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Im Grunde lügt man sich in die eigene Tasche

Als ich mir meinen letzten Blog über das Spiel zwischen der DEG und Bremerhaven erneut durchlas, ertappte ich mich dabei, dass ich meinen Kopf schüttelte. Das hat nichts mit irgendeiner Krankheit zu tun oder ist ein Zeichen von einem Homeoffice-Tick, nein, eher das Resultat falscher Wahrnehmung.

Stein des Anstoßes, besser Grund des Kopfwackelns war mein (Teil-) Satz „…und es richtig Spass machte (zumindest redete ich mir das ein), Eishockey auch ohne Zuschauer zu genießen“.

Welch ein gewaltiger Bullshit von mir.

Das war definitiv nichts anderes, als ein offensichtliches Lügen in die eigene Tasche.

Meine Mutter schärfte uns Kids immer ein, dass man nicht lügen darf und mir fällt nichts besseres ein, als diesen Satz zu verzapfen.

Seit November 1980 treibe ich mich in den Stadien Deutschlands rum – von Hammelklasse bis DEL – seit ein paar Jahren auch immer wieder mal Kanada und USA und ihre NHL.

Und nicht ein einziges Mal, wirklich nicht, hab ich live das miterleben müssen, was letzte Woche im ISS DOME stattfand. Nicht das Spiel selbst, nein, das war völlig in Ordnung, es war das komplette Nichtvorhandensein jedweder Atmosphäre.

Foto: Kenny Beele

Eishockey ohne Zuschauer ist für mich vergleichbar mit 2 linken Schuhen. Sinnbefreit und überflüssig, ich kenne niemanden, der 2 linke Füße hat.

Oder auch das seltsame Getränk, benannt nach dem Ureinwohner der Nachbarstadt, dem Krefelder – was schon phonetisch ein leichtes Würgegefühl erzeugt – dann ohne Altbier, nur mit dem klebrigen Getränk aus Onkel Donalds Atlanta. Unappetitlich und enttäuschend.

Zusammengefasst: Nur um Eishockey live erleben zu können – glaubt mir, ich bin genau so süchtig nach diesem großartigen Sport wie ihr – muss ich ein Spiel vor leeren Rängen und mit einer sehr überschaubarer Anzahl professioneller Journalisten, Fotografen und sonstiger Offizieller, nicht nochmal ansehen.

Es fehlt was und es ist auch nicht damit getan, sämtliche Fangesänge bei Youtube herunterzuladen und sich während des Schauens per Ohrhörer damit berieseln zu lassen. Sicher, kann man sich auch einen Becher Bier selbst über den Schädel gießen oder blöde rumpöbeln. Nur, das Bier muss man selbst reinschmuggeln und man pöbelt gegen einen völlig leeren Gästeblock – lächerliche Aktion und vor allem stinklangweilig.

Kein Fan muss eine Sekunde neidisch sein auf Typen, die in dieser miesen Zeit ihrem Job im Stadion nachgehen, wenn die DEG oder irgendein anderer DEL Club spielt.

Es ist kein echtes Vergnügen, denn wir sind nicht nur Schreiber, Fotografen oder sonst was, sondern auch Anhänger dieser wunderbaren Sportart, mit all seiner so geliebten „Begleitmusik“.

P.S. Glückwunsch DEG zum Einzug ins Halbfinale übrigens!

Fu***** Pandemie!

Euer Heiko Sauer

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