D.SPORTS

Home of Sports

“Längste Theke der Welt? Kenne ich nicht…“

In der Vorrunde war sie mit Abstand die treffsicherste Angreiferin des DHC. Adéla Bízová (25) ist der neue Star beim Hallenhockey-Bundesligist. Am Samstag (13:45 Uhr, Hockeyhalle am Seestern) trifft die tschechische Nationalspielerin mit ihrem Team im Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft auf den Münchner SC. Im Interview spricht Bízová über ihre Eingewöhnung in Düsseldorf und Unterschiede zwischen Deutschland und Tschechien.

Adéla, wie kommt es überhaupt, dass Sie beim DHC spielen? Wechsel über die Landesgrenzen hinaus sind im Hockey doch sehr unüblich…
Bízová: Ich habe mit meinem Heimatverein Slavia Prag vergangenes Frühjahr bei der Endrunde um den Europapokal gegen den DHC gespielt. Nach dem Turnier habe ich eine E-Mail von Nico Sussenburger (Trainer DHC-Damen) erhalten. Er wollte unbedingt, dass ich nach Düsseldorf komme. So eine Chance kommt vielleicht nie wieder, habe ich mir gedacht und gleich zugesagt.

Sie sprechen kein Deutsch und kannten in Düsseldorf doch überhaupt niemanden. Schwingt dann bei so einem Wechsel nicht jede Menge Angst und Unsicherheit mit?
Bízová: Natürlich hatte ich ein bisschen Angst, außerdem liebe ich meine Heimat Prag. Aber mein Freund hat mich ermutigt und gesagt, ich müsse einfach gehen. Er hatte Recht, ich bin sehr glücklich hier.

Sie leben bei einer Gastfamilie aus dem DHC. Wie gefällt Ihnen das Leben hier in der Sportstadt Düsseldorf?
Bízová: Sehr gut. Ich lebe bei einer Familie in Niederkassel und bin ganz toll aufgenommen worden. Alle sind so freundlich zu mir. Die Familie hat drei Kinder, zwei spielen auch Hockey im DHC und ich fühle mich fast wie das vierte Kind mittlerweile. Am Wochenende frühstücken wir gemeinsam, das kenne ich so aus Tschechien nicht wirklich. Ich war auch schon in der Altstadt, auf dem Rheinturm und bin von meiner neuen Familie hier zu einer Karnevalsparty mitgenommen worden. Das war sehr lustig…

Sportlich ist Ihnen die Eingewöhnung gut gelungen. Mit 23 Treffern nach zehn Spielen sind Sie beste DHC-Torjägerin und die drittbeste deutschlandweit. Was ist anders als in Ihrer Heimat?
Bízová: Ich habe sofort gemerkt, dass ich in der besten Liga der Welt spiele. Im Feldhockey ist die holländische Liga vielleicht noch besser, aber beim Hallenhockey wird in Deutschland das höchste Niveau gespielt. Meinen Stil musste ich auf jeden Fall umstellen. Hier geht es viel um das System und taktische Disziplin. In Tschechien wird viel mehr Wert auf Dribblings gelegt.

Lange haben Sie für die Umstellung aber nicht gebraucht…
Bízová: Es ging wirklich relativ schnell. Ich habe mich auf jeden Fall als Spielerin verbessert hier.

Im Viertelfinale treffen Sie auf München. Wie steht es um die Chancen des DHC dort und darüber hinaus?
Bízová: Ich kann wenig über den Gegner sagen, da ich die deutschen Mannschaften überhaupt nicht einschätzen kann. Aber wenn wir Meister werden wollen, müssen wir bestimmt noch mehrere starke Gegner schlagen. Mich stimmt der Teamgeist bei uns optimistisch. Wir haben ein tolles Gefüge, unterstützten uns gegenseitig und ich glaube, dass so der Titel möglich sein kann.

Können Sie sich eine Zukunft über die Hallensaison hinaus in Deutschland vorstellen?
Bízová:  (überlegt länger) Ich weiß es nicht, darüber habe ich mir noch nicht groß Gedanken gemacht. Es wäre eine Ehre, aber andererseits heirate ich auch im Sommer. Da weiß ich gar nicht, ob das zeitlich alles zusammenpasst.

Wie steht es denn um Ihr Deutsch?
Bízová: Oh nein, das ist sehr schwer für mich. Unser Co-Trainer Karol spricht Deutsch mit starkem polnischen Einfluss. Da verstehe ich jede Menge. Ansonsten hört es nach den Worten Mann- oder Raumdeckung fast auf.

Wissen Sie, was die „längste Theke der Welt“ bedeutet?
Bízová: Nein, davon habe ich auch noch nicht gehört.

Vielleicht ja nach der Titelfeier mit den DHC-Damen. Danke für das Gespräch und viel Erfolg.

(JW)

Teilen