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“Das war ein Gänsehautgefühl…“

Turbulente Wochen liegen hinter Luisa Steindor. Binnen 20 Tagen wurde die Spielerin des DHC mit der Deutschen Hallenhockey-Nationalmannschaft Europameisterin, Weltmeisterin und verlor zwischendurch mit dem DHC das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft. Und so ganz nebenbei arbeitet die 28-Jährige als Ärztin auf der Kinderstation der Helios-Kliniken in Krefeld.

Herzlichen Glückwunsch! Schon Zeit zum Durchschnaufen gehabt?

Naja, die letzten Wochen waren wirklich turbulent. Hockey ist ja nicht mein einziger Beruf. Das alles unter einen Hut zu bekommen ist nicht ganz einfach. Also eigentlich würden EM, Deutsche Meisterschaft und WM auch schon reichen. Dazu kommen die Dienste im Krankenhaus. Da frage ich mich manchmal schon: Wie schafft man das?

Ja, wie schafft man das eigentlich? Da geht doch bestimmt auch viel Urlaub drauf, oder?

Ja leider gab es tatsächlich keinen Tag Sonderurlaub, sondern alles ging von meinem normalen Kontingent ab. Die Meisterschaften sind für mich aber fast Erholung. Das klingt vielleicht etwas komisch, weil EM oder WM natürlich körperlich recht anstrengend sind. Aber es ist schon so, dass man ein bisschen länger schlafen kann als im Alltag, dass man gehegt und gepflegt wird, dass man die Mahlzeiten schön serviert bekommt und sich mittags ausruhen soll. Ich will nicht direkt von Erholung sprechen, aber es ist in gewissem Maße schon eine gesunde Auszeit. Und wenn man dann noch Erfolg hat, dann kann man tatsächlich gestärkt in den Alltag zurück kommen.

EM, WM oder Vizemeister, was bleibt am meisten im Gedächtnis?

Schwierig zu beantworten. Wahrscheinlich nicht nur wegen der zeitlichen Nähe schwebt mir die WM im Kopf herum. Das war ein Erlebnis, dass seinesgleichen sucht. Allein schon wegen der blanken Zahlen. Wir haben den Weltrekord in der Hallenhockey-Zuschauerzahl geknackt mit 8000 Leuten. Weil die WM in Deutschland war, waren die Zuschauer für uns und das hat man gehört. Das war ein Gänsehautgefühl, etwas Einmaliges in der Karriere und wird mir wohl für immer im Gedächtnis bleiben.

Was ist mit DM und EM?

Die EM war für mich aber auch ein absolutes Highlight. Ich stand schon relativ früh als Kapitänin fest und sollte die junge Mannschaft führen. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Der Deutsche Vizemeistertitel steht da vielleicht ein bisschen hinten an, eben weil wir nur zweiter geworden sind.

Wenn 8000 Leute in der Halle feiern, merkt man das als Spielerin?

Das merkt man auf jeden Fall. Das hat noch nie eine von uns so erlebt. Dass in Argentinien bei Feld-Länderspielen ab und zu mal ein paar Tausend Zuschauer da waren, das war ja schon großartig. Aber die waren dann ja für Argentinien. Aber die WM jetzt war in Deutschland und die Fans waren für uns. Da war die Atmosphäre nochmal viel geiler.

Und jetzt? Ist Erholung angesagt?

Nein, von Pause kann keine Rede sein. Nach dem EM-Sieg musste ich die Feierei gegen 22Uhr verlassen, weil ich montags eine 24-Stunden-Schicht im Krankenhaus hatte. Nach der WM hatte ich mir zumindest den Montag frei genommen und konnte so zumindest den WM-Titel gebührend feiern. Rosenmontag hatte ich frei. Aber seitdem geht es rund, ich habe normalen Wochendienst und dazwischen ein paar 24-Stunden-Schichten. Sportlich habe ich mir aber erstmal eine kleine Pause verordnet. Nach dem WM-Finale hatte ich Schmerzen an der Hüfte und deshalb erst einmal nicht trainiert. Mit der Arbeit in der Klinik bin ich aber auch so ausgelastet. Wahrscheinlich fange ich Ende der Woche wieder mit der Vorbereitung auf die Feldsaison an.

(PK)

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