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Endlich wieder fechten

Anna Limbach startet bei der Demaskiert Liga

Foto: Kenny Beele

von Piet Keusen

Endlich wieder fechten. Am 27. und 28. November startet in Düsseldorf die Demaskiert Liga. Dann treten im Areal Böhler die vier besten Säbelfechterinnen und die vier besten Säbelfechter Deutschlands gegeneinander. Erst im Modus „Jeder gegen jeden“, dann im K.o.-Prinzip. Anna Limbach vom TSV Bayer Dormagen ist 14-fache Deutsche Meisterin und eine der Favoritinnen. Sie kann es kaum erwarten.

Frau Limbach, wie lange ist der letzte Wettkampf für Sie her?

Anna Limbach: Das war im März in Athen.

Und seitdem?

Limbach: Ich habe trainiert, soweit es ging, so wie es die Bestimmungen zugelassen haben. Aber seit März haben wir keinen Wettkampf mehr gehabt. Es gab nur ein paar Trainingswettkämpfe, bei denen wir innerhalb des Teams gegeneinander gefochten haben.

Schon komisch, oder? Immerhin tragen Sie beim Sport ja immer eine Maske…

Limbach: (Lacht) Das haben wir auch gesagt: Wir tragen immer Maske und Handschuhe, wir halten Abstand und wenn uns einer zu nah kommt, dann wird er „erstochen“. Und trotzdem dürfen wir nicht fechten.

Wie gehen Sie als Leistungssportlerin mit der Situation um?

Limbach: Auf der einen Seite ist es ja mal ganz schön, nur zu trainieren ohne den Druck des Wettkampfs. Unsere Wettkampfsaison ist sehr lang und geht von Oktober bis Ende Juli. Es gibt kaum Wettkämpfe in Deutschland, meistens reisen wir um die Welt. Bei uns geht es meistens nur ums Fechten. An den Tagen, an denen wir nicht fechten, da sind wir dann mal zwei Wochen im Urlaub. Deswegen ist es schön, kurz Luft schnappen zu können, Verletzungen richtig auszukurieren oder ganz speziell zu trainieren. Aber die Situation, wie sie jetzt ist, das kann es ja auch nicht sein.

Was fehlt Ihnen?

Limbach: Mir fehlt natürlich die Kernessenz des Fechtens. Also das Duellieren. Das fehlt mir total, sich mit den Gegner zu messen. Nur so zu trainieren, ohne den Wettkampf vor Augen zu haben, also explizit ohne zu fechten, das ist bei uns sehr schwer. Beim Fechten geht es ja nicht darum, sich nur ein bisschen fit zu halten, sondern wir haben ein Ziel, auf das wir hin trainieren. Das hat natürlich gefehlt in den letzten Monaten.

Sie haben acht Monate keinen richtigen Wettkampf bestritten. Was erwarten Sie von der Demaskiert Liga?

Limbach: Der Start einer solchen selbst organisierten Liga ist natürlich historisch und ich habe den Ehrgeiz, zu gewinnen, gut zu fechten und mich nach so langer Zeit ohne Wettkampf nicht zu verletzen. Das ist eben noch nicht die Olympiaqualifikation.

Wie läuft die Demaskiert Liga ab?

Limbach: Ein normaler Wettkampf fängt mit einer Runde auf fünf Treffer an, in der Runde sind sieben Fechterinnen. Danach folgt ein K.o.-System auf 15 Treffer. Die Teilnehmerzahl liegt normalerweise zwischen 150 – 250 Fechterinnen.  Die Demaskiert Liga ist jetzt ein ganz neues Format. Es gibt vier Teilnehmer, die Wettkämpfe gehen auf 15 Treffer. Erst gibt es eine Runde, bei der man auf die anderen drei Fechterinnen trifft. Dann gibt ein K-o.-System ebenfalls auf 15 Treffer, dann ist es ähnlich wie beim Tennis: Wer verliert ist raus.

Das heißt, es kann auch ganz schnell wieder vorbei sein?

Limbach: Das ist beim Fechten leider immer so. Oft fliegen wir sehr weit, zum Beispiel nach Korea und stehen nur 10 Minuten auf der Planche. Bei der Demaskiert Liga ist es toll, dass wir alle drei 15er-Gefechte in der Runde haben und erst danach ins K.o.-System gehen.

Zuschauer sind ja leider nicht erlaubt. Wie wichtig sind Zuschauer beim Fechten?

Limbach: Es ist natürlich schade, dass keine Zuschauer dabei sind. Zuschauer sind essenziell. Die feuern an, die klatschen, die machen Stimmung. Fechten ist ein sehr emotionaler Sport. Ich fechte am besten, wenn Zuschauer dabei sind und ich merke, dass mich jemand unterstützt. Jetzt wird wegen der Corona-Regeln auch kein Trainer dabei sein. Ich bin also ganz alleine da. Das ist richtig für diese Art von Turnier und völlig verständlich. Aber wenn das so weiter ginge, also etwa eine Olympia-Quali ohne Zuschauer und ohne Trainer, das wäre eine Katastrophe.

Apropos Olympia-Quali. Was kommt nach der Demaskiert Liga?

Limbach: Ich gehe davon aus, dass bis Ende des Jahres kein Spitzensport mehr möglich sein wird auf internationalem Niveau. Aber ich hoffe, dass ab März die Quali weiter geht. Da fehlen im Fechten noch ein Weltcup und ein Zonen-Qualifikationsturnier, das ist so eine Art Olympia-Trial, da nehme ich teil. Und wenn ich mich qualifiziere, dann wäre Ende Juli Olympia. Ich hoffe, das bleibt so.

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