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“Ich würde aber gerne im ersten Drittel ankommen…“

Letzte Woche kam die Bestätigung auch endlich schriftlich: ART-Leichtathlet Sebastian Reinwand fährt im August zur Europameisterschaft in Berlin und läuft dort den Marathon. Uns hat der 30-Jährige erzählt, wie er sich in den nächsten zehn Wochen auf die EM vorbereitet.

Waren Sie erleichtert, als die Nominierung endlich offiziell war?

Mir war es eigentlich schon klar, da ich nach dem Metro Marathon in Düsseldorf gleich eine E-Mail von der Bundestrainerin bekommen habe. Aber die Formalie, die ist natürlich sehr schön. Obwohl es zu 99,9 Prozent sicher war, ist es schön, wenn der offizielle Brief kommt auf offiziellem Briefpapier vom Verband.

Ändert sich jetzt etwas an Ihrem Training?

Eigentlich nicht. Warum sollte ich etwas ändern, wenn alles gut läuft.

Wie trainieren sie derzeit?

Ich trainiere 160 bis 200 Kilometer in der Woche. Da ist sonntags ein langer Lauf zwischen 35 und 45 Kilometern dabei. In der Regel laufe ich fünf Tage die Woche morgens und abends und die anderen zwei Tage nur einmal. Dann mache ich dafür noch zusätzlich Krafttraining und Physio. In der Woche gehen da schon einmal 30 Stunden fürs Training drauf.

Wie lässt sich das vereinbaren mit dem Privatleben?

Ich habe den Vorteil, dass ich von Zuhause aus arbeiten kann und das auch nur halbtags. So lässt sich das Training gut in den Alltag einbauen. Ich habe einen kleinen Sohn, der ist zweieinhalb. Den bringe ich morgens um acht in die Kita und mache dann mein erstes Training. Um halb zehn bin ich fertig und kann arbeiten und abends trainiere ich dann das zweite Mal. Das passt ganz gut, weil ich hier in Nürnberg alles nah beieinander habe.

Gibt es noch Etappen auf dem Weg zur EM in Berlin?

Ich werde am 1. Juli den Halbmarathon in Hamburg laufen, um die Anstrengung eines Wettkampfes zu spüren. Dann 14 Tage vor der EM laufe ich in Berlin die Citynacht, das ist ein bekannter 10-Km-Lauf und dann bleibe ich gleich im Bundesleistungszentrum Kienbaum bei Berlin und bereite mich mit der Nationalmannschaft vor.

Kann man für die EM ein Ziel setzen?

Das ist schwierig. Ich bin in der europäischen Bestenliste auf Platz 24, einige Starter stehen aber gar nicht drauf, andere Läufer nehmen gar nicht an der EM teil. Ich orientiere mich deshalb erst an der endgültigen Starterliste und dann auch an den Leuten, die ich kenne. Ich würde aber gerne im ersten Drittel ankommen. Was die Zeit betrifft, das wird kein schnelles Rennen. In der Regel wird taktisch gelaufen, also etwas langsamer und dazu ist der Start um 10 Uhr im Hochsommer, da wird es sehr heiß sein. Da geht es eher drum, sich vernünftig zu kühlen und die Getränke kühl zu halten. Das tüfteln wir im Moment aus.

Wie wichtig sind die Temperaturen bei so einem Lauf?

Sehr wichtig, man muss nicht in absoluter Bestform sein, um eine Bestzeit zu laufen. Wichtiger ist es, dass wir mit den Bedingungen klar kommen. Aber wir haben Glück: Wir haben ja auch Dr. Paul Schmitt im Team und er ist der betreuende Arzt der Nationalmannschaft. Das ist der Jackpot. Er ist Arzt und ein sehr guter Läufer, hält den Deutschen Rekord über 50 Kilometer. Deshalb klappt die Vorbereitung auf die Hitze schon sehr gut. Letzte Woche habe ich noch sehr gelitten beim langen Lauf, gestern habe ich dann offenbar alles richtig gemacht. Wir sind zwar noch in der Findungsphase, haben aber auch noch zehn Wochen Zeit, um uns optimal vorzubereiten.

In zehn Wochen kann viel passieren. Haben Sie Angst, sich zu verletzen?

Ich mache meine jetzt Vorbereitung so, dass ich nur 90 Prozent fahre. Ich gehe da kein Risiko. Ich schenke mir lieber zehn Kilometer in der Woche, die mich vielleicht etwas schneller machen würden. Dafür riskiere ich dadurch aber auch keine Überlastung oder Verletzung. Wahrscheinlich ist das der bessere Weg, als die ganze Zeit das Maximum herauszuholen. Das Ziel ist einfach zu groß, um es leichtfertig aufs Spiel zu setzen.

(PK)

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