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„Hoffen, Bangen, Reden, Verhandeln“

DEG-Manager Niki Mondt blickt auf das Eishockey-Jahr 2020 zurück

Foto: Horstmüller

von Bernd Schwickerath

2020 war auch für das deutsche Eishockey und die Düsseldorfer EG ein hartes Jahr, erst wurde die alte Saison abgebrochen, dann wurde der Start der neuen zweimal verschoben. Vor einigen Wochen ging es zwar los, aber ohne Zuschauer. Im Interview spricht DEG-Manager Niki Mondt über das Eishockey-Jahr 2020.

Herr Mondt, die DEG feiert im letzten Spiel 2020 einen Derbysieg. Ist das ein versöhnlicher Abschluss dieses schwierigen Jahres?

Niki Mondt: Ich finde schon. In Köln war es phasenweise gut, aber unnötig, wie wir die späte Führung aus der Hand gegeben haben. Gegen Bremerhaven fand ich uns überhaupt nicht gut. Dementsprechend war das in Krefeld ein ganz wichtiges Spiel. Ich war auch angespannt, habe das als ein besonderes Spiel angesehen. Wir sind natürlich noch sehr früh in der Saison, aber vorher war klar: Der Verlierer steckt erst mal unten drin, der Gewinner schließt nach oben auf. Deswegen fand ich das Spiel sehr wichtig, und ich habe mich sehr gefreut, dass die Jungs die gleiche Einstellung an den Tag gelegt haben.

Blicken wir auf das ganze Jahr: War das das schwierigste Ihrer Karriere?

Mondt: Ja, vor allem war es ungewohnt, außergewöhnlich und wird hoffentlich nie mehr vorkommen. Wir sind gut ins Jahr gekommen, haben die Top-6 erreicht, standen im Viertelfinale. Alles war wunderbar. Und auf einmal Ausnahmezustand für acht Monate: Hoffen, Bangen, Reden, Verhandeln.

Wie war das für einen Manager, der den Kader planen muss?

Mondt: Alles lag auf Eis. Man macht nichts, weil man denkt, ich kann den Jungs jetzt nicht so viel Geld wegnehmen und dafür andere Spieler holen. Wir haben direkt gesagt: Keiner, der kommt, bekommt auch nur einen Cent mehr als einer, der schon da ist. Deswegen war das schon ein eigenartiges Jahr. Und trotzdem freut man sich jetzt, dass es endlich losgegangen ist, und hofft, dass es einigermaßen durchgezogen werden kann.

Hat man als Mittelklasse-Team wie die DEG überhaupt sportliche Ziele für so eine Saison?

Mondt: Wir versuchen natürlich weiterhin, erfolgreich zu sein und alles andere auszublenden, auch wenn die Vorzeichen in einer Pandemie ganz andere sind. Die Jungs spielen für einen Appel und ein Ei, da könnte man ihnen nicht mal böse sein, wenn wir sportlich abstürzen würden. Aber das Gehaltsthema ist jetzt zum Glück gar kein Thema mehr, wir versuchen einfach alle, die Saison so gut wie möglich zu spielen. Und wir versuchen natürlich alles dafür zu tun, dass wir bis zum Ende durchspielen können und dass alle gesund bleiben. Dafür müssen sich alle an die Regeln halten.

Hatten Sie im Laufe des Sommers irgendwann mal die konkrete Angst, dass es die DEG bald nicht mehr geben könnte?

Mondt: Nein. Auch weil ja die 800.000 Euro Staatshilfe im Raum standen. Es war aber tricky, die zu bekommen, weil es da ja Vorschriften gab, dass man nicht überschuldet sein darf. Ich finde allerdings, dass das auf Eishockeyvereine nicht zutrifft, weil wir ja nicht von der Insolvenz bedroht sind, nur weil unsere Bilanz negativ ist – das sind ja meist Sachen mit Rangrücktritt. Deswegen habe ich nie dran geglaubt, dass wir platt gehen. Die Frage war für mich eher: Wird es eine Saison geben? Also: Will die Liga starten? Und kann die DEG dabei sein? Das war für mich sehr lange sehr fraglich, weil wir mehr als andere von Zuschauererlösen abhängig sind. Die, die es möglich gemacht haben, ohne Zuschauer zu spielen, sind die Mannschaften und wir alle drumherum, die auf Geld verzichten, und die Sponsoren und Gesellschafter durch ihre Treue. Aber das war vor einem halben Jahr noch nicht abzusehen.

Es heißt ja immer, in der Krise zeigt sich, auf wen man sich verlassen kann. Hat die letzte Zeit bei allen negativen Ereignissen also auch etwas Gutes, weil man bei der DEG enger zusammengerückt ist?

Mondt: Das auf jeden Fall. Wobei ich auch sage: Selbst wenn uns jemand nicht mehr helfen kann, weil er selbst unter der Krise leidet, habe ich dafür absolut Verständnis. Zum Glück haben unsere Partner uns aber die Treue gehalten, dafür empfinde ich eine tiefe Dankbarkeit.

Nach dem Ausstieg der Metro oder den Streitigkeiten mit Ex-Gesellschafter Mikhail Ponomarew war die Zukunft bei der DEG schon mal fraglich. In den vergangenen Jahren ging es dann aber bergauf. Schmerzt die Krise deswegen umso mehr, weil sie die positive Entwicklung der DEG stoppt?

Mondt: Wenn man sieht, dass alle auch in so einer Phase zu uns stehen, dann habe ich die Hoffnung, dass das auch künftig so sein wird und wir weiter wachsen können. Die große Frage ist halt, wann wieder Zuschauer erlaubt sind. Ich hoffe, dass es irgendwann wieder normal wird, vor im Schnitt 8000 bis 9000 Zuschauern zu spielen. Dann kommen wir wieder ins alte Fahrwasser und können unseren Weg weitergehen. Und der war die letzten vier Jahre wirklich gut, wir haben die Abhängigkeit von den Gesellschaftern sukzessive verkleinern können. Und hätten wir im Frühjahr Play-offs mit Zuschauern spielen können, wäre das auf eine schwarze Null hinausgelaufen. Das hätte man vor Jahren nicht für möglich gehalten.

Abgesehen von den Profis: Wer richtig leidet, ist der Nachwuchsbereich. Dort kann überhaupt nicht gespielt werden. Wird das deutsche Eishockey insgesamt nachhaltigen Schaden nehmen?

Mondt: Das wird sehr schwer messbar sein, aber ich glaube schon, dass es hart wird. Manche Spieler werden in der Entwicklung nicht weiterkommen, in den jüngeren Jahrgangsstufen werden manche auch die Lust oder den Bezug zum Eishockey verlieren. Da werden einige, gerade Jüngere, vielleicht gar nicht mehr spielen. Das wird Schaden anrichten. Bei uns wohl mehr als in den großen Eishockeynationen.

Wo wir beim Nachwuchs sind: Deutschland spielt gerade eine starke U20-WM, steht morgen im Viertelfinale gegen Russland. Aber es ist kein DEG-Spieler im Kader. Ärgert Sie das?

Mondt: Was heißt ärgern? Man muss da ehrlich zu sich sein. Der Stammverein leistet hier sehr gute Nachwuchsarbeit, aber die Voraussetzungen sind einfach andere als in Mannheim mit den Jungadlern oder in der Red-Bull-Akademie, wo in den vergangenen Jahren viel investiert wurde. Die größten Talente bei den 14- bis 17-Jährigen gehen jetzt halt nach Mannheim und Salzburg, oder dahinter nach Berlin oder Köln. Die können von der Infrastruktur einfach mehr bieten, beispielsweise mit Ganzjahreseis oder angekoppelten Schulen, so dass auch Vormittagstraining möglich ist. Deswegen kommen die absoluten Toptalente in der Regel nicht nach Düsseldorf. Und wenn sie in Düsseldorf sind und hier ausgebildet wurden, spielen sie sicher mit dem Gedanken, irgendwann in eine der Akademien zu wechseln. Das ist einfach so, und wenn es hilft, den deutschen Eishockey-Nachwuchs in der Spitze besser auszubilden, dann ist das auch okay, selbst wenn unsere DNL-Mannschaft dadurch nicht Deutscher Meister wird.

Langfristig profitieren aber auch Klubs wie die DEG davon. Erstens durch bessere Nationalmannschaften, die der Sportart insgesamt helfen, zweitens ist ja gar nicht für alle Talente Platz in den Profikadern von München und Mannheim. Ist es ein Ziel, sich künftig mehr bei den Akademien zu bedienen?

Mondt: Das findet ja schon statt. Und das ist auch ein Vorteil von uns, hier ist die Chance für die Jungen größer, in die erste Mannschaft zu rutschen. Aber da muss man auch auf das Alter gucken. Wenn sie noch Schüler sind, ist es schwer mit unserem Vormittagstraining. Aber generell sind die Spieler sehr interessant für uns. Es ist ja heute schon so, dass gefühlt 90 Prozent der deutschen DEL-Spieler in ihrer Jugend mal in Mannheim oder Salzburg waren. Und wir wollen weiter auf junge Spieler setzen. Im Magenta-Sport-Cup haben wir ja auch drei DNL-Spieler hochgezogen, die einen guten Job gemacht haben. Die Jungs kann man auf jeden Fall einsetzen.

Zum Schluss: Das neue Jahr geht gleich mit einem Heimspiel los, am Sonntag empfängt die DEG die Grizzlys Wolfsburg, die auf dem Papier bislang besser aussehen als auf dem Eis. Wie schätzen Sie die Wolfsburger ein?

Mondt: Ich finde, dass die eine sehr gute Mannschaft beisammen haben, auch die neuen Spieler gefallen mir. Bis jetzt sieht man das noch nicht an den Ergebnissen, aber es ist auch noch sehr früh. Unterm Strich finde ich die Mannschaft stark besetzt, die ist definitiv ein Konkurrent für uns um die Play-off-Plätze.

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