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Derby vor dem TV ist doof

Es gibt so Spiele, die kann man völlig entspannt und recht emotionsgebremst vor dem heimischen Fernseher verbringen. Klar, live ist da sicher auch netter und die Bierdusche und die Senfflecken an den Klamotten machen deutlich mehr Spaß, wenn sie von unbekannten Rabauken – anstatt in mühevoller Handarbeit selbst beigebracht – passieren. Solche Spiele gibt es, aber was gar nicht geht, dass man das Derby im Eishockey schlechthin zwischen der DEG und dem Club aus der Nachbarstadt mit der großen Kirche versäumen muss.

Hunde-Sitting machte mir den Strich durch die Rechnung – schließlich kann der kleine Kerl nichts dafür, und mit einer Verlegung konnte ich beim DEB auch nicht punkten – somit hieß es: Bier rechts, Bratwurst daneben und links der Pudel auf der Couch, Dolby Surround scharf gestellt und die Klatschpappe gefaltet, um das immer wieder reizvolle Derby zu genießen. Noch fix den Nachbarn Bescheid gesagt, dass es zuweilen doch lauter werden könnte, sei es ein Jubillieren wegen toller Szenen oder ein Tobsuchtsanfall, wenn was in die Hose geht bei der DEG. Derby Nummer 233 und die Bilanz lautete bisher: 232 Spiele, 109 Siege DEG, 112 Niederlagen und 11 Unentschieden (es gab mal eine Zeit, da waren Remis möglich). Satte 9200 Zuschauer fanden den Weg, was nichts anderes bedeutete: Ausverkauft (coronakonform)!

Echte Nostalgie fand dann auch noch vor dem Spiel statt, denn „good old“ Petr Hejma sen. wurde geehrt. Ein Spieler, den ich in meiner Eishockey-Kindheit sehr verehrte. Petr blieb nach einem Gastspiel 1968 von Sparta Prag in Düsseldorf kurzerhand hier (der kalte Krieg seiner Zeit ließ grüßen) – damals duellierte man sich im altehrwürdigen Stadion an der Brehmstrasse, noch ohne Dach (!), wer erinnert sich noch? – und gewann mit Xaver Unsinn 1972 auch seine erste Deutsche Meisterschaft mit Düsseldorf. Die wirklich gute alte Zeit und er ist eine wahre Legende.

Foto: Birgit Häfner

Was muss man zum Spiel schreiben? Vor allem war es unglaublich dramatisch, mit starken Haien, kämpferischen Düsseldorfern, die nie aufsteckten, exzellenten Goalies auf beiden Seiten und mächtig Stimmung in der Halle. Ein eins zu eins in der regulären Spielzeit. Overtime mit Unterzahl und Überzahl. Final natürlich auch noch das Penaltyschiessen und Köln gewinnt. Kurz und knackig – aber natürlich viel zu kurz – zusammengefasst.

Nach der ungewollten Pause der DEG, hatte ich wirklich nicht erwartet, dass die Rot-Gelben sich so bockstark ins Getümmel werfen. Ich ziehe meinen Hut, ein großartiges Derby und ich finde, dass man so ein Spiel vor der Glotze sehen muss immer noch doof, aber mal so richtig.

Euer Heiko Sauer

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