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Das rot-gelbe Tief

Gründe für und Wege aus der DEG-Krise

Foto: Kenny Beele

von Tobias Kemberg

Der letzte Sieg datiert vom 19. Dezember, seither blieb Düsseldorfs führender Eishockeyklub acht Mal hintereinander ohne selbigen. Welche Faktoren in den vergangenen Wochen die entscheidenden Rollen spielen und wie es wieder bergauf gehen kann, das skizziert die Sportstadt im „DEG-Lagebericht“.

Siege in Serie, Vertragsverlängerungen mit zwei Top-Stürmern und mit Tabellenplatz fünf in der Deutschen Eishockey Liga so richtig auf Play-off-Kurs. All das ist gar nicht mal so lange her, genauer gesagt gerade nur etwas mehr als drei Wochen – die Jüngeren werden sich erinnern. Doch im Januar 2022 ist bei der Düsseldorfer EG davon aktuell nichts mehr zu sehen und zu spüren.

Den Begriff Krise hören sie rund um Brehmstraße und PSD BANK DOME sicherlich ungerne – im Sport gilt es damit ohnehin sehr vorsichtig umzugehen. Doch was die DEG in diesen Tagen und Wochen erlebt, darf getrost als solche bezeichnet werden. Oder zumindest als Ergebnistief. Am Sonntag kassierte das noch vor einigen Wochen so formstarke Team seine achte Niederlage in Folge (bei 14:31 Toren) und droht als Tabellenzehnter aus den Play-off-Rängen zu fallen.

Nach dem 4:7 gegen Berlin am vergangenen Freitag wurde Cheftrainer Harold Kreis deutlich und sprach von einer „indiskutablen Leistung über 60 Minuten“. Dabei hatte sein Team ein zwischenzeitliches 1:4 aufgeholt. Im Anschluss an das 3:4 nach Verlängerung in Straubing am Sonntag zeigte sich der 62-Jährige dann gar nicht mal unzufrieden und lobte das physische Element im Spiel seiner Profis. Immerhin holte die DEG damit ihren ersten Punkt seit dem 3:2-Erfolg über die Grizzlys Wolfsburg am 19. Dezember.

Enger Spielplan, kaum Regeneration und mentale Müdigkeit

Doch eine echte Trendwende war der erste von zuletzt 24 möglichen Punkten noch nicht. Die immerhin sieben erzielten eigenen Treffer des vergangenen Wochenendes lassen aber zumindest hoffen, dass die DEG offensiv wieder zu ihrem Rhythmus gefunden hat. Nun gilt es, an anderen Aspekten des eigenen Spiels zu arbeiten, um die Niederlagenserie nicht historisch werden zu lassen. 2012, nach dem Ausstieg des Hauptsponsors Metro, kassierten die Rot-Gelben einmal zehn Pleiten hintereinander.

Foto: Kenny Beele

Bevor es hier um die zu verbessernden Aspekte geht, müssen aber die Gründe für das Tief beleuchtet werden. Dazu zählt sicherlich der unerbittlich eng getaktete Spielplan. Die lange Olympiapause und die durch den Corona-Ausbruch im Team verlegten Begegnungen sorgten zuletzt für eine regelrechte Terminhatz. 22 Partien hat die DEG zwischen dem Re-Start nach dem Deutschland Cup und dem vergangenen Sonntag absolviert, phasenweise mit nur fünf Verteidigern und nur drei vollen Sturmreihen.

22 Spiele in 52 Tagen. Regeneration? Nicht möglich. Intensive Trainingsarbeit? So gut wie nicht möglich. Hin und wieder sind deshalb auch die Beine schwer, obwohl die Düsseldorfer Eishockeyprofis generell eine hervorragende Grundfitness mitbringen. Noch auffälliger ist jedoch die mentale Müdigkeit. Obwohl sich die Mannschaft auch bei Rückständen nie hängen lässt, so bedingt diese Ungenauigkeiten beim Pass oder Torschuss, individuelle Fehler oder Strafzeiten.

Spielerische Leichtigkeit ist abhanden gekommen

Auch die seit Ende Dezember fehlenden Fans in den Hallen sind ein zu berücksichtigender Faktor in der Gesamtgleichung. „Die Zuschauer sind eine Energiequelle“, sagte Verteidiger Bernhard Ebner kürzlich. Doch die Anhänger vermissen sie bei den anderen Klubs ebenso und als Ausrede wollen Ebner und Co. deren durch die Pandemie-Lage verordnete Abwesenheit nicht verstanden wissen. Genauso wenig wie die vielen Spiele. „Wir müssen vom Kopf bereit sein“, erklärt Ebner.

Der DEG fehlte es zuletzt an der spielerischen Leichtigkeit. Daraus resultiert ein Mangel an Ideen und Tempo. Zudem treffen und punkten derzeit einige Stürmer wie beispielsweise Alexander Ehl, Jerry D’Amigo oder Stephen MacAulay wenig oder gar nicht. Seit dem 21. Dezember hat keine DEL-Mannschaft öfters verloren oder weniger Tore (1,75) im Schnitt erzielt. Richtig schlecht sieht auch der aktuelle PDO-Wert aus. Der addiert die eigenen Schuss- und Fangquoten und liegt bei 92,8 Prozent – nur die Kölner Haie haben in diesem Zeitraum einen noch schlechteren PDO-Wert, der bei über 100 Prozent als gut gilt.

Foto: Kenny Beele

Mannschaft ist zu gut um auf Dauer schlecht zu sein

Wie also kommt die DEG jetzt raus aus der aktuellen Misere? Das Schöne am (Eishockey-)Sport ist, das ein einzelnes Spiel schon wieder viel in die richtigen Bahnen lenken kann. Soll heißen: Möglicherweise braucht es nur dieses eine verdammte Erfolgserlebnis. Denn so schlecht wie die jüngsten Ergebnisse ist die Mannschaft keineswegs. Sie mag auf Strecke gegenüber pekuniär besser situierten Vereinen vielleicht nicht die Qualität haben, um tatsächlich als Fünfter oder Sechster direkt ins Viertelfinale zu kommen. Aber: Die Play-off-Teilnahme ist weiterhin realistisch und absolut machbar. Die Mannschaft der DEG ist zu gut um auf Dauer schlecht zu sein.

„Dazu müssen wir aber anfangen, wieder Spiele zu gewinnen. Jeder Punkt zählt jetzt“, sagte Stürmer Daniel Fischbuch am vergangenen Wochenende. Mit einer reduzierten Fehlerquote und der Rückkehr zum „einfachen Eishockey“ ohne Firlefanz und Übermut sollte das wieder möglich sein. Denn die DEG war in jenen acht Spielen keinesfalls acht Mal chancenlos. Im Gegenteil: Sie verlor auch einige 50:50-Spiele – und das teilweise unglücklich.

Mit Nürnberg, Köln, Krefeld und Augsburg kommen nun jedenfalls wieder mehrere Gegner aus dem Regal mit der Aufschrift „Augenhöhe“. Eine Garantie für Punkte ist das selbstverständlich nicht. Doch das Verlässliche an Serien ist bekanntlich, dass jede einmal zu Ende geht. Bei der DEG hoffen sie auf ein solches am Donnerstag im Heimspiel gegen die Nürnberg Ice Tigers. Um dann mit Rückenwind zum Derby nach Köln zu fahren. Wenn es nur so einfach wäre. . .

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