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Ein Zitat ist ein Zitat…

Kommentar zu Äußerungen des F95-Keeper

Foto: Wolff

von Jan Wochner

EIN KOMMENTAR

Fortuna Düsseldorfs Torwart Florian Kastenmeier hat mit Äußerungen über Manuel Neuer aufhorchen lassen. Darin kritisiert er das Torwartspiel Neuers. Ist Kastenmeier wirklich so naiv?

Es gibt ein einfaches journalistisches Prinzip. Ein Zitat ist ein Zitat. Das was gesagt worden ist, lässt sich nicht widerlegen. Im Fall von Fortuna Düsseldorfs Torwart Florian Kastenmeier und seinen Äußerungen über Nationalkeeper Manuel Neuer aber ist etwas schief gelaufen.

Das Zitat, mit dem Kastenmeier in der „Bild“ aufgetaucht ist, lautete so: „Aber rein fachlich und technisch gesehen hat er natürlich schon das eine oder andere Manko. Aber solange er die Dinger hält und Welttorhüter wird, kann man nicht groß meckern.“ Korrekterweise druckte die Zeitung auch folgende Äußerung in dem Text mit ab: „Es ist schon nah an der Perfektion. Für die meisten Menschen hat er gehalten, was es zu halten gibt. Er ist der Beste der Welt.”

Manuel Neuer und technische Mankos? Die Äußerung bleibt hängen, lässt sich nicht mal eben so beiseite schieben, gerade unter dem Eindruck der überragenden Leistung des Nationaltorhüters im Champions-League-Finale vergangenes Wochenende. Wie kann er nur, fragt man sich angesichts Kastenmeiers im Verhältnis zu Neuer bescheidener Karriere. So wie Kastenmeier im Boulevard-Artikel dargestellt wird, ist ein Aufschrei der Leser absichtlich vorprogrammiert worden. Es fehlt aber gänzlich die Einordnung und so verwundert es nicht, dass sich Kastenmeier via Instagram zu einer Klarstellung genötigt sah.

Der Torwart der Fortuna schreibt dort: „Wer bin ich denn, dass ich mich über unseren Weltmeister, zweifachen Champions League-Sieger, achtfachen Deutschen Meister und Welt-Torwart äußere? […] Und da liegt mir wirklich nichts ferner, als eine Diskussion über Manuel Neuer vom Zaun zu brechen, dessen Leistung und Spielniveau ja nun wirklich über jeden Zweifel erhaben ist.“ Das werden einige als nachträgliche Entschuldigung werten, als Eingeständnis für einen Fehler.

Die Einordnung bringt aber Licht ins Dunkel. Kastenmeier kam mit seiner Kritik nicht ungefragt um die Ecke. Ein Mitarbeiter der Rheinischen Post wollte von ihm wissen: „Wenn Sie das Torwartspiel von Manuel Neuer anschauen, sagen Sie, das ist nah an Perfektion, oder gibt es da aus Ihrer fachlichen Sicht noch ein paar Kritikpunkte anzubringen?“ Kastenmeier antwortete nicht sofort. Die RP druckte seine volle Antwort ab: „Es ist schon nahe an der Perfektion, aber natürlich kann man darüber streiten, dass er ein paar Bälle hält, weil er sie hält, aber die Technik ist eine ganz andere. Aber er hält sie halt einfach. Er hat alles gehalten, was es zu halten gibt. Aber rein fachlich und technisch hat er schon das ein oder andere Manko. Aber solange er die Dinge hält und Welttorhüter wird, was will man da groß meckern?“

Und so entsteht plötzlich ein anderes Bild. Natürlich hält Neuer bisweilen unorthodox. Kastenmeiers angebliche Kritik am Bayern-Keeper erscheint so in einem anderen Licht und wirkt schlicht und einfach wie Bewunderung. Es wird deutlich: Ein Zitat ist ein Zitat. Das was gesagt worden ist, lässt sich nicht widerlegen. Aber ein Zitat muss vollständig betrachtet werden, ehe es richtig eingeordnet werden kann.

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