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„In allen Wettbewerben Eisen im Feuer“

DTTB-Asse optimistisch vor WM

Foto: Kenny Beele

Vom 23. bis 29. November werden in Houston, Texas, die neuen Weltmeister im Einzel, Doppel und Mixed gekürt. Es sind die ersten Titelkämpfe überhaupt in den USA in der 95-jährigen WM-Geschichte. Die übliche Pressekonferenz des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) vor einer WM fiel am heutigen Mittwoch eine Nummer kleiner aus. Wegen des vollen Herbst-Terminkalenders absolvieren nur die DTTB-Herren aktuell einen Vorbereitungslehrgang in Düsseldorf. Der Großteil der Damen sammelt zeitgleich beim WTT-Turnier in Slowenien Matchpraxis.

Ausgewählte Zitate im Überblick:

Timo Boll

Timo Boll: „Ich habe ja regelmäßig für Borussia Düsseldorf gespielt und bin von daher schon im Wettkampf-Modus. Wenn ich mich gut bewegen kann, bin ich weiterhin ein gefährlicher Spieler.“

…mit Blick auf die WM 2019 und das damalige krankheitsbedingte Ausscheiden bei guten Aussichten im Einzel und Doppel: „Die letzte WM war bitter! Auslosung und Form hatten wirklich gepasst, um sehr weit zu kommen, aber ich hab’s nicht aus dem Bett geschafft. Um dieses Mal eine Medaille zu gewinnen, muss schon alles zusammenpassen.“

…über das Fehlen von Ma Long und Xu Xin und den damit verbundenen Chancen für den Rest: „Naja, ob es für den Rest wirklich besser aussieht, wird man sehen. Zumindest waren einige jüngere Chinesen nicht ganz so konstant in ihren Leistungen. Aber sie haben auch das Niveau, Weltmeister zu werden. Für mich gilt: Ich muss erstmal selbst zusehen, in guter Form zu spielen.“

Qiu Dang

Qiu Dang: „Die Form ist gut, die Ergebnisse waren sehr zufriedenstellend, da kann ich mich nicht beschweren. Allerdings sehe ich mich selbst noch als jungen Spieler, der sich ständig weiterentwickelt und weiter steigern wird. Deshalb kann die Form hoffentlich bis zur WM nur noch besser werden.“

…über seine Erwartungen in den verschiedenen Wettbewerben: „Im Doppel hatten wir die letzten Jahre viele gute Ergebnisse. Aber bei einer WM kann eine Menge passieren, vieles hängt natürlich zudem von der Auslosung ab. Allerdings können wir auch viele Leute schlagen. Einen Medaillengewinn, das würden Benne und ich sofort unterschreiben, das wäre ein Traum! Klar ist eine Medaille auch irgendwie das Ziel, aber wir hängen das nicht allzu hoch auf. Vieles ist möglich und wir hoffen einfach, dass wir, wenn es darauf ankommt, einen guten Tag erwischen. In guter Form sehe ich für mich die Chance, sowohl im Einzel als auch im Doppel und Mixed relativ weit nach vorne zu kommen. Ich hoffe, das klappt am Ende auch und ich kann mich von Runde zu Runde steigern. Ich würde bei der WM gerne sehr lange im Turnier bleiben – das wäre das Wichtigste für mich.“

Richard Prause, Sportdirektor: „Eine WM in relativ kurzer Zeit nach den mental und körperlich sehr anstrengenden Olympischen Spielen in dieser Pandemiezeit zu spielen, ist natürlich besonders herausfordernd. Das gilt für alle Nationen. Eine WM, bei der die starke Konkurrenz aus Asien zahlenmäßig noch viel größer ist als bei Olympia, hat zudem immer ihre eigenen Gesetze, in dieser besonderen Konstellation gilt das noch mehr als ohnehin schon. In den letzten Jahren waren Weltmeisterschaften immer sehr von unerwarteten Ergebnissen geprägt. Unsere Spieler und Spielerinnen sind alle in der Lage, solche Überraschungen nach oben zu schaffen. Auch wenn Dimitrij als Medaillenkandidat leider nicht dabei sein kann, haben wir in allen Wettbewerben einige Eisen im Feuer, unter anderem das Mixed Franziska/Solja, das ja 2019 Bronze geholt hat. Aber von einer Prognose, in welchen Konkurrenzen und bei wem die größten Medaillenchancen liegen, möchte ich absehen. Lieber wiederhole ich mein Credo, das für alle großen Veranstaltungen gilt: ‚Natürlich wünschen wir uns eine Medaille: Wir müssen aber zunächst einfach einmal alles dafür tun, dass wir unser bestes Tischtennis spielen. Dann haben wir auch die Chance, dass der eine oder andere über seine Setzung hinaus nach oben spielt und lange im Turnier verbleibt. Wenn dabei zusätzlich am Ende bei dieser WM eine Medaille dabei herausspringt, wäre das natürlich super.‘

…über seine Einordnung für das erfolgreiche deutsche Tischtennis-Jahr 2021„Wenn wir uns anschauen, wie die Olympischen Spielen als das absolute Highlight im Sport gelaufen sind, und dies in Kombination sehen mit den vor und nach Tokio angesetzten drei europäischen Top-Turnieren, dann dürfen wir wohl sagen: Das deutsche Tischtennis ist sehr gut aufgestellt, sowohl im internationalen Tischtennisvergleich als auch im Vergleich der Sportarten in Deutschland. Besonders erfreulich ist auch die große Breite an Spielern, durch die diese hohe Anzahl an Erfolgen überhaupt erst möglich wurde: Unsere Top-Athleten haben in Warschau und in Tokio auf allerhöchstem Niveau ihr bestes Tischtennis abgeliefert, und genauso hat es auch unsere jüngere und international noch etwas weniger erfahrene Generation in Thessaloniki und Cluj gemacht. Wir haben deshalb das Glück, schon jetzt auf ein Jahr 2021 blicken zu können, das für auf jeden Fall herausragend und erinnernswert ist. Was uns aber so erfolgreich macht, ist unser Blick nach vorn, nicht der zurück. Deshalb wollen wir schon jetzt in Houston unsere nächste sehr gute Meisterschaft spielen. Denn es gilt, immer weiterzuarbeiten und die Weichen zu stellen, mit denen wir jetzt die nächste und bald schon die übernächste Generation in Position bringen, die schon teilweise in den Startlöchern stehen.“

Jörg Roßkopf

Jörg Roßkopf, Herren-Bundestrainer: „Es ist schon bitter, dass Dima nicht spielen kann. Aber wir wollen natürlich trotzdem ein gutes Abschneiden bei der WM erzielen. Wir haben im Einzel, Doppel und Mixed unsere Möglichkeiten und wollen versuchen, uns in Houston in die vorderen Ränge hineinzuspielen. 2019 hat ja man ja am Beispiel des späteren schwedischen WM-Zweiten Mattias Falck gesehen, was gehen kann, wenn die Auslosung passt oder sich durch einen Favoritensturz plötzlich öffnet. Für einen solchen Moment muss man bereitstehen. Natürlich würden wir gerne eine Medaille gewinnen, aber das ist andererseits nicht planbar und von vielen Faktoren im Turnier abhängig. Für solche Momente stehen auch unsere Spieler bereit. Alle haben die Qualität, über ihr Niveau hinauszuspielen.“ 

…über die WM-Vorbereitung mit Blick auf den vollen Terminkalender: „Eine gezielte WM-Vorbereitung wie in der Vergangenheit war durch die besondere Konstellation in diesem Jahr fast unmöglich. Aber wir jammern nicht, denn eine nacholympische Saison ist immer schwierig. Die Jungs sind nach Tokio fast alle wieder direkt in das normale Programm eingestiegen. Und auch wenn nicht alle Turniere gespielt wurden, so hat doch jeder individuell durchtrainiert und deshalb werden alle froh sein, wenn am 23. Dezember mal für ein paar Tage etwas Ruhe einkehrt. Unser einziger WM-Lehrgang ist in dieser Woche und läuft noch bis morgen. Danach werden die Spieler noch im Heimtraining sein, bevor wir am 19. November nach Houston reisen.“

…über das Fehlen von Xu Xin und Ma Long: „Fan Zhendong ist der klare Favorit für diese WM. Aber mit diesem Druck muss er erst einmal umgehen. Der Japaner Harimoto, der bei Olympia nicht überzeugt hat, ist ein Kandidat, um sich nach vorne spielen. Taiwans Lin, der das Bronzematch gegen Dima verlor, hat auch das Zeug, Weltmeister zu werden. Natürlich könnte diesmal die Vormachtstellung der Chinesen etwas bröckeln, aber ich glaube, sie sehen das relativ entspannt. China weiß, dass es in einer Übergangsphase steckt. Sie müssen, genau wie wir, in Richtung der nächsten Olympischen Spiele, die Entwicklung von jüngeren Spielern fördern.“

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