D.SPORTS

Home of Sports

“Düsseldorf scharf wie Mostert“ nur Petrus versalzte den Rosenmontag

Ehepaar Geisel mit Tour de France-Chef Christian Prudhomme (Foto: Stadt Düsseldorf/Susanne Diesner)

160208rosenmontag2
Gästetribüne am Rathaus (Foto: Stadt Düsseldorf/Susanne Diesner)

„Zoch“ wegen drohenden Unwetters abgesagt/Jecken feierten Jacques Tillys Mottowagen vor dem Rathaus/OB Geisel lud zum Empfang ins Rathaus

Der Rosenmontag 2016 in Düsseldorf wird ohne „Zoch“ stattfinden. – Diese Entscheidung mussten die Verantwortlichen vom Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) am frühen Rosenmontag, 8. Februar, im Rathaus bekannt geben. Die vom Deutschen Wetterdienst prognostizierten starken Windböen in Kombination mit Regenfällen ließen den Umzug mit Jacques Tillys kultigen Motivwagen zu riskant erscheinen. „Nach den Wettervorhersagen hätte ein Großteil des Zuges zu der Zeit noch am Rheinufer voll im Wind und Regen gestanden. Zudem sind die Düsseldorfer Wagen im Gegensatz zu den Kölnern in Leichtbauweise konstruiert, was auf der einen Seite die schönen plastischen Darstellungen erlaubt, auf der anderen Seite sind die Wagen aber anfälliger gegen Windböen. Da wir spätestens seit ‚Ela‘ wissen, was ein Sturm anrichten kann, mussten wir diese Entscheidung treffen“, erklärt CC-Sprecher Hans-Peter Suchand.

Bei aller Traurigkeit über die Absage, die Düsseldorfer Jecken machten das Beste daraus, feierten Rosenmontag unter dem Motto „Düsseldorf –scharf wie Mostert!“ und huldigten Jacques Tillys kultige Motivwagen mit einer Party vor dem Rathaus. Dort fuhren die Wagen für eine kleine Präsentationsrunde vor und wurden von den Besucherinnen und Besuchern ausgiebig betrachtet und fotografiert. Musikgruppen sorgten derweil für Karnevalsstimmung, während Oberbürgermeister Thomas Geisel und Ehefrau Vera mit den Gästen des traditionellen Rosenmontagsempfangs und den angereisten Närrinnen und Narren den kleinen „Zoch“ mit mehrfachen lautstarkem Helau begrüßten. Mittendrin im Geschehen: Wagenbaumeister Jacques Tilly, der den Journalisten Rede und Antwort stand, die Idee hintern seinen Motiven erklärte – im Blickpunkt standen in diesem Jahr insbesondere das Flüchtlingsthema, die Übergriffe auf Frauen zu Silvester, Donald Trumps brachialer US-Wahlkampf und der IS-Terror – und den verblüfften Betrachtern und Fans verkündete: „Morgen werden die Wagen wie in jedem Jahr wieder zerstört. Mit überholten Motiven gehen wir nicht in einen möglichen späteren Zoch!“

Jacques Tillys Motivwagen zu den Übergriffen auf Frauen zu Silvester (Foto: Stadt Düsseldorf/Susanne Diesner)
Jacques Tillys Motivwagen zu den Übergriffen auf Frauen zu Silvester (Foto: Stadt Düsseldorf/Susanne Diesner)

Gefeiert wurde in Düsseldorf dieses Jahr dann vornehmlich „inhouse“ – ob in den Kneipen der Altstadt, den Stadtvierteln oder im Rathaus. Dort tröstete der Oberbürgermeister das Prinzenpaar Hanno I. (Hanno Steiger) und Venetia Sara (Sara Flötmeyer) in seiner Ansprache zum Rosenmontagsempfang im Jan-Wellem-Saal: „Wir können vielleicht schon morgen bekannt geben, wann der Zug nachgeholt wird –und mit dem späteren ‚Zoch‘ verlängert sich die eigentlich sehr kurze Session des Prinzenpaares. Trotzdem bitte ich darum, dass morgen Abend beim närrischen Zapfenstreich der Stadtschlüssel zurückgegeben wird, denn ich muss jetzt erstmal weiterarbeiten.“

Die Absage des Rosenmontagszuges und des Kö-Treibens hatte auch Auswirkungen auf die Arbeit der Polizei und des Ordnungs- und Servicedienstes. Es waren weniger Gäste in der Stadt, somit verringerten sich auch die Einsatzzahlen. Da sich der Karneval in Düsseldorf schon früh in die Partymeilen und Kneipen verlagerte und bis in die Nacht andauern wird, kann erst am Folgetag (Veilchendienstag) eine aussagekräftige Bilanz gezogen werden.

Für das Ordnungsamt, das am Rosenmontag auch mit 220 Einsatzkräften, darunter auch private Sicherheitsdienste und Verwaltungskräfte, im Einsatz war, stand neben dem Glasverbot auch der Jugendschutz im Vordergrund. Seit Weiberfastnacht bis Rosenmontag, 15 Uhr, waren so vom Ordnungs- und Servicedienst (OSD) 80 „positive“ Jugendschutzkontrollen (Vorjahr: 130) vorgenommen worden. Die ertappten Jugendlichen mussten den Alkohol auf Geheiß des OSD wegkippen und auch Zigaretten entsorgen. Die Jugendschutzkontrollen gingen auch in diesem Jahr einher mit den Glasverbotskontrollen. An den Kontrollstellen in der Altstadt hielten die OSDler auch die Jugendlichen gleich mit im Blick. Zur Karnevalsbilanz gehörten auch mehr als 140 erwischte so genannte Wildpinkler (Vorjahr: 170).

Ein insgesamt ruhiger Tag war es für das Team vom Security Point, der erstmals in diesem Jahr im Jonges-Haus in der Mertensgasse eingerichtet wurde: Nach Angaben des Büros für die Gleichstellung von Frauen und Männern hatte keine Frau den Frauen Security Point in Anspruch genommen, um sich dort helfen zu lassen (Stand: 16 Uhr).

Feuerwehr hatte gut zu tun

Am frühen Morgen fand eine erste Lagebesprechung der Feuerwehr in der Leitstelle zur Absage des Rosenmontagzuges statt. Der geplante Sanitätsdienst mit vier Unfallhilfsstellen am Burgplatz/Rathausinnenhof, Kay-und-Lore-Lorentz-Platz, Stadtbrückchen und in der Steinstraße sowie die zwei mobilen Rettungswachen mit zwölf Rettungswagen, zwei Notarzteinsatzfahrzeugen, acht Krankentransportwagen, wurde auf die neue Situation angepasst und deutlich reduziert. Im Einsatzplan blieb die Unfallhilfsstelle im Rathausinnenhof, mit acht Sanitätern, einem Arzt und Fußtrupps bestehen. Ebenso die mobile Rettungswache am Stiftsplatz mit zwei Rettungswagen, zwei Krankentransportwagen und einem Notarzteinsatzfahrzeug. Von den 208 vorgesehenen Rettungshelfern, Rettungssanitäter, Rettungsassistenten, Notärzten und Führungskräften zur Koordination, blieben letztlich 45 im Dienst (2015: 293, 2014: 279).

Der Sanitäts- und Rettungsdienst hatte bis um 16 Uhr mit 162 (2015: 166, 2014: 112) Einsätzen im gesamten Stadtgebiet gut zu tun – die Einsatzzahlen sind vergleichbar mit dem Vorjahr. Bis um 16.30 Uhr gab es elf (2015: 66, 2014: 49) Hilfeleistungen in der Unfallhilfsstelle. Für elf (2015: 29, 2014: 14) Jecken aus der Altstadt endete der Rosenmontag mit einem Transport ins Krankenhaus. An Glasscherben verletzte sich bis gegen 17 Uhr keiner der Narren (2015: 3, 2014: 3).

Im Düsseldorfer Stadtgebiet kam es aufgrund von Sturmböen bis um 16 Uhr zu insgesamt zehn Einsätzen. Die erste Meldung kam aus Benrath, dort war gegen 11 Uhr eine Blechverkleidung durch den Sturm von einem Dach abgerissen worden und verfing sich in einer Baumkrone. Über eine Drehleiter konnten die Einsatzkräfte das Blech entfernen. Nur 24 Minuten hatte die Feuerwehr einen Einsatz an der Rethelstraße. Um 14.59 Uhr kam ein Notruf von der Henkelstraße. Dort drohte ein abgerissener Ast einer Linde herunterzustürzen. Gegen 15.15 Uhr musste die Feuerwehr zur Königsallee/Ecke Grünstraße ausrücken. Dort hatten heftige Sturmböen mehrere schwere Dachpfannen „ausgehoben“, die zum Glück in der Dachrinne liegen blieben – sie wurden entfernt. Zu dieser Zeit wäre dort der Rosenmontagszug vorbeigezogen. Ein Baum kippte in der Ludolfstraße um – der Einsatz läuft derzeit noch. Zu einem weiteren Einsatz am Kamper Weg ist die Feuerwehr unterwegs.

Närrischer Zapfenstreich am Rathaus

Beim „Närrischen Zapfenstreich“ am Dienstagabend, 9. Februar, am Rathaus wird das Prinzenpaar Hanno I. und Venetia Sara von Oberbürgermeister Thomas Geisel und Michael Laumen, Präsident des Comitee Düsseldorfer Carneval, nach aktuellem Stand in die Verlängerung geschickt. Beginn des „Närrischen Zapfenstreichs“ auf dem Marktplatz ist um circa 19 Uhr.

(bu)

Teilen