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Existenzängste und „Wiederauferstehung“

85 Jahre DEG – Teil 3

Foto: Birgit Häfner

von Tobias Kemberg

Die Sportstadt gratuliert der Düsseldorfer EG mit einer kleinen Serie zum Geburtstag. Im dritten und letzten Teil geht es um die Saison mit Chris Valentine als Trainer, den Neustart in der Bundesliga sowie die Jahre nach dem Ausstieg der Metro als Hauptsponsor.

Nach dem achten Meistertitel im Jahr 1996 ziehen dunkle Wolken am rot-gelben Himmel auf. Doch noch zwingt die Schuldenlast den Klub nicht in die Knie. Was aber bereits nicht mehr wegzudiskutieren ist: Die Zeiten der Dominanz und regelmäßiger Finalteilnahmen sind vorüber. 1996/97 werden die Play-offs verpasst und wieder einmal gibt es einen großen Umbruch.

Chris Valentine übernimmt den Trainerposten und formt ein Team, das viele Fans bis heute in freudiger Erinnerung schwelgen lässt. 1997/98 ist zwar bereits im Play-off-Viertelfinale Endstation, doch in der „Valentine-Saison“ begeistern bis dahin unbekannte Namen wie Shane Peacock, Dave Marcinyshyn, John Lilley oder Todd Harkins die Anhänger. Die DEG bietet mit einer Mischung aus physischem Eishockey und viel Herzblut unterhaltsamen Sport. Doch als die Viertelfinalserie gegen Mannheim läuft, ahnen viele bereits, was ihrem Verein unmittelbar bevorsteht.

Vorstandsboss Josef Klüh zeigt sich nach den Verfehlungen im Abrechnen von Eintrittskarten sowie unversteuerten Sonderzahlungen selbst an, Schatzmeister Rainer Gossmann landet zu dieser Zeit gar in der Untersuchungshaft. Mehr als 20 Millionen D-Mark Schuldenlast quälen den stolzen Traditionsverein inzwischen. Klüh tritt zurück, Ben Zamek übernimmt. Ein Verbleib in der 1994 gegründeten Deutschen Eishockey Liga erscheint nicht zuletzt aufgrund der gesunkenen Zuschauerzahlen und interner Querelen unmöglich.

Schnelle Jahreshauptversammlungen dank unbequemer Kirchenstühle

Die DEG stellt einen Antrag auf Aufnahme in die neue eingleisige Bundesliga, die der DEL Konkurrenz machen soll. Der achtmalige Deutsche Meister gilt als Zugpferd. Aus der Vorsaison verbleiben nur die Stürmer Leo Stefan und Viktor Gordiouk. Problem ist nur, dass der Plan des Deutschen Eishockey-Bundes nicht aufgeht. Der DEB verkauft den Titel „1. Bundesliga“ an die DEL, Sponsoren und das Fernsehen wenden sich der finanzstarken obersten Spielklasse zu.

So wird schnell klar: Die zügige Rückkehr in die DEL muss das Ziel sein. 2000 gelingt der DEG der Wiederaufstieg. Nachdem jedoch Sponsoren abspringen und Investoren fernbleiben, droht ein erneuter Kollaps – bis die Metro im März 2001 neuer Haupt- sowie Namenssponsor wird. Die Umbenennung von DEG in DEG Metro Stars löst nicht bei jedem Jubelschreie aus, für den Verbleib in der DEL ist dieser Schritt jedoch essentiell.

Fortan wird nicht mehr Geld ausgegeben als nötig. Ein Beispiel: Jahreshauptversammlungen werden aufgrund von Umbaumaßnahmen an der Brehmstraße in dieser Zeit in den Räumen einer evangelischen Kirchengemeinde abgehalten. „Können wir den Raum noch einmal nutzen? Bei Ihnen sind die Stühle so unbequem, dann dauert es nicht so lange“, sagt Geschäftsführer Schmellenkamp einmal bei der Anfrage im Pfarrbüro.

Pokalsieg, Umzug, Metro-Ausstieg

2006, kurz vor dem Umzug in den ISS DOME, gibt es an der altehrwürdigen Brehmstraße noch einmal etwas zu feiern: Die DEG gewinnt den Deutschen Eishockey-Pokal. Für Urgestein, Rekordspieler und Klublegende Daniel Kreutzer ist es der einzige Titel mit seinem Heimatverein. In Erinnerung bleibt die Play-off-Halbfinalserie aus demselben Jahr, als das Team von Trainer Don Jackson in einem dramatischen fünften Spiel die Kölner Haie bezwingt. Der ganz große Wurf gelingt nicht, im Finale sind die Eisbären Berlin zu stark.

In den Folgejahren ist die DEG Dauergast in den Play-offs. Die Zuschauerzahlen aber sinken stetig und Manager Lance Nethery gibt regelmäßig viel Geld für Teams aus, die um Meisterschaften mitspielen sollen. Das Ganze aber bleibt ohne den gewünschten Erfolg. Am 19. Mai 2011 verkündet die Metro ihren Ausstieg, einen echten „Plan B“ hat im Verein niemand. So steht das Profieishockey in Düsseldorf wieder einmal vor dem Aus.

Der Tabellenletzte stellt den DEL-Topscorer

Foto: Birgit Häfner

Trotzdem geht es in der DEL weiter – dank großer Anstrengungen auf vielen Ebenen. Unter anderem hilft die Stadt Düsseldorf, die Toten Hosen spielen ein Benefizkonzert und Teammanager Walter Köberle agiert mit einem Budget, das nur entfernt an eines der anderen Ligaklubs erinnert. Deswegen ist es nicht überraschend, dass die DEG unter Trainer Christian Brittig Tabellenletzter wird.

Dennoch bemerkenswert: Mit Calle Ridderwall stellt sie den DEL-Topscorer der Saison. Andere Neue wie Justin Bostrom, Andreas Martinsen oder Marc Zanetti liefern gemeinsam mit erfahrenen Profis wie Niki Mondt und Daniel Kreutzer sowie dem Rest des Teams zumindest beherzte Vorstellungen ab. Das wird von den Fans honoriert. Harte und ehrliche Arbeit von Spielern, die nicht durch Söldner-Mentalität bestechen, ist genau das, was lange gefehlt hat.

Renaissance“ und Play-off-Rückkehr unter Christof Kreutzer

Nach zwei unter dem Strich dennoch bitteren Jahren am Tabellenende geht es in der Saison 2014/15 wieder bergauf. Der einstige Meisterspieler Christof Kreutzer steht inzwischen als Coach hinter der Bande. Angeführt von Torhüter Tyler Beskorowany, der den verletzten Bobby Goepfert ersetzt, Ken André Olimb und Daniel Kreutzer erreicht das Team einen bemerkenswerten fünften Tabellenplatz und spielt sich nach einer packenden Viertelfinalserie gegen die Hamburg Freezers sogar bis ins Play-off-Halbfinale vor. Plötzlich ist die DEG so „in“ wie seit den Neunzigern nicht mehr.

2015/16 bestätigen Trainer und Mannschaft, dass die vorherige Saison kein Zufall war. Erneut wird die DEG Fünfter, diesmal kommt allerdings schon im Viertelfinale gegen Wolfsburg das Aus. 2017 muss Christof Kreutzer gehen, nach Platz elf und dem Verpassen der Play-offs. Sein Nachfolger Mike Pellegrims besticht in der Saison darauf eher durch Verschlossenheit und Skepsis gegenüber Medien- und Vereinsvertretern als durch Erfolg mit der Mannschaft. Das Missverständnis mit dem als Spieler einst geliebten Verteidiger aus Belgien endet im Januar 2018.

Zur Saison 2018/19 kehrt Harold Kreis nach Düsseldorf zurück und übernimmt zum zweiten Mal die Position des Cheftrainers – nicht zuletzt dank der Überzeugungskünste von Teamarzt Dr. Ulf Blecker. Mit dem Deutsch-Kanadier gelingt der DEG die Rückkehr unter die Top-Sechs der Deutschen Eishockey Liga.

Hier geht es zu Teil 1 unserer DEG-Serie.

Hier geht es zu Teil 2 unserer DEG-Serie.

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