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MSV Düsseldorf – ein Klub, der für Integration steht

Fußballer aus dem Herzen der Stadt können in die Oberliga aufsteigen

Foto: MSV

von Norbert Krings

Ein Düsseldorfer Verein sorgt sportlich für großes Aufsehen. Der MSV Düsseldorf hat zum Jahreswechsel in der Fußball-Landesliga neun Punkte Vorsprung und steht damit vor dem Sprung in die Oberliga. Der Erfolg ist nicht nur auf die erfolgreichen Spieler zurückzuführen, die in den bisherigen 15 Spielen so viele Zähler auf ihr Konto schreiben konnten. Der Erfolg hat auch Ursachen, die in der Struktur und dem Selbstverständnis des Vereins zu finden sind.

Der MSV trainiert mit 17 Mannschaften auf der Anlage an der Heidelberger Straße. Bis auf die zweite Mannschaft, die beim TSV Eller 04 gegen eine Nutzungsgebühr trainieren darf, tummeln sich alle anderen Teams auf einem Platz und teilen diesen noch mit anderen Vereinen. „Selbst die erste Mannschaft hat zum Training nur einen halben Platz, weil wir sonst nicht alle Trainingszeiten im Plan unterbringen können“, sagt der sportliche Leiter des MSV, Mohamed Dair, der ebenso wie die Klubführung versucht hat, das Sportamt zu überzeugen, dass der MSV so wichtige Arbeit leistet. Doch weitere Trainingszeiten auf einem anderen Platz konnten noch nicht realisiert werden.

Doe Vereinsspitze des MSV schaut auch bei den Spielen genau hin. Foto: MSV

Der MSV lammentiert nicht groß herum, sondern versucht das Beste daraus zu machen. Mit der ersten Mannschaft gelingt das anscheinend in diesem Spieljahr ganz besonders gut. „Dieser Verein ist etwas Besonderes“, beschreibt Dair den MSV. „Der kontinuierlich beschrittene Weg nach oben hat sich ausgezahlt“, sagt der sportliche Leiter, der vor zwei Jahren nach Düsseldorf gewechselt ist, und sich damals vom „interessanten Projekt“ überzeugen ließ, obwohl er eigentlich Wuppertaler ist und anfangs die langen Fahrten gescheut hatte. „Wir haben viereinhalb Stunden damals über Visionen und Pläne gesprochen“, sagt er. „Die familiäre Atmosphäre hat mich überzeugt. Ich habe noch nie einen Verein gesehen, bei dem es so harmonisch zugeht, so viele Freundschaften bestehen und eine so große Zahl an Ehrenamtlichen alles gibt, damit sich die Mitglieder, Spieler und Freunde des Vereins so wohlfühlen.“

Auch der Präsident sei sich nicht zu schade, um mal durchzufegen oder die Duschkabinen zu desinfizieren. „Das Miteinander ist in einem Amateurklub genau das, was den Erfolg eines Vereins ausmacht“, sagt Dair. Und die sportlichen Zahlen geben ihm recht. Denn auch die oberen Jugendmannschaften der A- und B-Junioren des MSV stehen inzwischen sportlich sehr gut da. „Das war auch ein Grund für meine damalige Zusage, dass junge Spieler hier eine Chance bekommen“, sagt Mohamed Dair, der auf die Besetzung der ersten Mannschaft hinweist, in der auch mehrere junge Spieler bereits zu den Leistungsträgern zählen. Aber auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Spieler wie Maximilian Nadidai oder Lutz Radojewski konnten sich mit den Zielen des MSV identifizieren, dessen erste Mannschaft aus Spielern zusammensetzt, die aus neun Nationen stammen. Hautfarbe, Religion und Nationalität spielen keine Rolle.

„Der Spieler kann so gut sein, wie er will“, sagt Dair. „Das Allerwichtigste ist, dass er zum Verein passt und eine gute Mentalität hat.“ Andere könnten auch Geld oder Sponsoren mitbringen. „Nein, diese Leute nehmen wir nicht, weil wir uns das Gefüge nicht kaputt machen lassen wollen.“ Spieler, die das Miteinander leben und das Trikot mit Stolz tragen, möchte der MSV in seinen Reihen haben.

„Wir versuchen als Verein, Werte zu vermitteln“, sagt Noureddin Mahnin, der Präsident des MSV. Zusammengehörigkeit, Disziplin, Gemeinschaft, Ordnung und Respekt gehören dazu. „Wir sind davon überzeugt, dass man den Kindern durch den Sport diese Werte beibringen kann.“ In Verbindung mit der Leistung auf dem Platz und dem gemeinsamen Erleben, wird das spielerisch vermittelt. Aber was auch außerhalb des Platzes passiert, gehört dazu. „Wir greifen als Verein den Mitgliedern direkt ins Herz, weil wir unser Anliegen sehr authentisch rüberbringen“, sagt der MSV-Boss. „Wir sind offen für alles, aber die Mitglieder müssen sich auch unseren Idealen anpassen.“ Die Zusammengehörigkeit ist das Wichtigste, und daraus entwickelt sich auch der Erfolg.

Noureddin Mahnin hofft auf mehr Unterstützung durch die Stadt. Foto: MSV

Noureddin Mahnin muss auch noch einmal auf die eingeschränkten Möglichkeiten zurückkommen, die durch die Platzsituation gegeben sind. „Wir waren drauf und dran Damen-Mannschaften aufzubauen. Das wäre für ein Verein mit Migrations-Hintergrund der Hammer gewesen, wenn wir das hätten umsetzen können.“ Es war alles quasi aufgebaut, aber dann kam Corona. Um da aber weiter zu planen, waren dem Verein die Hände gebunden, weil man von der Stadt in platztechnischer Hinsicht blockiert werde. „Wir haben beim Sportamt alles versucht, und eigentlich müsste einem da die Lust vergehen“, sagt Mahnin. Doch die Motivation beim MSV, weiter für bessere Möglichkeiten zu kämpfen, ist ungebrochen. „Wir holen die Kinder von der Straße, wir tun viel für die Integration. Es wirkt aber bei der Stadt noch nicht richtig.“

Die Abgrenzung von Menschen aus der Gesellschaft könnten eigentlich in Düsseldorf weiter überwunden werden. „Es ist so, wie es ist. Wir lamentieren nicht“, sagt der MSV-Präsident. „Wir ignorieren die Vorbehalte gegen Mannschaften, die viele Spieler mit ausländischen Wurzeln haben. Es ist noch immer spürbar, aber wir versuchen durch guten Fußball zu überzeugen.“ Dadurch verschaffe man sich Respekt. Entgleisungen gibt es überall, und beim MSV wird sofort reagiert. Probleme in dieser Hinsicht waren im eigenen Verein aber zuletzt nicht mehr zu spüren.

Die Oberliga wird ein Abenteuer, wenn der Aufstieg klappen sollte. Aber der Verein will sich dem stellen, und die Vereinsspitze ist sich sicher, dass es von der kaufmännischen Seite funktionieren wird, da auch schon Gespräche mit weiteren Sponsoren laufen. Weitere Unterstützung wird gerne gesehen. Gerade ein Verein, der in Düsseldorf eine sozial so wichtige Aufgabe übernomen hat, verdient diese Hilfe auch.

Zuletzt gab es viele Gelegenheiten, einen Erfolg der ersten Mannschaft zu bejubeln. Foto: MSV

 

 

 

 

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