nicht geschafft. Da hat es nicht gereicht.“

Verletzung bremst ihn in den USA aus

Danach ging es in die USA, zur Dew Tour im Bundesstaat Iowa, der einzigen großen internationalen Ausscheidung für Olympia. Da hätte es ein Platz unter den ersten 15 sein müssen, was an sich schon schwer genug gewesen wäre bei der starken Konkurrenz im Mutterland der Sportart. Doch dann „zog er sich leider im Training eine Fersenprellung zu“, sagt Vater Alfonso, „das verhinderte Bestleistungen im Open Qualifier, und er schied vorzeitig aus dem Contest aus.“ „Ich konnte am Wettkampftag einigermaßen skaten, aber die Tage davor bin ich nur gehumpelt“, sagt Lenni.

Foto: privat

Blieben als letzte Chance die Ruhr Games Anfang des Monats in Bochum. Doch die Ferse war immer noch nicht ganz verheilt, zudem spielte das Wetter nicht mit, „man konnte sich nicht richtig warmfahren“, sagt Janssen, der das Finale verpasste. Zwar wurde er beim „Best Trick Contest“ Dritter, doch es reichte nicht für Olympia.

Auf die vergangenen Monate schaut er dennoch mit Stolz. In der Weltrangliste der Disziplin Park steht er auf Rang 54 von rund 700 Skatern aus aller Welt. „Quotenbereinigt“, sagt Vater Alfonso, sei es sogar „Platz 39, 19 Plätze von einer Teilnahme entfernt“, und das sei doch etwas. Auch Lenni Janssen selbst ist zufrieden: „Wenn man weiß, was für Namen nun hinter mir stehen. Da sind Fahrer bei, die früher meine Vorbilder waren, das ist schon krass.“

Keine optimale Vorbereitung wegen der Pandemie

Erschwerend kam natürlich die Corona-Pandemie hinzu. Janssen konnte in den vergangenen Monaten kaum regulär trainieren. Zwar hatte er als Leistungssportler eine Sondergenehmigung für den Park in Eller, „aber alleine macht das nicht so richtig Spaß“, sagt er. Und im Winter sei es ja eh immer schwierig mit dem Skaten. Dann fährt er meist nach Eindhoven in die dortige Halle, die jeden Tag auch diverse deutsche Skatern anlockt. Aber in Corona-Zeiten hatte die geschlossen.

Foto: Tim Korbmacher

So war es nicht viel mit durchgängigem Training auf dem Brett – ein enormer Nachteil gegenüber denen, die in wärmeren und trockeneren Gefilden leben. Da überrascht es nicht, dass die Top-20 der Weltrangliste fast alle aus den USA, aus Südamerika oder Südeuropa stammen. „Erstaunlich bis rühmlich, dass Lenni zwischenzeitlich bis auf 600 Punkte an einer Teilnahme dran war“, sagt Vater Alfonso.

Wie geht es weiter? Einen engen Wettkampfkalender hat sich der junge Düsseldorfer noch nicht gebastelt. Vielleicht geht es nächsten Monat nach Prag zum „Mystic Sk8 Cup“, aber ganz sicher ist das noch nicht. Janssen will nun erst mal den Führerschein anfangen, Dinge machen, die in den vergangenen Wochen und Monaten zu kurz kamen. Aber natürlich steigt er auch wieder aufs Skateboard. Als Profi ist es schließlich sein Beruf. „Nebenbei mache ich Athletiktraining, um zusätzliche Power zu bekommen“, sagt er. Tokio ist also abgehakt, aber an seinem Olympia-Traum ändert das nichts. Alles, was jetzt kommt, macht er für sein nächstes großes Ziel: Paris 2024.

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