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Eine Reise – zwei Weltmeisterschaften

Tusa-Spielerin Paula Schürholz bei der Beachvolleyball-WM

Foto: Ruhr Games

von Bernd Schwickerath

Eigentlich wäre Paula Schürholz schon vergangenes Jahr zur U19-WM nach Thailand geflogen. Doch dann wurde das Turnier verschoben. Nun findet es statt, und die junge Beachvolleyballerin der Tusa 06 tritt gleich in zwei Altersklassen an.

Wird nun gespielt oder nicht? Geht es Anfang Dezember nach Thailand oder nicht? Die Beachvolleyball-Szene hat mal wieder Tage und Wochen voller Ungewissheit hinter sich. Schuld ist wie so oft in diesen Zeiten die Corona-Pandemie. Da kann man ja kaum langfristig planen. Erst recht nicht, wenn man um die halbe Welt fliegen will.

Eigentlich hätte die U19-WM für die besten Teenager der Welt schon vergangenes Jahr stattfinden sollen, doch dann fiel sie aus und wurde auf 2021 verlegt. Bis zuletzt gab es selbst hinter dem neuen Termin Fragezeichen. Nun steht aber fest: Sie findet statt, gemeinsam mit der U21-WM in Thailand, die ursprünglich für den September geplant. Was für Paula Schürholz einen Vorteil hat: eine Reise, zwei Weltmeisterschaften.

Entsprechend „aufgeregt“ sei sie, „es sind ja meine ersten Weltmeisterschaften“, sagt die 19 Jahre alte Essenerin, die für die DJK Tusa 06 Düsseldorf über den Sand fliegt. Für die hat sie in den vergangenen Jahren bereits einige Erfolg gesammelt: diverse Podestplätze bei Turnieren, U20-Gold bei den Deutschen Meisterschaften, selbst bei den Erwachsenen war sie schon auf der Tour und beim Endturnier am Timmendorfer Strand aktiv. Was ist also drin bei der WM? „Schwierig“, sagt sie, „man muss ja erst mal gucken, wer kommt, wer absagt, wer einreisen darf.“ So ist das in Corona-Zeiten.

Schon mit 14 verließ sie ihr Elternhaus

Paula Schürholz ist ganz sicher dabei und erlebt dann den vorläufigen Höhepunkt ihrer Karriere. Einer Karriere, für die sie schon früh viel gegeben hat. Los ging es zu Hause in Essen mit klassischem Hallenvolleyball beim VV Human. Doch schon mit 14 Jahren verließ sie das Elternhaus und ging auf das Volleyball-Internat nach Münster, spielte für Olympia Münster und nebenher im Sand mit wechselnden Partnerinnen.

Foto: Robert Monka

Das war eine große Entscheidung, doch die 14-jährige Paula ging sie ganz entspannt an: „Ich habe mir gesagt: Ich gucke es mir mal an, wenn es was ist, bleibe ich dabei, wenn nicht, gehe ich halt zurück.“ Doch das kam ihr schon nach kurzer Zeit nicht mehr in den Sinn: „Ich war immer schon ambitioniert und wusste schnell, dass der Weg der richtige ist.“ Und so weit weg war sie nun auch nicht. Eine knappe Stunde ist es von Essen nach Münster, da fuhr sie am Wochenende häufig nach Hause oder bekam Besuch. „Meine Familie hat mich immer unterstützt.“

Auch deswegen schaffte sie es früh in die Nationalmannschaft im Hallenvolleyball, fuhr 2018 mit der U17 zur EM nach Bulgarien. Ein Jahr später – die Schule war mittlerweile beendet – folgte der nächste Karriereschritt, Paula Schürholz wechselte an den Bundesstützpunkt nach Stuttgart, spielte für den dortigen MTV in der 2. Bundesliga. Doch schon vorher hatte sie gemerkt, dass sie sich langfristig im Sand sieht: „Ich wusste von Anfang an, da schlägt mein Herz für.“

Das begann so richtig 2013 auf Borkum. „Ich war beim Beach-Camp von Wolfgang Wybrands, da habe ich noch Spaß am Sport gefunden. Und weil ich für die Halle irgendwann eh zu klein geworden wäre, habe ich mir gedacht, beim Beachen habe ich bessere Chancen“, sagt Paula Schürholz, die „Wollo“ Wybrands bis heute „eine Art Mentor“ nennt.

Regelmäßige Besuche in Düsseldorf

Weil der auch bei der Tusa trainierte, kam über ihn und Düsseldorfs Beachvolleyball-Teammanagerin Stefanie Klatt der Kontakt ins Rheinland. Zwar ist ihr Lebensmittelpunkt weiter Stuttgart, wo sie im fünften Semester Wirtschaftspsychologie studiert, aber sie ist auch regelmäßig bei der Tusa unterwegs. „Düsseldorf ist die beste Anlaufmöglichkeit für Beachvolleyballer, die Unterstützung für uns ist unglaublich gut.“

Für die nächsten Wochen ist aber erst mal Thailand der Ort des Geschehens, genauer: das so genannte Inselparadies Phuket, Sehnsuchtsort für Weltreisende. Mit Urlaub hat das für die Athletinnen und Athleten aber natürlich nichts zu tun. Sie leben für Wochen in einer Bubble. Paula Schürholz sogar länger als viele andere, spielt sie ja gleich zwei Turniere.

Los geht es alles am Nikolaustag. Zunächst steht das U19-Turnier auf dem Programm, in das Paula Schürholz mit Elea Beutel vom SC Potsdam startet – „das in diesem Jahrgang beste Team“, sagt Bundestrainer Jörg Ahmann. Insgesamt sind 32 Teams aus aller Welt am Start, 28 sind gesetzt, um die letzten vier Plätze streiten sich 14 weitere. Das Potsdamer-Düsseldorfer Duo ist bereits im Hauptfeld dabei, „deswegen haben wir die Hoffnung, dass wir weit kommen“, sagt Paula Schürholz.

Foto: Detlef Gottwald

Anders sieht es in der U21 aus. Da muss sie gemeinsam mit Hanna-Marie Schieder erst noch durch die Qualifikation. „Nur vier Teams kommen weiter, vermutlich wird man drei Siege benötigen, und vor allem die zweiten Teams der USA und Brasilien sind sehr stark, sodass bereits in der Quali harte Gegner warten“, weiß der Bundestrainer. Ein Vorteil allerdings: Mit Hanna-Marie Schieder spielte Paula Schürholz in dieser Saison bereits bei den Deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand.

Binnen weniger Tage mit zwei verschiedenen Partnerinnen – das ist nicht einfach. „Es ist total unterschiedlich, und Marie und ich sind eingespielter, mit Elea muss ich mich noch einfinden“, sagt Paula Schürholz. Ganz neu ist Elea Beutel für sie allerdings nicht, die beiden spielten 2019 gemeinsam bei der U18-EM und gewannen Silber bei der nationalen Konkurrenz, „aber das ist zweieinhalb Jahre her“. Der Vorfreude tut das aber einen Abbruch. Und die Ziele für ihre WM-Premiere sind hoch – Paula Schürholz hat viel dafür getan, und lange drauf gewartet.

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