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Fortuna: Was für und gegen Preußer spricht?

Nach erneuter Pleite kommt die Trainer-Diskussion auf

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Dass diese Spielzeit in der 2. Fußball-Bundesliga bislang eine Enttäuschung für Fortuna Düsseldorf darstellt, ist bei diesem Tabellenstand und den gezeigten Leistungen keine Überraschung. Wer ist dafür verantwortlich? Ist es die Mannschaft, weil sie keine Leistung abliefert? Ist es der Kaderplaner, weil das Team nicht wie versprochen punktuell verstärkt wurde? Oder kommt wieder der im Fußball als so normal angesehene Reflex zur Geltung, dass die ganze Schuld beim Trainer liegt? Wir untersuchen, was der Trainer zu verantworten hat und was nicht.

Dafür kann Christian Preußer nichts!
Kaderplanung: Bislang hat sich nur Khaled Narey als echte und wertvolle Verstärkung für die Mannschaft herausgestellt. Selbst der in Japan so hochgelobte mit vielen Vorschusslorbeeren nach Düsseldorf gekommene Ao Tanaka ist über allenfalls durchschnittliche Leistungen nicht hinausgekommen. Dragos Nedelcu ist eher eine Sechs als ein Innenverteidiger. Er offenbarte auf dieser Position einige Schwächen. Während Robert Bozenik zu selten spielt, um seine Qualitäten zu beweisen, ist Nicklas Shipnoski eine Enttäuschung, weil er sich entweder nicht in der 2. Liga durchsetzen kann oder ihm das Selbstvertrauen dazu fehlt.

Die eigentliche Problemzone der vergangenen Saison wurde nicht verstärkt. Im offensiven Mittelfeld ist allenfalls ein Shinta Appelkamp zu finden, der mit kreativen Ideen ausgestattet ist. Doch eigentlich wollte man dort eine Verstärkung finden, auch weil es um die Verletzungsanfälligkeit von Appelkamp in dieser Spielzeit nicht besser steht als im vergangenen Jahr. Eine gewisse Mitschuld an der derzeitigen Lage muss man also auch der Kaderplanung zuschreiben.

Die Spieler: Den Eindruck, dass sich die Mannschaft unbedingt an den eigenen Haaren aus dem Sumpf herausziehen will, haben die Fans bisher nicht. Echter Widerstand, Kampfkraft oder gar Leidenschaft sind bisher nicht in dem Maße zu erkennen, dass es Wirkung auf den Gegner zeigt. Kreativität sowie individuelle Klasse ist in den meisten Fällen entweder verschüttet oder nicht (mehr) vorhanden. Zu einer zweckdienlichen mannschaftlichen Geschlossenheit können sich die Spieler offenbar auch nicht zusammenraufen. Es entsteht nicht der Eindruck, dass für den Erfolg alles getan wird.

Die Zahl der individuellen Fehler, die Stellungsprobleme und die vielen Ballverluste sind selbst für den Trainer unerklärlich. Immer wieder sorgen kurze Aussetzer der Konzentration dafür, dass der Gegner dies zu einem entscheidenden Tor nutzen kann. Das zieht sich durch die gesamte Saison. Wenn man auf Zweikampfstärke, Ballbesitz und Passgenauigkeit schaut, bestätigt sich das Bild, das von außen auch so gefühlt wird. Die Mannschaft hat nicht die Klasse, um ein Spiel von der ersten bis zur 90. Minute zu beherrschen, zu kontrollieren oder gar zu dominieren.

Die Fans: Darunter hat Uwe Rösler in seiner Zeit noch mehr leiden müssen als Christian Preußer jetzt. Die Fans können aus bekannten Gründen die Mannschaft vor allem auswärts nicht so unterstützen, wie sie es sonst getan haben. Diese Rückendeckung, die nur in eingeschränktem Maße in den Heimspielen vorhanden ist, fehlt dem Team sehr.

Geht es Christian Preußer sinnbildlich an den Kragen. Foto: Kenny Beele

Das hat Christian Preußer zu verantworten!
Der Anspruch: Fortuna hat zu Saisonbeginn nach längerem Zögern ausgegeben, im oberen Bereich mitspielen zu wollen. Letztlich gab es hinter vorgehaltener Hand sogar die Hoffnung, in den Aufstiegskampf mit eingreifen zu können. Das hat sich bisher als nicht erreichbar herausgestellt. Die Ergebnisse stimmen nicht. Der neue Trainer hat propagiert, eine offensive Ausrichtung zu bevorzugen. Zwar ist das nur selten in den Spielen zu sehen gewesen, aber darunter hat die Kompaktheit gelitten. Die Defensive der Fortuna ist noch verwundbarer als in der vergangenen Saison. Die Hoffnung, dass Preußer die Spieler besser macht, hat sich ebenso wenig erfüllt wie die Aussicht, junge Spieler vermehrt zu integrieren und sie zu fördern.

Die Taktik: Bislang hat Preußer noch kein System gefunden, was so richtig zur Mannschaft passt. Seine eigentlich bevorzugte Dreierkette konnte er bislang überhaupt nicht ausprobieren und spielen lassen. Ein System mit zwei zentralen Angreifern funktioniert nicht richtig, weil es keine Verbindung zwischen defensivem Mittelfeld und den Spitzen gibt. Das inzwischen eingeübte Spiel über die Außen ist als zu vorhersehbar von den Gegnern erkannt worden. Und die eine Spitze ist bei guten Anspielen zwar torgefährlich, aber individuell hat Rouwen Hennings nicht die Geschwindigkeit und die Klasse, um sich im 1-gegen-1 gegen die Abwehrspieler der 2. Liga durchsetzen zu können. Die Konzentration auf eine kompaktere, unbequemere Spielweise für den Gegner war bisher nicht zu erkennen.

Spielerische Momente: Die einfachsten Mittel, um Gegner in Verlegenheit zu bringen, zeigt die Mannschaft nicht. Es gibt kaum mutige Anspiele aus der Mitte in die Spitze, wenige Ansätze zum richtigen Freilaufen, selten Fernschüsse und keine Doppelpässe, um eine Abwehr des Gegners mal in Verlegenheit zu bringen. Das alles sollte im Training eine deutlich größere Rolle spielen.

Die Aussagen: Bislang hat Christian Preußer immer versucht, etwas Positives in den Niederlagen zu finden. Nach innen sollen die Ansagen zwar klarer sein, aber auch nach außen werden ein Donnerwetter gegenüber der enttäuschenden Mannschaft und eine klare Aussage zu einem Kurswechsel vermisst. Das Zurückziehen auf Allgemeinplätze wie, „wir kassieren zu viele Gegentore“ oder „der Mannschaft kann man in Sachen Kampfkraft keinen Vorwurf machen“ helfen niemandem weiter. Vielleicht auch bald dem Trainer nicht mehr…

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