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Jüdisches Sportfest in Düsseldorf gestartet

Hunderte Sportlerinnen und Sportler bei den Makkabi Games

Foto: MDG21 - MAKKABI Deutschland

von Bernd Schwickerath

Am Wochenende ist Düsseldorf das Zentrum des jüdischen Sports in Deutschland. Für die Makkabi Games sind mehr als 600 Sportlerinnen und Sportler aus Makkabi-Vereinen und jüdischen Gemeinden aus dem In- und Ausland angereist. Zudem gibt es in der Altstadt eine Ausstellung über die Geschichte von jüdischen Stars im deutschen Sport.

Wer dieser Tage am Rathaus in der Düsseldorfer Altstadt vorbeikommt, kann sie nicht übersehen: die lebensgroßen Aufsteller zahlreicher Sportlerinnen und Sportler. Und zwar nicht irgendwelcher, sondern von Menschen, die für Deutschland Welt- und Europameisterschaften sowie Olympische Spiele gewannen, die Rekorde hielten. Und noch etwas haben all jene gemeinsam: Sie alle waren oder sind Jüdinnen und Juden.

Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/Ingo Lammert

„Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ heißt die Ausstellung, mit der gerade an sie erinnert wird. An den deutschen Fußballpionier Walther Bensemann, an Eishockey-Nationalspieler Rudi Ball oder an Fechterin Helene Mayer. Allesamt zwar gefeierte Heldinnen und Helden, doch in der NS-Zeit wurden sie aufgrund ihres Glaubens rassistisch angefeindet, ausgegrenzt oder gar gefoltert und ermordet. Es dauerte bis 2004 in Athen, ehe die erste jüdische Athletin nach dem Zweiten Weltkrieg eine Olympia-Medaille für Deutschland gewann, Schwimmerin Sarah Poewe war das, auch sie ist Teil der Ausstellung.

Die macht nicht etwa zufällig in Düsseldorf Halt, die Ausstellung gehört zum Programm der Makkabi Games, die gerade ebenfalls in Düsseldorf über die Bühne gehen. Seit Freitag und noch bis Sonntag steigen die deutsch-jüdischen Sportmeisterschaften im Sportpark Niederheid in Holthausen.

Für ein offenes, sichtbares und selbstbewusstes Judentum

Das Konzept dahinter? „Sportler aus ganz Deutschland und dem Ausland versammeln sich in einer deutschen Großstadt, um sich in den verschiedensten Wettkämpfen miteinander zu messen und dabei ein offenes, sichtbares und selbstbewusstes Judentum in Deutschland zu zelebrieren. Bei der größten jüdischen Sportveranstaltung des Jahres sind alle Mitglieder der Makkabi-Ortsvereine, jüdisch und nicht-jüdisch, und Mitglieder der jüdischen Gemeinden im Alter zwischen 12 und 99 Jahren teilnahmeberechtigt“, heißt es von den Veranstaltern.

Seit 1996 gibt es die Spiele, die ersten fanden in Duisburg statt. Nun – nach einer Corona-Pause – ist Düsseldorf dran. Dafür sind mehr als 600 Sportlerinnen und Sportler aus den vielen Makkabi-Vereinen und jüdischen Gemeinden aus dem ganzen Bundesgebiet angereist. Mehr als 100 Aktive kommen zudem aus den Niederlanden, Litauen, Österreich, Polen und Israel.

Offiziell los ging es am Donnerstagabend mit Grußworten von Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller, des Rabbiners Aharon Ran Vernikovsky von der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf und von Abraham Lehrers, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Ein besonderer Höhepunkt des Abends: die Verleihung des „Makkabäer-Preises“ an Shaul Ladany. Der mittlerweile 85-Jährige, der den Holocaust und das Olympia-Attentat 1972 in München überlebte, war Marathonläufer, wurde mehrfacher israelischer Landesmeister im Gehen und ist bis heute aktiv. Am Donnerstagabend entzündete er das traditionelle Makkabi-Feuer und eröffnete damit die Spiele.

In 14 Sportarten geht es um die Medaillen

Seit dem heutigen Freitag geht es um die Medaillen in 14 Sportarten: Schwimmen, Futsal, Bridge, Basketball, Beachvolleyball, Sportschießen, Fechten, Segeln, Schach, Tischtennis, Tennis, Radsport, Triathlon und Kampfsport. Aber natürlich geht es bei den Spielen um mehr: 2021 ist das Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Und gerade mit Blick auf den steigenden Antisemitismus in Deutschland und der Welt seien die Spiele „ein starkes Zeichen des selbstbewussten und offenen Judentums in Deutschland und ein lebendiges Symbol für Vielfalt, Zusammenhalt und Freundschaft über die Grenzen von Religionen und Nationalitäten hinweg“, hieß es im Vorfeld von Makkabi Deutschland.

Foto: MDG21 – MAKKABI Deutschland

Die Ortsvereine sind übrigens keine Vereine ausschließlich für jüdische Sportlerinnen und Sportler. Auch der aus Düsseldorf nicht, den es bereits seit 1923 gibt und der sich besonders im Basketball einen Namen gemacht hat. Aber auch Fußball, Tischtennis, Kampfsport, Kinder- und Rehasport sind im Programm. Mehr als 400 Mitglieder hat Maccabi Düsseldorf – und längst nicht alle sind jüdischen Glaubens. Natürlich fördert der Klub „traditionelle jüdische Werte und die jüdische Identität“, wie es heißt, aber er „steht Angehörigen aller Religionsgemeinschaften offen“.

Das zeigt sich nun auch im Programm der Makkabi Games. Neben dem Sport gibt es ein Kultur- und Informationsprogramm, am Samstagabend wird gefeiert.

Informationen über den Düsseldorfer Verein finden sich auf dessen Homepage. Zu den Makkabi Games 2021 geht es hier entlang.

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