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Fortunas Radikalschnitt mit fadem Beigeschmack

Klein vorgeführt und Allofs nun als starker Mann des Vereins

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Analyse: Drei auf einen Streich – so entledigt sich Fortuna Düsseldorf seiner Vorstandsmitglieder und krempelt das Führungsgremium im Eiltempo um. Der Verein ist und bleibt unberechenbar und tut sich damit ganz offensichtlich keinen Gefallen. Allein das Vorgehen im Falle von Uwe Klein ist nicht gerade eine Bravourleistung des Aufsichtsrates. Gestern wurde Alexander Jobst von der Fortuna offiziell vorgestellt und auch dem neuen Finanzvorstand Arnd Hovemann die Gelegenheit gegeben, sich zu präsentieren.

An diesem Montag suchte der „damalige“ Sportvorstand Uwe Klein Informationen, wie es im Verein nach dem angekündigten Rückzug von Thomas Röttgermann als Vorstandsvorsitzendem und mit seiner Person und Tätigkeit weitergehen sollte. Mit ihm war von der Seite des Aufsichtsrates, wie er selbst erklärte, nicht gesprochen worden. Dass seine Freisetzung einen Tag später, an seinem 52. Geburtstag erfolgen würde, ahnte er, wusste aber angeblich noch nichts davon. Seine Enttäuschung ist nachvollziehbar, obwohl seit dem gefeierten Engagement von Klaus Allofs eigentlich alles auf diese Entscheidung hinausgelaufen war. Eine Rückstufung auf einen Direktorenposten hatte Klein dann auch ausgeschlossen.

Schon auf der Pressekonferenz, als Klaus Allofs im September 2020 offiziell vorgestellt wurde, war deutlich geworden, dass Sportvorstand Uwe Klein sich von da an mit Allofs absprechen sollte, was den sportlichen Bereich angeht. Das hieß einerseits, dass Klein in seinen Befugnissen deutlich beschnitten wurde, andererseits aber auch, dass Klaus Allofs auch Verantwortung zum Beispiel für die Neuverpflichtungen übernimmt. Dass in Khaled Narey nur eine der Verpflichtungen für die laufende Saison richtig gestochen hat seither, war so nicht abzusehen, da Ao Tanaka, Dragos Nedelcu und Robert Bozenik Nationalspieler ihres Landes waren und sind sowie Nicklas Shipnoski zu den überragenden Spielern der 3. Liga in der vorherigen Saison gezählt hatte.

Robert Bozenik – bisher eine Enttäuschung im Trikot der Fortuna. Foto: Christof Wolff

Letztlich wurden aber die „Fehlkäufe“ nur Uwe Klein angelastet, der allerdings im Theater um Ex-Torhüter Maduka Okoye in der Debatte mit Lutz Pfannenstiel keine gute Figur abgab, weil er sich freiwillig in eine Diskussion ohne tieferen Sinn begab. Allerdings hatte Klein auch nichts mehr zu sagen, denn wenn der Verein zum Sportlichen gefragt wurde, stand seit der Inthronisation nur Klaus Allofs vor der Kamera oder den Mikrofonen – nur nach der Sandhausen-Pleite wurde Klein vorgeschickt, um dem Trainer den Rücken zu stärken.

Wohl noch auf die Bemühungen von Uwe Klein ist die Verpflichtung von Nicolas Gavory zurückzuführen. Der 26-jährige Abwehrspieler wechselt vom belgischen Erstligisten Standard Lüttich zur Fortuna und hat bei den Rot-Weißen einen Vertrag bis zum 30. Juni 2025 unterzeichnet. Der Franzose bekommt das Trikot mit der Nummer 34.

Für den Verein war es nun ein logischer Schritt, das selbst geschaffene Problem von zwei Verantwortlichen für einen Bereich so zu lösen, dass Klaus Allofs die Aufgabe bekam, die er auch selbst bevorzugt, die alleinige Entscheidungsgewalt im sportlichen Bereich. Ob das Zusammenwirken dann mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden Alexander Jobst funktioniert, wird man abwarten müssen. Dem langen Drängen, endlich einen Finanzsachverständigen in die Vorstandsebene zu heben, gab der Aufsichtsrat nach. Zudem wurde Christian Kokes Vertrag als Marketing-Vorstand nicht verlängert.

Mit der Trennung von Koke musste offensichtlich „nur“ ein Strukturproblem gelöst werden, weil unbedingt ein Finanzexperte – der vor Jahren noch kategorisch abgelehnt wurde – in den Vorstand sollte. An der Arbeit von Koke gab es nichts auszusetzen, im Gegenteil war auch der Aufsichtsrat mehr als zufrieden mit der Bewältigung der Corona-Krise, die auch in Zukunft noch eng mit dem Namen des Fortuna-Marketing-Vorstandes in Zusammenhang gebracht werden wird.

Mit einem Vorstandsvorsitzenden Alexander Jobst wurde dann noch ein ausgewiesener Markteting-Mann geholt – trotz der inzwischen von allen Seiten als sehr gut eingeschätzen Arbeit von Christian Koke. Im Gegensatz zu anderen Behauptungen hat Thomas Röttgermann in diesem Bereich nicht mitgewirkt. Nur Koke und seinem Team sind die Erfolge wie mit dem Supporter-Pass oder den deutlich besseren Erträgen als in der Infriont-Zeit zuzuschreiben. Koke hat sich in den zurückliegenden drei Jahren in der deutschen Fußballwelt einen Namen gemacht. Seine Arbeit war wohl nicht so schlecht, nur wurde sie nicht so gut verkauft.

Bei Thomas Röttgermann lag die Sache wohl anders. Ihm lief die App-Affäre immer noch nach. Manche Äußerungen zu Entwicklungen im deutschen Profi-Fußball waren zwar meist nicht falsch und trafen den Kern, wirkten aber oft so unglücklich in der Formulierung und vom Zeitpunkt. Die Mitglieder warfen ihm vor, kein Gefühl für die tatsächliche DNA des Vereins zu haben. Zudem verscherzte es sich Röttgermann mit der Stadt und den dort führenden Personen im sportlichen Bereich, indem er Sonderrechte für die Fortuna forderte und deutlich machte, dass er von Konkurrenten in der Arena – wie Uerdingen und Rhein Fire – gar nichts hält. Als dann über den Umbau des Vorstandes debattiert wurde, konnte Röttgermann nicht an seinem Posten festhalten, ohne gänzlich das Gesicht zu verlieren.

Alexander Jobst bei der Vorstellung in Düsseldorf. Foto: Wolff

Wie bereits berichtet, spricht der Aufsichtsrat nicht mit einer Stimme. Zu oft hatte man auch das Gefühl, dass die so dringend von den Mitgliedern gewünschte Transparenz von Entscheidungen im Kontrollgremium des Vereins in völlige Vergessenheit geraten ist. Klare Erklärungen erfolgten auch jetzt nicht. Da wünschen sich Fortuna-Mitglieder und -Fans eine bessere Kommunikation, um den eingeschlagenen Weg des Traditionsvereins zu verstehen und mitgehen zu können. Vielleicht wird das unter der Regie von Alexander Jobst zumindest für den Vorstand anders und nachvollziehbarer. Aber warum sollte sich das bei Fortuna ändern – schließlich sind ja alle stolz auf den fragwürdigen Titel – „die Diva vom Rhein“.

Die Statements bei der Vorstellung des neuen Vorstandsvorsitzenden, der am 14. Februar seinen Dienst bei Fortuna aufnimmt:
Alexander Jobst:
„Ich nehme mit Respekt und Freude die Arbeit bei diesem Traditionsverein auf – nachdem ich bereits schon zehn Jahre in Düsseldorf wohne und weiß, dass Fortuna in dieser Stadt ein allgegenwärtiges Thema ist.“
„Ich sehe meine Rolle in diesem Verein als Bindeglied zwischen Wirtschaft und Sport.“
„Als Fußballer bin ich total talentfrei und kann sportlich wenig mitreden. Aber ich möchte verstehen, was in allen Bereichen des Vereins passiert.“
„Ich werde nicht den Fehler machen und in Düsseldorf von einem schlafenden Riesen zu sprechen.“
„Das Thema Ausgliederung spielt bei uns keine Rolle. Wir können in der Rechtsform als eingetragener Verein erfolgreich sein.“
„Wir können nach der guten Bewältigung der Corona-Krise ohne Rucksack laufen, vielleicht schneller als so mancher Konkurrent.“

Klaus Allofs:
„Ich bin froh, dass jetzt klare Verhältnisse herrschen.“
„Ich hätte gerne mit Thomas Röttgermann und Uwe Klein weitergearbeitet, komme aber auch mit der Entscheidung des Aufsichtsrates klar und bin jetzt bedingungslos für diese Aufgabe bereit.“
„Thomas Röttgermann ist in der Öffentlichkeit schlechter weggekommen, als er es verdient hat.“
„Mit der neuen Lösung ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass wir erfolgreich sein werden.“
„Die Stelle des Sportdirektors sollte so schnell wie möglich besetzt werden.“

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