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Das große „C“ nervt

Nein, nicht der Captain, auch nicht die Programmiersprache und schon gar nicht die „elektrische Kapazität“ oder das musikalische C-Dur. Jedem ist klar, es geht um C wie Corona.

Da freut man sich wie ein Beagle auf den gefüllten Fressnapf darauf, dass Game Day ist. Man packt Stulle, Nachtisch und Schmusetuch ein, um dann eine lapidare Email, eine Meldung in den Social Media-Kanälen oder auf Zuruf mitzubekommen, dass mal wieder nix geht. Im eigenen oder in des Gegners Team wurde positiv getestet und zack, alles dicht gemacht und die Quarantäne tritt umgehend in Kraft. Spiel fällt aus und/oder Zuschauer müssen daheim bleiben, wie oft schon erlebt.

Was da derzeit im Eishockey passiert, ist schon nicht mehr feierlich. Während z.B. Köln und die DEG ziemlich verschont blieben und bei 42 gespielten Games stehen, hängen die Rooster mit 32 Spielen, Augsburg und Straubing mit 35 absolvierten Begegnungen eine echte Kante hintendran.

Demnächst beginnt dann die sogenannte Olympia-Pause, in der – das muss man sich mal in Ruhe durch das Hirn rollen lassen – DEL Spiele parallel nachgeholt werden dürfen. Wenn nun beispielsweise ein Team 5 Nationalspieler abstellt und sich entschließt trotzdem einem Nachholspiel zuzustimmen, dann macht man das aus der Not, nicht geballt die verschobenen Games Schlag auf Schlag nach Olympia förmlich abackern zu müssen. Klar, alles freiwillig, man muss ja nicht, aber überlegt sich zweimal, ob man auf entscheidende Spieler lieber verzichtet und hofft, sich durchwurschteln zu können, oder riskiert, dass sein Team pünktlich zu den Playoffs aus dem letzten Loch pfeift. Alles natürlich nach der Regel, mindestens einen spielfähigen Torwart und 10 Feldspieler aufbieten zu können.

Mir fällt dazu nicht wirklich viel ein. Das “C” kann ich nicht weghexen, dafür bin ich zu wenig Bibi Blocksberg und eine Bubble ist eben auch nur so lange eine Bubble, bis diese unvorsichtig einen Plattfuß bekommt. Wer personell sowieso nicht auf Rosen gebettet ist, der riskiert schon eine Menge.

Was auch während eines Turniers dann noch alles passieren kann, erlebte man gerade bei der Handball-EM in der Slowakei. Wer die wenigsten Corona-Fälle im Team hat, der gewinnt. Mir graut schon ein wenig vor China – ein Marco Nowak ist frisch nominiert worden – da muss man hoffen, dass es den Burschen in Asien nicht erwischt.

Unsere Nationalmannschaft kann mal nicht so leicht auf DEL Spieler verzichten – die NHL hat’s da kommoder – denn es gibt keine zweite Reihe, die bestehen könnte. Eine AHL, die College Liga oder die Spieler außerhalb der USA und Kanadas, sind noch stark genug, das olympische Eishockey-Turnier erfolgreich zu gestalten. Wir können das eben nicht.

In der heutigen Zeit nicht dem großen Frust zu verfallen, ist gar nicht so einfach und ob die Eishockey-Saison wieder einmal knapp daran vorbei rauscht, ein Muster ohne Wert zu werden, da empfindet jeder anders. Mir fällt die Begeisterung für diesen aufregenden Sport spürbar schwerer, nach einem zweiten Jahr ohne meine Freunde in den Stadien überall. Ich weiß, damit bin ich nicht alleine.

Foto: Birgit Häfner

Es soll noch Fans geben, die natürlich nur das Spiel huldigen, aber auch die, denen das Zwischenmenschliche sehr am Herzen liegt und das Treffen mit anderen – zwar in unterschiedlichen Farben, aber mit dem Puck im Hirn – überall sehr wichtig ist. Nun, ich denke wir müssen uns befreien von der Hoffnung, dass der Rest der Saison oder wenigstens die Playoffs „normal“ ablaufen werden. Die Lust am Live-Sport in den Stadien nicht zu verlieren ist für mich die größte Herausforderung.

In einem Podcast – der demnächst bei der SVE (Spielergewerkschaft) veröffentlicht wird, signalisierte auch der Nürnberger Profi Oliver Mebus, dass man sich an das Spiel ohne Zuschauer niemals gewöhnen wird, ich konnte da nur zustimmen.

Es heißt also durchhalten Freunde der schwarzen Scheibe, irgendwann killt sich das Virus selbst und dann heißt es wieder: Alle ins Stadion und sein Herzens-Team wieder gemeinsam nach vorne peitschen.

Euer Heiko Sauer

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