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Hoffmann: Wir waren zu leicht auszurechnen

Interview: Fortunas Abwehrchef glaubt an den guten Geist der Mannschaft

Foto: Beele

von Norbert Krings

Andre Hoffmann gehört zu den unentbehrlichen Stützen der Mannschaft von Fortuna Düsseldorf. Sein Wort hat Gewicht. Wir sprachen mit dem 27-Jährigen über Corona, den sportlichen Erfolg und den Trainer. 

Hallo Herr Hoffmann, wie geht es Ihnen?

Andre Hoffmann: Meiner Familie, meinen Freunden und mir geht es gut. Der Umgang mit der Corona-Krise wird aber nicht einfacher. Zum Glück haben wir niemanden in unserem Umkreis, der beruflich abhängig von der Lage ist. Aber Leute, die wirklich zwischen den Stühlen stehen und Existenzängste haben, für die muss das sehr deprimierend sein. Vor allem deswegen, weil man keinen Weg aufgezeigt bekommt. Das ist hart, auch für Kinder, die ein Jahr gefühlt ohne Hobby auskommen müssen. Und beim Home-Schooling nimmst Du nie das auf, was Du vor Ort lernen würdest, von den sozialen Kontakten mal ganz abgesehen.

Kommen wir zur sportlichen Situation. Wie ist die Stimmung nach dem erkämpften 3:2-Erfolg gegen Hannover?

Andre Hoffmann: In der Mannschaft ist die Stimmung wirklich gut. Ich muss auch mal ein Kompliment an diejenigen aussprechen, die das Team so zusammengestellt haben. Auf der menschlichen Basis ist das eine einwandfreie Truppe. Das habe ich in dieser Form selten erlebt. Selbst Spieler, die von der Leistung derzeit eine untergeordnete Rolle spielen, sind absolut loyal dem Rest gegenüber. Vor und nach den Spielen erkennt man den guten Charakter des kompletten Kaders.

So bleibt die Motivation, etwas zu erreichen auch hoch?

Hoffmann: Das ist absolut so. Da hat man auch aus der vergangenen Saison gelernt. Man braucht Jungs, die sich mal unterordnen können. Und das ist definitiv der Fall.

Wie sehr ist die Stimmung denn von der Platzierung und den Erfolgen abhängig? Oder ist das egal?

Hoffmann: Nein, egal ist das sicherlich nicht. Gegen Ende des Jahres und nach dem Sieg gegen Paderborn war die Stimmung natürlich ein stückweit besser als vor dem Hannover-Spiel. Und mit den Partien gegen den HSV und Kiel haben wir natürlich die Riesenchance vertan, uns ganz oben festzusetzen. Dazu ist die Mannschaft auch zu erfolgsbesessen. Die Grundbasis in Sachen Fairness untereinander verändert sich deswegen jedoch nicht.

Warum hat es in diesen Spitzenspielen nicht so gut geklappt? Lag es an mangelnder Form einiger Spieler?

Hoffmann: In der Erfolgsphase haben wir der Liga gezeigt, wie es bei uns funktionieren kann. In den vermeintlichen Spitzenspielen hat uns auch ein wenig die Kreativität gefehlt, um reagieren zu können. Wir waren als Mannschaft relativ einfach zu verteidigen, weil wir uns so wenige Chancen erspielt haben. Mit Blick auf das 1:1 in Regensburg muss es eigentlich unser Anspruch sein, kreativer zu sein, den Gegner vor größere Probleme zu stellen und es ihm nicht so leicht zu machen. Wir waren zu leicht auszurechnen, waren nicht variabel genug.

Andre Hoffmann bei der Trainingsarbeit – hier mit Tony Pledl. Foto: Beele

Dann kann man auch die kleinen oder größeren Fehler nicht ausgleichen, wenn man vorne zu ungefährlich ist…

Hoffmann: Das ist sicherlich so. Es ist uns aber auch zu selten gelungen, hinten nichts anbrennen zu lassen, um dann im Notfall wenigstens mit einem 0:0 und einem Punkt vom Platz zu gehen. Lange kompakt zu stehen und irgendwann das Tor zu erzielen, dazu muss man die Geduld haben und darf keine Fehler machen. So wie es uns gegen Osnabrück oder Pauli gelungen ist. Zu null spielen, muss unser Ziel sein.

„Wir sind selbstkritisch genug, nicht mit dem augenblicklichen Stand zufrieden zu sein. Das ist nicht das, was wir wollen und können.“

Andre Hoffmann

So ärgern Sie sich über die Niederlagen in Essen und Würzburg bestimmt immer noch, oder?

Hoffmann: Das sind genau die Spiele, die ich meinte. Schwierige äußere Verhältnisse, man ist Favorit – darauf muss man sich auch einstellen wollen. Wenn der vermeintliche Außenseiter dann ein Tor erzielt und eine Portion Extra-Energie erhält, wird es schwer. Trotzdem haben wir die Qualität, um dabei bessere Ergebnisse zu erzielen.

Warum fehlt denn trotz vorhandenem Potenzial oft die Torgefährlichkeit?

Hoffmann: Es ist der schmale Grat, gut zu verteidigen und trotzdem zu guten Chancen zu kommen – mehr jedenfalls als in den letzten Spielen.

Wie sehr stört die Skepsis von außen, dass man der Mannschaft den Aufstieg nicht mehr zutraut?

Hoffmann: Dagegen sind wir immun – total. Aber wir sind selbstkritisch genug, nicht mit dem augenblicklichen Stand zufrieden zu sein. Das ist nicht das, was wir wollen und können.

Was kann die Fortuna noch erreichen?

Hoffmann: Wir sind enttäuscht, dass wir die Big Points nicht holen konnten und wissen, dass wir nur Verfolger sind. Aber wenn man sich in der Liga die Paarungen der nächsten Wochen anschaut und weiß, dass die Liga sehr ausgeglichen ist, sind wir in der Situation, mit einer neuen Serie noch mal angreifen zu können. Dann wären wir wieder oben dabei. Dennoch sollten wir jetzt nicht rechts oder links schauen, sondern so viele Punkte sammeln, wie es geht. Und dann schauen wir, wie es in die letzten vier, fünf Spiele geht.

Und mit dem Druck kann das Team umgehen?

Hoffmann: Natürlich können wir das und wussten auch, dass nach einer Niederlage gegen Hannover der Zug so gut wie abgefahren wäre. Jetzt ist auch das Spiel in Heidenheim wieder sehr wichtig für uns. Wir wollen Heidenheim als bestes Heimteam wieder ablösen und auch deshalb wäre ein Sieg nötig. Um den Druck auf die Mannschaften vor uns hoch zu halten, müssen wir dort gewinnen. Wir sind erfahren genug, um richtig mit der Situation umzugehen.

Und die jungen Spieler?

Hoffmann: In den vergangenen Jahren hat man bei der Fortuna den jungen Spielern nicht so sehr die Chance gegeben – wie Taylan Duman, Anderson Lucoqui oder auch Emmanuel Iyoha. Das hat sich zuletzt gedreht, wenn man sieht, wie der Verein mit Shinta Appelkamp und Jamil Siebert umgeht. Und es macht Freude zusehen, wie sich die Jungs täglich verbessern. Wie Shinta dazu gelernt hat, hat man bei dem Tor zum 3:1 gegen Hannover gesehen.

Wie stellt sich aus Sicht der Spieler die Lage des Trainers dar?

Hoffmann: Das ist keine ganz leichte Situation für Uwe Rösler, weil sein Vertrag ausläuft. Er macht auf mich einen total souveränen Eindruck. Er bereitet uns sehr gut vor, ist kritisch nach den Spielen und arbeitet intensiv mit den jungen Spielern.

Andre Hoffmann ist ständig im Austausch mit Trainer Uwe Rösler. Foto: Beele

Der Trainer ist fokussiert bei der Sache, blendet in der täglichen Arbeit alles andere aus und erreicht auch die Mannschaft. Es helfen zudem die beiden Co-Trainer das Gefühl zu vermitteln, dass das Trainerteam für den Erfolg brennt.

Was spricht für Fortuna in Heidenheim?

Hoffmann: Uns ist nach dem Sieg gegen Hannover ein Stein vom Herzen gefallen und wir waren sehr glücklich. Dieses Gefühl wollen wir auch dringend in Heidenheim haben. Und ich habe am Sonntag Geburtstag.

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