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„Für mich kam das alles unvorbereitet“

Neuer DEG-Geschäftsführer im Interview

Foto: DEG

von Tobias Kemberg

Das Aus für Stefan Adam beim achtmaligen Deutschen Eishockey-Meister war unerwartet. Sein Nachfolger Harald Wirtz (53), Leiter eines Personaldienstleisters im Gesundheits- und Sozialwesen, spricht über die Außendarstellung des Klubs, die Corona-Krise und die Zusammenarbeit mit Niki Mondt.

Herr Wirtz, haben Sie lange überlegen müssen, als die Gesellschafter auf Sie zugekommen sind und gefragt haben, ob Sie die Nachfolge von Stefan Adam antreten möchten?

Harald Wirtz: Zwei Tage. So eine Anfrage muss man erst einmal sacken lassen, schließlich ist das eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Ich habe mich mit meiner Ehefrau besprochen und dann zugesagt. Als Unternehmer mit 700 Mitarbeitern bin ich an Verantwortung gewöhnt. Das Führungsgremium bei Wirtz Medical ermöglicht mir, die entsprechende Zeit für die DEG zu haben.

Wie ist das denn abgelaufen? Hat einer der Gesellschafter bei Ihnen angerufen und einfach gesagt: Wir brauchen da jemand Neues?

Wirtz: Ich bin ja bereits als Bevollmächtigter der Gesellschafter aktiv gewesen und habe beispielsweise bei der Analyse von Prozessen im Verein beratend zur Seite gestanden. Dann kam plötzlich ein Anruf, und es wurde ein Termin vereinbart. In diesem haben mich die Gesellschafter dann gefragt, ob ich mir das vorstellen kann. Für mich kam das doch alles unvorbereitet, da ich am Entscheidungsprozess im Kreis der Gesellschafter nicht beteiligt war.

In der Pressemitteilung der DEG wird unter anderem Gesellschafter Peter Hoberg zitiert. Er sagt, Sie führen künftig nicht nur das operative Geschäft, sondern gestalten auch die Ausrichtung und Außendarstellung mit. Was bedeutet das konkret?

Wirtz: Zunächst einmal soll diese Aussage von Herrn Hoberg nicht implizieren, dass die DEG eine schlechte Außendarstellung hat. Das war damit ganz sicher nicht gemeint. Es geht darum, bestimmte Aspekte weiterzuentwickeln. Zum Beispiel, den Internet-Auftritt moderner und noch interessanter zu machen. Oder das Ticketing über gezielte Kampagnen zu modernisieren. Es gibt einige Möglichkeiten, ein paar davon kenne ich aus meinem Unternehmen. Generell geht es um die Weiterentwicklung des Kaufmännischen und die weitere Vermarktung der DEG über Düsseldorfs Grenzen hinaus.

An welchen Stellschrauben wollen und müssen Sie als neuer Geschäftsführer denn zuerst drehen?

Wirtz: Zu den ersten Aufgaben wird eine klare Kostenanalyse gehören. Die DEG hat sich in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich auf eine Kostenminimierung konzentriert. Das gilt es nach Möglichkeit weiter zu optimieren. Andersherum soll das aber auch keinen übertriebenen Sparzwang bedeuten. In der aktuellen Lage steht natürlich die Frage auf der Agenda, unter welchen Bedingungen ein Spielbetrieb darstellbar ist. Außerdem wollen wir die starke Nähe zu Sponsoren und Fans halten und weiter transparent in unserer Kommunikation sein. Das Ende der Tätigkeit von Stefan Adam hat auf viele im Verein erst einmal Wirkung. Auch da möchte ich mit offenem Ohr unterstützen und mir einen Überblick in allen Bereichen verschaffen.

Jeder bei der DEG kämpft, damit wir in den Spielbetrieb kommen.“

Wie gut ist die DEG denn bisher durch die Corona-Krise gekommen?

Wirtz: Grundsätzlich kommt uns die gute Arbeit der vergangenen Jahre in diesen Krisenzeiten zugute. Einerseits haben die Hauptgesellschafter bekanntlich ein hohes Investitionsvolumen getätigt. Andererseits haben die Verantwortlichen hier auch die Zeit genutzt, um die Kosten zu analysieren und entsprechend zu wirtschaften. Mit dem Überblick, den ich mir bisher geschaffen habe, kann ich pauschal sagen: Die DEG ist gut durch diese Zeit gekommen. Vor allem auf Seiten der Sponsoren war das alles sehr positiv. Aber wir leben nun mal zu einem nicht unerheblichen Teil von Ticketerlösen.

Und weil heute niemand weiß, wie es mit der Saison funktionieren kann oder wird, sorgen sich viele Fans. Was können sie den DEG-Anhängern mit den auf Weg geben?

Wirtz: Die Fans können versichert sein: Jeder bei der DEG kämpft, damit wir wieder in den Spielbetrieb kommen. Aber wir sind von politischen Entscheidungen abhängig. Das ist eine Systematik, in der wir es nicht allein in den Händen haben. Aber wie gesagt: Jeder hängt sich voll rein und arbeitet hart.

Was ist denn – unabhängig von der Corona-Krise – im Sponsoren-Bereich möglich? Gibt es noch zu erschließende Potenziale, die dem Klub mittelfristig einen Etat-Sprung erlauben?

Wirtz: Das erste Ziel muss lauten, das Etat-Niveau zu halten. Was mittel- oder langfristig möglich ist, werden wir sehen. Unabhängig von der Corona-Krise ist es im Eishockeysport nicht immer leicht, neue Sponsoren für sich zu gewinnen. Aber ich werde gemeinsam mit den Mitarbeitern aus diesem Bereich Ideen entwickeln und dann wissen wir, wo wir ansetzen können. Das ist eine große Aufgabe, aber die DEG hat das Potenzial. Die DEG ist nach wie vor eine Marke.

Wie wird das Zusammenspiel mit Niki Mondt laufen, der als Sportlicher Leiter erweiterte Kompetenzen erhält und mit Ihnen die neue DEG-Doppelspitze bildet?

Wirtz: Stefan Adam war bisher mit für die sportliche Entwicklung verantwortlich. Jetzt übernimmt Niki Mondt das komplett in Eigenverantwortung. Mir ist es wichtig zu betonen, dass der Erfolg der DEG in den vergangenen Jahren auch zum großen Teil der Verdienst von Niki Mondt ist, der angesichts der finanziellen Möglichkeiten immer gute Entscheidungen getroffen hat. Ich habe in den zurückliegenden Saisons viele Auswärtsspiele begleitet, kenne Niki Mondt seit vielen Jahren. Wir haben ein gutes, kooperatives Verhältnis. Meine Aufgabe ist es, die kaufmännischen Prozesse und die Geschäftsfähigkeit aufrecht zu erhalten, seine ist der sportliche Bereich. Ich werde ihm bei allen organisatorischen und rechtlichen Fragen zur Seite stehen und freue mich sehr auf die Zusammenarbeit.

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