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Hat Uwe Rösler noch eine Zukunft bei Fortuna?

Es spricht einiges für den Trainer, aber auch manches dagegen

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Mit Pech aus der Fußball-Bundesliga abgestiegen und in der Corona-Saison (wohl) nicht wieder aufgestiegen. Das ist mit kurzen Worten der Arbeitsnachweis von Uwe Rösler in seiner Zeit bei Fortuna Düsseldorf. Gibt es deswegen keine Zukunft für ihn beim Traditionsclub? Die Trainerfrage muss differenzierter beleuchtet werden. Am spielfreien Wochenende ist für die Redaktion der Sportstadt dazu die Gelegenheit.

Das hat Uwe Rösler nicht zu verantworten: Der 52 Jahre alte Fußballlehrer kam im Frühjahr 2020 nach Düsseldorf übernahm die Aufgabe des von vielen Fans unglaublich gehypten Friedhelm Funkel. Jeder Nachfolger des Kult-Trainers, der die Fortuna in der Bundesliga gehalten hätte oder mit ihr wieder aufgestiegen wäre, hätte Schwierigkeiten gehabt, aus dem funkelnden Schatten herauszutreten. Die Ausgangslage war nicht ideal, und das Team war nach einer bitteren Niederlage in Leverkusen auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht. Mit dieser Hypothek ist Rösler gestartet. 

Die Mannschaft hat unter Rösler attraktiveren Fußball gespielt – unter anderem mit den drei Zugängen Zanka Jörgensen, Valon Berisha und Steven Skrzybski, die er sich nicht selbst ausgesucht hat. Dennoch vergab die Fortuna mehrere Siege durch dumme Fehler in der Schlussphase, die dem Trainer jedenfalls nicht vollkommen anzulasten sind. Die bittersten Unentschieden waren das 1:1 im Heimspiel gegen Frankfurt (90.+3/Timothy Chandler) und das 2:2 in Köln (90.+1/Jhon Cordoba). Auch das Spielglück wendete sich immer wieder ab von der Fortuna. Bestes Beispiel die beiden späten Pfostenschüsse jenes Steven Skrzybski im Spiel gegen Dortmund und dann das Dusel-Tor von Shootingstar Erling Haaland zum BVB-Erfolg in letzter Minute.

Auch für die Corona-Pandemie und die unmittelbaren Folgen kann Uwe Rösler nichts. Am 16. Mai 2020 fand das eminent wichtige Spiel gegen den SC Paderborn nach längerer Pause ohne Zuschauer statt. Die Fans sind gerade bei der Fortuna der zwölfte Mann. Auf dieses personelle Übergewicht mussten Fortuna und Rösler sowohl in der Endphase der Bundesliga- als nun auch in der kompletten Zweitliga-Saison auskommen. Diese Rückendeckung für die Mannschaft darf nicht unterschätzt werden und hat in der Vergangenheit gerade in kritischen Situationen oft genug Kräfte freigesetzt und geholfen, enge Spiele erfolgreich über die Bühne zu bringen.

Uwe Rösler hat Einfluss auf die Zusammenstellung der neuen Mannschaft nehmen können. Aber inzwischen hat sich herumgesprochen, dass der Trainer den einen oder anderen Spieler nicht unbedingt haben wollte. Und außerdem hat er Spieler(-typen) gefordert, die sowohl den Flügel besser besetzen, als auch jene, die die Spielgestalter-Rolle übernehmen können. Bekommen hat er sie nicht – trotz gegenteiliger Versprechungen der sportlichen Führung. Hinzu kamen Disziplinlosigkeiten, Ausfälle durch (unnötige) Sperren, Verletzungen sowie Abstellungen zu Nationalteams, die sich nicht an die Absprache gehalten haben. Der langfristige Ausfall von Shinta Appelkamp ist allerdings auch ein Beispiel für die nicht gerade optimale Personalpolitik des Sportvorstandes in der Zweitliga-Saison, dass die Mannschaft zu sehr von einem einzigen spielerisch starken Mittelfeldspieler abhängig ist/war.

Das hat Uwe Rösler zu verantworten: Ein Trainer wird immer am Erfolg gemessen. Die sportliche Bilanz ist mit dem Abstieg und dem Verpassen des Aufstiegsziels schlichtweg nicht gut. Die Balance in der Mannschaft stimmt immer noch nicht. Die Abwehr durfte sich meist keinen einzigen Fehler leisten, weil der Offensivabteilung die Ideen und die Tore fehlten. Die Defensive ist eindeutig stärker besetzt als die Offensive. Falls Rösler tatsächlich ein gewichtiges Wörtchen bei der Kaderplanung mitreden durfte, wird er sicherlich auch von Spielern enttäuscht sein, auf die er eigentlich fest gebaut hat. Das gilt für die in der Bundesliga noch meist überzeugenden Kenan Karaman und Rouwen Hennings. Er vertraute diesen beiden Spielern vielleicht zu lange, die hohen Erwartungen konnten beide eine Klasse tiefer nicht bestätigen. Da kann man dem Trainer vorwerfen, dass er die beiden Spieler nicht besser gemacht hat. Und das gilt für manch anderen Spieler des Kaders auch. Allerdings scheinen auch nicht alle Spieler so leistungsstark und belastbar zu sein, wie es Rösler vielleicht erwartet hat.

In der Systemfrage musste sich der Trainer auch von seiner Mannschaft, die in den ersten Saisonspielen enttäuschte, eines Besseren belehren lassen, dass diese mit der von Rösler bevorzugten Dreierkette nicht klar kam. Spät, wohl zu spät, hat Fortunas Trainer das eingesehen und stellte fortan auf Viererkette um.

Seine Spieler mach(t)en es Uwe Rösler nicht leicht. Foto: Beele

Die Spieler sagen zwar, dass sie ohne Wenn und Aber zu ihrem Trainer stehen, aber in einigen Spielen hatte man den Eindruck, die Worte und taktischen Fingerzeige sind auf dem Rasen nicht angekommen. Bestes Beispiel sind die beiden letzten Saisonspiele in der Bundesliga, als die Mannschaft weder beherzte Leidenschaft gegen Augsburg und bei Union Berlin zeigte, noch genügend Nervenstärke bewies, um in der kritischen Situation klaren Kopf zu bewahren.

Der Trainer hat zu selten auf die Frische der Jugend gesetzt. Jamil Siebert blieb ganz außen vor. Shinta Appelkamp bekam erst spät das Vertrauen und Kevin Ofori wartet immer noch auf seine Chance, über zwei oder drei Spieltage hintereinander zu zeigen, was er kann. Zu selten gelang es Rösler, die Gegner mit personellen oder taktischen Winkelzügen zu überraschen. Oft genug spielte die Mannschaft den gleichen Trott, ohne Ideen und Esprit. Der Kampfgeist war meist zu sehen, aber irgendwie zeigte die Mannschaft nicht die letzte Leidenschaft, den ultimativen Biss. Zudem vergab sie in den entscheidenden Momenten, in den wichtigen Spielen die Chance, für Siege, Punkte, Motivation und Selbstvertrauen zu sorgen.

Ausblick: Der normale Reflex eines Vereins wäre es, den Trainer am Ende der Saison und eines auslaufenden Vertrages durch einen neuen Mann an der Seitenlinie zu ersetzen. Die meisten Fans gehen tatsächlich davon aus, dass der Verein diesen Mechanismus in Gang setzen wird. Bisher haben sich die Verantwortlichen stets hinter Uwe Rösler gestellt, und auch die Stimmung in den Gremien hat sich ein wenig zu Gunsten von Uwe Rösler gedreht. Er erreicht die Mannschaft, er tut alles für den Erfolg, arbeitet akribisch, und mit etwas besseren Voraussetzungen könnte er im kommenden Jahr vielleicht dann den Aufstieg schaffen. Dieses Szenario bewegt sich genauso im Konjunktiv wie die Möglichkeit, dass mit einem neuen Trainer alles besser wird. 

Egal, wie es die Fortuna handhaben wird, geht es in die eine oder andere Richtung schief, wird die Kritik heftig sein. Uwe Rösler hat nicht alles richtig gemacht. Er ist Realist genug, um das zu wissen. Andere, die nicht ganz so nah dran sind, wissen es offensichtlich sogar noch besser. Aber er hat aus den Fehlern gelernt, und er weiß, wie er fortan mit dieser Situation umgehen kann. Er ist inzwischen auch mit Leib und Seele Fortune, ahnt aber auch, dass viele ihm den sportlichen Misserfolg übel nehmen und ihn am besten auf die Insel zurückschicken wollen.

Fazit: Es spricht mindestens genauso viel dafür wie dagegen, dass Rösler eine Zukunft bei Fortuna hat.

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