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„Das Niveau ist besser als auf der normalen Tour“

Beachvolleyballer Sven Winter

von Bernd Schwickerath
Am Wochenende dürfen auch die Beachvolleyballer endlich in ihre Saison starten.

Vom 13. Juni bis 12. Juli treten 16 Teams in der extra gegründeten Beachliga auf den Plätzen neben der Arena an. Zwar ohne Zuschauer vor Ort, aber mit Liveübertragungen auf der Streaming-Plattform „Twitch“. Mit dabei sind die Düsseldorfer Olympia-Kandidaten Karla Borger, Alexander Walkenhorst und Sven Winter aus dem Stockheim Team Düsseldorf. Wir sprachen mit Sven Winter von der DJK Tusa 06. Winter, 21, ist mehrfacher Deutscher Jugendmeister und Jugend-Europameister. Seit 2017 spielt er an der Seite von Alexander Walkenhorst bei Turnieren in aller Welt – nun auch in Düsseldorf.

Herr Winter, monatelang hatten Sie und Ihre Kollegen auf die Saison hingearbeitet, und plötzlich saßen Sie zu Hause und waren zur Untätigkeit gezwungen. Hatten Sie überhaupt noch damit gerechnet, dieses Jahr wettkampfmäßig Beachvolleyball zu spielen?

Sven Winter: Wenn, dann nur in solch einem Format wie jetzt in Düsseldorf. Alex (Walkenhorst) hat schon relativ früh darauf hingearbeitet, eine Beachliga oder etwas Ähnliches zu starten, deswegen war ich sehr hoffnungsvoll. Aber natürlich habe ich mich anfangs auch erst mal gefragt: Wofür hast du eigentlich den ganzen Winter gearbeitet?

Das bislang letzte Turnier ist Monate her. Werden die Zuschauer dennoch gleich Spitzensport sehen oder brauchen Sie erst mal ein paar Spiele, um wieder in den Wettkampfmodus zu kommen?

Winter: Wir hatten uns ursprünglich natürlich nicht auf diesen Zeitpunkt periodisiert, einfach gesagt: Das ist jetzt kein geplanter Saisonhöhepunkt für uns. Außerdem konnten wir in den letzten Monaten nicht voll trainieren, das wird man anfangs schon merken. Aber wir werden auf jeden Fall mit einem ordentlichen Niveau anreisen. In NRW trainieren wir seit sechs, sieben Wochen, seitdem das für Bundeskaderathleten wieder möglich war. Und ich hoffe natürlich, dass auch die anderen Teams etwas gemacht haben und in der Corona-Pause nicht einfach die Seele haben baumeln lassen (lacht).

Apropos Bundesathleten: Es sind ja durchaus große Namen der Szene dabei: Karla Borger, die Deutsche Meisterin, Jonathan Erdmann, Bronzemedaillengewinner bei der WM, auch Sie und Alexander Walkenhorst sind keine Unbekannten…

Winter: Im Prinzip fehlen nur die ganz oberen Topteams, und da auch nicht mal alle. Das Niveau ist ist im Schnitt auf jeden Fall besser als auf der normalen deutschen Tour. Das ist definitiv ein Wettkampf, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

Im Gegensatz zu sonstigen Turnieren wird im Ligaformat gespielt. Nimmt das etwas den Druck raus, weil man nicht gleich bei einer Niederlage draußen ist?

Winter: Es ist immer die Frage, wie man in der Tabelle dasteht. Wenn man irgendwann in einer sehr komfortablen Lage wäre, wäre der Druck ein anderer. Ich habe zwar schon länger nicht mehr in der Halle gespielt, aber ich kenne den Ligabetrieb. Für uns heißt es jetzt einfach: Gas geben. Wir haben diesem Sommer nur diese 28 Spiele, deswegen wollen wir ins Final Four einziehen, um weitere Spiele zu kriegen. Die Beachliga ist für uns die einzige Chance, Wettkämpfe zu bekommen.

Fernab vom Sportlichen: Natürlich gibt es im Beachvolleyball keine klassischen Zweikämpfe,sie spielen auch an der frischen Luft. Aber die Corona-Pandemie ist nicht vorbei. Haben Sie keine Angst, sich anzustecken?

Winter: Ich habe da ehrlich gesagt keine Bedenken. Wir Spieler werden eine Woche vorher und einen Tag vorher getestet, und auch zwischendrin noch mal. Von daher wird in relativ kurzen Abständen gesehen, ob sich jemand infiziert. Wenn man das und die neuen Infektionszahlen berücksichtigt, sehe ich das Risiko relativ gering. Das Sicherheitskonzept, das Alex und die Sportstadt mit den örtlichen Gesundheitsbehörden entwickelt haben, ist dem, was nach den Öffnungen zuletzt wieder erlaubt ist, sehr weit voraus. Es ist sehr viel strenger, weil es schon vor vier, fünf Wochen entwickelt wurde. Mittlerweile darf man ja sogar wieder Hobbyturniere ausrichten.

Wo Sie gerade die Rolle von Alexander Walkenhorst ansprechen: Der Deutsche Volleyball-Verband ist gar nicht involviert, haben die Sportler die Beachliga alleine organisiert?

Winter: Im Prinzip muss man das so sagen. Alex hat das zusammen mit Daniel Wernitz, Constantin Adam, dem Manager von Karla Borger und Julia Sude, und Marcus Prüsener von der Münchener Agentur Kupconcept auf die Beine gestellt, das Konzept geschrieben und sich um die Kommunikation gekümmert. Alex ist da auch ein sehr krasses Beispiel, ich denke, das können nicht alle Sportler so leisten. Ich war nah dran und hab gesehen, wie er rund um die Uhr daran gearbeitet und all sein Herzblut reingesteckt hat, damit wir Volleyball in Deutschland eventuell mal größer breittreten können. Wir sind nach Fußball und Basketball fast die einzigen, die etwas bieten. Ich glaube, das ist eine Riesenchance für unseren Sport.

Umso bezeichnender ist es, dass die Initiative von den Sportlern selbst ausging. Man merkt insgesamt, dass Sportler mündiger werden. Sie äußern sich zu gesellschaftlichen Themen, gründen Gewerkschaften oder andere unabhängige Vertretungen wie Athleten Deutschland. Emanzipieren sich die Sportler gerade von Verbänden und Ligen?

Winter: Definitiv. Auch Athleten Deutschland ist eine gute Sache, weil die Sportler dort besser vertreten werden. Da wird eine Organisation geschaffen, die der Vormachtstellung der einzelnen Verbände entgegenwirken kann. Wenn man als Einzelsportler nicht mit dem Verband klar kommt, hat man einfach schlechte Karten hat. Dagegen geht das Konzept.

Zurück zur Beachliga in Düsseldorf: Für viele Zuschauer ist Beachvolleyball vor allem eine große Party. Mit Musik und hyperaktiven Stadionsprechern. Jetzt wird ohne Zuschauer gespielt. Wird das die Spiele verändern?

Winter: Die typische Centercourt-Stimmung wird definitiv fehlen. Aber auf allen Beach-Events gibt es auch immer Nebenplätze, und ich denke, das wird einfach ein bisschen in diese Richtung gehen Man wird sich da sicher erst mal dran gewöhnen müssen, und es wird auf jeden Fall einen Unterschied für die Zuschauer machen, weil nicht die ganze Zeit Entertainment geboten wird – wobei ich ehrlich gesagt auch gar nicht weiß, was da geplant ist. Aber für die Spieler wird es keinen Riesenunterschied machen. Klar, ein Finale vor 4000 Zuschauern oder wie in Timmendorf sogar vor 6000, 7000 zu spielen, ist schon cooler. Aber es geht halt im Moment einfach nicht. Und es wird jeder froh sein, überhaupt spielen zu dürfen. Daraus wird sich genügend Motivation und Adrenalin schöpfen lassen, dass das trotzdem geile Spiele werden.

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