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Feinbier: Jetzt müssen bei Fortuna alle wach sein

Ex-Kapitän zweifelt nicht am Klassenerhalt seines alten Klubs

Foto: Imago/Oliver Hardt

von Norbert Krings

Das waren noch Zeiten, als Fortuna Düsseldorf in der Regionalliga kickte und Marcus Feinbier Kapitän der Mannschaft war. 53 Mal spielte der heute 52-Jährige für den Traditionsklub und erzielte 24 Tore. Immer noch schaut und hört er genau hin, wenn es um Erfolge, Tragödien und Probleme seines alten Vereins geht, der die vorletzte Profistation seiner Karriere war. Daher ist er im Bilde, was die augenblickliche Situation von Fortuna Düsseldorf angeht und schildert in unserem Interview seine Eindrücke.

Herr Feinbier, wie geht es Ihnen und was machen Sie heute?
Marcus Feinbier: Mir geht es gut, habe nur derzeit Ärger mit der Software meines E-Autos.

Verfolgen Sie das Schicksal Ihres alten Vereins in Düsseldorf?
Feinbier: Ich schaue schon die Spiele, und es ist wieder einmal bei der Fortuna nicht so, wie man es sich erhofft hat. So verkehrt spielen sie nicht, aber da fehlt die Konstanz. Entweder bekommen sie eine Partie nicht über die Runden oder bekommen früh Gegentore und laufen denen hinterher wie jetzt im letzten Spiel. Wenn man das zusammenzählt, steht man da, wo man nicht hinwill.

Ist das Selbstvertrauen denn so wichtig, wenn man ein guter Fußballer ist?
Feinbier: Wenn eine Mannschaft in einen solchen Negativlauf reinkommst, kannst du machen, was du willst. Dann ist auch in der Mannschaft der Wurm drin, und jeder muss sich zunächst um sich selbst kümmern. Die Geschlossenheit fehlt, und es sieht ganz anders aus, wenn du fünf Spiele in Folge gewonnen hast. So aber versucht jeder, mit sich selbst klarzukommen. Wenn du dann nach fünf Minuten wieder zurückliegst, denkst du, die ganze Sche… geht von vorne los. Da kannst du kaum etwas machen. Aus so einer Phase musst du dann so schnell wie möglich rauskommen.

Und was muss nun passieren?
Feinbier: Die Mannschaft ist gefordert, denn sie hat die Qualität, sich auch gegen den Antilauf zu stemmen. Wenn du dann so ein dreckiges Spiel gewonnen hast, könnte das ein Schlüssel und die Befreiung sein. Nach einem oder zwei guten Spielen wie gegen Darmstadt und St. Pauli kannst du die Sicherheit jedoch noch nicht komplett wieder haben. Da ist dann auch der Trainer gefordert, denn du hast ja gezeigt, wenn alle an einem Strang ziehen, funktioniert es. In der 2. Liga musst du unbedingt Konstanz zeigen. Das geht nur, wenn alle Spieler ihre persönliche Leistung bringen und darüber die Mannschaft dann funktioniert. Es ist noch genug Zeit, aber jetzt müssen alle wach sein.

Kann das Fußball spielen noch nicht lassen: Marcus Feinbier als Sieger mit Bayer Leverkusen im AOK-Traditionsmasters 2019 in Berlin. Foto: Imago, Matthias Koch

Wie reagiert die Mannschaft darauf, wenn einem Trainer nur noch halbherzig der Rücken gestärkt wird?
Feinbier: Nach dem was ich erlebt habe – und Fortunas Trainer ist bereits angezählt – ist das nicht förderlich. Ich habe da keine gute Erfahrung gemacht. Die Spieler machen dann nicht bewusst weniger, aber es ist keine gute Situation. Wenn ein Profi heraushört, noch eine Niederlage, dann ist der Trainer sowieso weg, macht das was mit einem. Für Fortunas Trainer, der sicherlich talentiert ist, tut mir das leid. Aber unter dem Strich zählen die Ergebnisse. Diese Trainer-Thematik sollte man nicht öffentlich, sondern intern besprechen. Denn so geht es dann Schritt für Schritt weiter, wenn das nächste Spiel nicht gewonnen wird. Es wird dann nur eine Herumeierei. Jetzt haben sie sich bei Fortuna dafür entschieden, dass er bleiben soll. Die Mannschaft sollte jetzt in Ruhe arbeiten, und es muss ein Dreier her. Passiert das nicht, wird irgendwann dann jeder Trainer in Frage gestellt, wenn es keine Ergebnisse gibt. Wenn dann der Klub einmal im Abwärtsstrudel drinhängt, wird es ganz schwer.

Gibt es so etwas, dass ein Profi gegen den Trainer spielt?
Feinbier: Das habe ich in der Form noch nicht erlebt. Im Unterbewusstsein ist das aber drin: der Trainer ist schuld. Das habe ich noch nie gemocht, denn im Endeffekt steht die Mannschaft auf dem Platz. Der Trainer macht sicherlich auch Fehler, aber das als Alibi zu nehmen, finde ich nicht korrekt. Verlangt ist, dass alle Spieler das Mögliche herausholen und alles geben. Es geht um Existenzen, und nur wenn die Mannschaft gut ist, können die Spieler auf sich aufmerksam machen. Wenn dann ein Vertrag ausläuft, kann es sein, dass ein Profi sich zu viel umschaut. Zwölf Verträge laufen aus, das ist in dieser Situation nicht förderlich für das Team. Allenfalls diese Situation kann ich mir vorstellen.

Ist Unruhe im Verein oder im Umfeld ein Problem für die Mannschaft?
Feinbier: Nein, das ist eine ganz andere Ebene. Man hört hin oder man liest es, aber man kann ohnehin keinen Einfluss darauf nehmen. Zu viele Baustellen im Verein sind aber auch nicht gut. Jetzt kann Klaus Allofs zeigen, was er für Beziehungen und Kontakte hat, um seinen Teil dazu beizutragen.

Schafft Fortuna es, die Liga zu halten?
Feinbier: Davon bin ich fest überzeugt. Ich bin auch der Meinung, Fortuna müsste in der Bundesliga spielen. Das schaffen andere auch ohne viel Geld. Großer Zusammenhalt und als Einheit zu wirken, wäre entscheidend. Eigentlich hat Düsseldorf gute Voraussetzungen. Diese Saison ist mal wieder verkorkst, es darf jetzt nicht alles so abbröckeln.

Marcus Feinbier:
52 Jahre alt; geboren am 30. November 1969
An einer Fußballschule in Langenfeld beteiligt
Ein U21-Länderspiel 
Ein Spiel in der Olympia-Auswahl
Von 2005-2007 bis bei der Fortuna
53 Spiele und 24 Tore für F95

 

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