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DEG verliert auch den zweiten Niederberger

Eishockey-Stürmer geht nach Krefeld

Foto: DEG

von Bernd Schwickerath

Wochenlang tat sich nichts auf dem Transfermarkt der Deutschen Eishockey Liga. Was gleich doppelt an der Corona-Krise lag: Erstens können die 14 Teams in diesen Zeiten nicht absehen, wie viele Zuschauer sie künftig in ihre Hallen lassen dürfen, welche Sponsoren dabeibleiben und wie viel Geld sie für ihre Kader zur Verfügung haben werden. Zweitens gab es in der Liga einen offiziellen Transferstopp. Nun ist der vorbei, und schon kommen die ersten Meldungen über Vereinswechsel. Auch die DEG hat am Donnerstag etwas verkündet. Allerdings etwas, was längst kein Geheimnis mehr war: Leon Niederberger verlässt seinen Heimatverein.

An der Brehmstraße sind sie deswegen etwas verstimmt. Nicht, dass sie sauer auf Niederberger selbst sind. Bereits Anfang des Monats, als die Gerüchte über einen Abgang aufkamen, sagte DEG-Manager Niki Mondt, dass er Niederberger „keinen Vorwurf“ machen würde, er würde sich „für ihn freuen, dass er trotz der derzeitigen Situation einen Vertrag in der DEL bekommen hat“. Stattdessen ärgern sie sich in Düsseldorf über das Vorgehen von Niederbergers neuem Verein, der sich anscheinend nicht an das Verhandlungsverbot gehalten hat. „Laufende Gespräche zwischen der DEG und Niederberger über seinen möglichen Verbleib in Düsseldorf waren aufgrund des zwischenzeitlichen, Corona-bedingt beschlossenen Transferstopps innerhalb der Penny DEL auf Eis gelegt worden. In dieser Zeit hat sich der Stürmer dann für einen Wechsel innerhalb der Liga entschieden“, heißt es in der Mitteilung. Nach WZ-Informationen wird Niederberger am Freitag bei den Krefeld Pinguinen vorgestellt.

DEG hätte noch mal mit Niederberger verhandelt

Dabei standen die Chancen für den 24-Jährigen nicht schlecht, auch in der kommenden Saison für seinen Heimatverein auflaufen zu können. „Leon wäre definitiv eine Option gewesen“, sagt Manager Mondt, der Niederberger in den vergangenen Monaten allerdings nichts versprechen konnte. Zudem hätte der Stürmer wegen der Einnahmeausfälle mit einer Gehaltsreduzierung rechnen müssen. Aber mit seinen Leistungen in der vierten Reihe sowie in Unterzahl waren sie bei der DEG zufrieden.

Vielleicht lag es aber auch an eben jener limitierten Rolle, dass Niederberger nun eine neue Herausforderung sucht. Er habe der DEG „sehr viel zu verdanken“, wird er in der Mitteilung zitiert. „Aber vielleicht ist es in dieser Phase meiner Karriere besser, mal das ‚bekannte Nest‘ und die eigene Komfortzone zu verlassen und woanders neue Erfahrungen zu sammeln.“ Zwar betonte Niederberger auch in der vergangenen Saison immer wieder, wie stolz es ihn mache, durch seine Auftritte in Unterzahl einen Teil zum Erfolg beitragen zu können. Mit seiner reduzierten Eiszeit (11:44 Minuten pro Spiel) schien er aber nicht immer glücklich zu sein. In Krefeld, wo gerade kein Stein auf dem anderen gelassen wird, dürfte er künftig eine prominentere Rolle einnehmen.

Die Niederbergers hätten die neuen Kreutzers werden können

Sportlich ist der Abgang für die Düsseldorfer also zu verkraften, was schwerer wiegt: Niederbergers Ansehen. Ist er doch nicht nur der Sohn von DEG-Legende Andreas Niederberger, in den 90ern eine der Stützen auf dem Weg zu fünf Meisterschaften in sieben Jahren. Leon ist auch in Düsseldorf geboren und hat das Eishockeyspielen an der Brehmstraße gelernt. Was ihn zu einem der Fanlieblinge machte. Zudem ist er durch seine Zweitkarriere als Musiker auch außerhalb der überschaubaren Eishockey-Szene populär. Auf Instagram folgen ihm mehr als 26 000 Menschen. Das sind nur 5000 weniger als beim offiziellen Vereinsaccount der DEG.

Hinzu kommt, dass vor einigen Wochen auch sein Bruder Mathias wechselte. Der beste Torhüter der Liga geht zu den Eisbären Berlin. So sind nun beide Niederbergers weg. Und damit die prominentesten Namen der Mannschaft, die auch Düsseldorfern jenseits des Stammpublikums bekannt waren. Die Niederbergers hatten das Potenzial, die neuen Kreutzers zu werden, eine Familie synonym für die DEG. Nun ist niemand mehr da. In Sachen Vermarktung ein schwerer Schlag. Gerade in Zeiten, in denen der Klub seine Fans nicht mit Titeln begeistern kann. In den vergangenen acht Jahren gewann die DEG genau eine Play-off-Serie, die bislang letzte Finalteilnahme war 2009, als noch das große Geld von der Metro floss.

Da braucht es andere Geschichten, um die Fans bei Laune zu halten. Am besten die von der besonderen Verbundenheit des Teams zu Verein und Stadt. Doch die zu erzählen, wird immer schwieriger. Es finden sich ja kaum noch Düsseldorfer oder zumindest Spieler aus der eigenen Jugend im Profikader. In der Saison 2015/16 spielten noch sieben gebürtige Düsseldorfer bei der DEG, zudem drei weitere ehemalige Jugendspieler. Vergangene Saison gab es immerhin noch fünf Spieler, die Düsseldorf im Pass stehen haben. Stand jetzt bleiben davon noch zwei: Torhüter Hendrik Hane (19) und Verteidiger Nicolas Geitner (21). Talente, aber (noch) keine Leistungsträger, die Trikots verkaufen und Leute in die Halle locken.

Fischbuch und Hane werden wichtiger

Manager Mondt weiß natürlich um das Problem, aber ihm seien die Hände gebunden: „Wir haben Philip Gogulla nicht gerne hergegeben, wir haben Mathias nicht gerne hergegeben, und auch mit Leon hätten wir noch mal gesprochen. Zumindest bei Maxi Kammerer versuchen wir es noch. Aber so viele Düsseldorfer laufen ja auch nicht in der Liga herum.“

Umso besser für Mondt und die DEG, dass er Daniel Fischbuch aus Nürnberg verpflichten konnte. Der ist zwar gebürtig aus Bad Friedrichshall, allerdings wohnen seine Großeltern und sein Bruder in Düsseldorf. Zudem hat er bereits in der Jugend an der Brehmstraße gespielt und war nach dem Metro-Ausstieg einer der „jungen Wilden“, die für wenig Geld, aber mit viel Leidenschaft für den klammen Tabellenletzten spielten. Seine Bedeutung für den Klub und die von Torhüter Hendrik Hane werden nach dem Abgang von Leon Niederberger nun immer wichtiger. Sportlich — und für die Vermarktung.

Quelle: WZ

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