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„Die Saison war eine große Challenge“

DEG-Trainer Harold Kreis im Interview

Foto: Kenny Beele

von Tobias Kemberg

Auch für den 62-Jährigen war es die ungewöhnlichste Eishockeysaison überhaupt. Im Interview blickt der Trainer der Düsseldorfer EG auf die Spielzeit zurück, verrät, was er vielleicht anders gemacht hätte und spricht über die Vertragsverlängerungen von Torhüter Hendrik Hane und Verteidiger Kyle Cumiskey.

Herr Kreis, wie fassen Sie die Saison der DEG rückblickend in wenigen Sätzen zusammen?

Harold Kreis: Nach gutem Start kam vor dem Wechsel in den Süden bekanntlich diese schwierige Phase. Da habe ich kurzzeitig ein paar Bedenken gehabt, weil uns einfach die Stabilität gefehlt hat. Das Powerplay war nicht gut, unsere beiden jungen Torhüter spielten nicht mit dem Selbstvertrauen von vorher, läuferisch und kämpferisch waren wir sicherlich nicht schlecht, aber auch nicht auf dem notwendigen Niveau. Unsere Reihe mit Tobi Eder, Matt Carey und Alexander Karachun gab uns den Anschub, um diese negative Spirale umzukehren. Am Ende fehlte uns nicht viel für die Play-offs. Die haben wir aber nicht aufgrund des 1:6 in München verpasst, sondern weil wir beispielsweise zwei Mal gegen Krefeld oder auch die „Back-to-back“-Spiele gegen Iserlohn verloren haben.

Medial immer positiv hervorgehoben wurde die gute Moral der DEG. Wie hat das Trainerteam die Mannschaft diesbezüglich erlebt?

Kreis: Moral war nie ein Problem. Aufgrund der Begleitumstände und der Unsicherheiten vor und während der Saison gab es zwar kurze Momente, in denen die Mannschaft mit anderen Dingen beschäftigt war. Dass es auch mal Konflikte gibt, ist nicht ungewöhnlich oder ungesund. Unser Teamspirit wurde aber zurecht hervorgehoben. Aber auch für mich persönlich war die Saison eine große Challenge.

Also waren Sie trotz verpasster Play-offs nicht ganz unzufrieden?

Kreis: Spieler, Trainer und Verein möchten immer den maximalen Erfolg. Doch die generellen Umstände mit fehlenden Zuschauern oder dem Gehaltsverzicht müssen in jeder Bewertung berücksichtigt werden. Deshalb ziehe ich einfach den Hut vor meinen Spielern. Mir hat gefallen, wie die Mannschaft das alles gehandhabt hat. Trotzdem übe ich auch ein bisschen Selbstkritik. Eine Zeit lang sind wir, bin auch ich selbst, unbewusst vom Weg abgekommen. Aber die Jungs haben danach noch einmal einen Turnaround geschafft. Positiv gesehen habe ich zudem die Entwicklung von jungen Spielern wie Tobi Eder und Alexander Ehl. Ebenso freut es mich, dass Charlie Jahnke in der DEL bleibt, weil es für Spieler, die nicht mehr unter die U23-Regel fallen, oftmals schwierig ist.

Vor der Saison schwang eine Menge Skepsis mit, auch bei Ihnen. Hat sich das später gelegt?

Kreis: Als die Saison losging, war es für alle ein Experiment. Es gab große Anstrengungen und großen Verzicht. Meine Skepsis wurde weniger, als sich die Routine einstellte. Ich habe gedacht: Mensch, jetzt kannst du deinen Beruf ausüben. Das hat geholfen, ebenso wie die Emotionen bei Siegen und Niederlagen. Deshalb war es erfüllender zu spielen als nicht zu spielen.

Foto: Birgit Häfner

Die DEL kam insgesamt gut durch ihre Saison. Gibt es ein Lob an die Liga?

Kreis: Ja, die Liga und die Vereine haben einen guten Job gemacht. Dass nur ein Spiel vor den Play-offs ausgefallen ist, spricht für die Hygiene- und Sicherheitskonzepte sowie ihre Umsetzung.

Beim Thema Kaderplanung gab es in den vergangenen Tagen auch wieder Bewegung. Torhüter Hendrik Hane hat seinen Vertrag bis 2023 verlängert. . .

Kreis: Genau. Damit setzen wir auch in der neuen Saison auf zwei junge Torhüter, gehen unseren Weg auf dieser wichtigen Position weiter. Zuletzt haben wir Mirko Pantkowski und Hendrik Hane im Wechselrhythmus spielen lassen. Das war angesichts der Taktung der Spiele bewusst so gewählt. In der kommenden Saison wird die Aufteilung noch mehr „performance-based“ sein. Beide bringen für 2021/22 jetzt schon mal mehr Erfahrung mit.

Erfahrung ist das perfekte Stichwort: Auch Verteidiger Kyle Cumiskey trägt weiterhin das rot-gelbe Trikot. Ein Verteidiger mit besonderen Qualitäten, oder?

Kreis: Kyle ist ein „Impact Player“. Es freut mich sehr, dass wir ihn für drei Jahre weiterverpflichten konnten. Mit seinen läuferischen Qualitäten konnte er sich in der eigenen Zone oft sehr gut aus dem Forechecking des Gegners befreien und mit seinem Tempo hat er uns immer wieder nach vorne gebracht. Wir wollen bekanntlich eine Mannschaft sein, die über das Läuferische kommt. Und da passt Kyle Cumiskey natürlich perfekt zu uns.

Wie sehen Ihre kommenden Wochen aus? Bleibt auch mal Zeit zum Abschalten?

Kreis: Ich bin in Düsseldorf geblieben und arbeite erst einmal weiter. In den vergangenen Tagen und Wochen habe ich mir die Play-offs der DEL und aus der Schweiz angeschaut. Darüber hinaus arbeite ich noch bestimmte Aspekte der Saison auf und tausche mich natürlich auch mit Sportdirektor Niki Mondt aus, wenn es um den neuen Kader geht. Wir haben zwar erst im Dezember angefangen, aber es kam mir trotzdem wie eine lange Saison vor. Das Regenerieren darf deshalb auch nicht zu kurz kommen, aber derzeit lege ich nicht die Füße hoch.

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