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Ohne spielerische Steigerung geht nichts

Fortuna siegt trotz schwacher Leistung

Foto: Christof Wolff

von Norbert Krings

KOMMENTAR Mit einem positiven Blick auf die Lage ist es gut, wenn ein Pferd nur so hoch springt, wie es muss. Übertragen bedeutet das: Die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf gewinnt Spiele gegen Abstiegskandidaten wie Sandhausen, Aue oder Ingolstadt mit Mühe, sammelt aber letztlich die drei Punkte ein. Negativ ist, dass das Preußer-Team auch gegen diese Gegner Schwächen zeigt, die in Spielen gegen bessere Mannschaften einen Erfolg eher unrealistisch erscheinen lassen.

Bremen, Nürnberg, Schalke und Kiel waren hingegen Gegner halbwegs auf Augenhöhe. Ein Sieg war gegen diese Kontrahenten zwar möglich, aber die vorher erwähnten Schwächen und unnötigen Fehler verhinderten Erfolge. Und eine Veränderung dieser Tendenz erscheint nach dem Auftritt von Ingolstadt eher als unwahrscheinlich. Es gelingt dem Trainerteam einfach nicht, diese Schwächen zu verbannen. 

Zudem waren es oft individuelle Fehler, die einem Sieg im Weg standen. Von einer konstant guten Leistung sind die Spieler von Fortuna Düsseldorf immer noch weit entfernt. Das ist eigentlich verwunderlich, weil die Mannschaft eingespielt und nur punktuell verändert worden war. Andererseits mussten die Spieler sich aber auch erst an die veränderte Spielphilosophie des Trainers gewöhnen.

Balance und Konstanz fehlen in Fortunas Spiel immer noch

Christian Preußer hat es mit verschiedenen Spielsystemen und Aufstellungen versucht. Er nähert sich zwar dem Optimum wohl langsam an, aber manche Spieler fühlen sich noch nicht so wohl mit ihren Aufgaben. Hier besteht Justierungsbedarf. Vor allem, was die Abwehrarbeit der Außen angeht. Da haben Felix Klaus und Kristoffer Peterson immer noch Nachholbedarf. Und im Zentrum sind immer noch zu viele Räume offen, weil ein Ao Tanaka sich noch an die Aufteilung der Aufgaben gewöhnen muss.

Bislang ist es dem Cheftrainer nicht gelungen, zum einen die ideale Balance zwischen Abwehr und Angriff zu finden. Und andererseits fehlt die Konstanz im Spiel. Selten oder eigentlich nie im bisherigen Saisonverlauf war zu erkennen, dass ein Spiel von der ersten bis zur letzten Minute mit einer Selbstverständlichkeit über die Bühne gebracht wurde, die guten Mannschaften zu eigen ist, um ein Spiel zu kontrollieren und dominieren. Immer wieder musste personell oder strukturell nachgesteuert werden. Irgendwann muss das passen, wenn Fortuna weiter oben mitspielen möchte. 

Es gab und gibt noch genügend Störfaktoren, die verhindern, dass die Mannschaft aus einem Guss spielt. Angefangen beim Torhüter, der offensichtlich so sehr mit sich selbst und seiner eigenen Krise beschäftigt war, dass er nicht mannschaftsdienlich genug auftreten konnte. Mit seinen Aktionen hat er weder sich noch seinen Mitspielern einen Gefallen getan. Von einem nüchternen und fehlerfreien Torwartspiel ist Florian Kastenmeier zu weit entfernt. Er wird jetzt nach seinem unmotivierten Ausflug bis zur Mittellinie, weil er die Rolle als „mitspielender Torhüter“ falsch verstanden hat, zumindest ein Spiel Zeit haben, in dieser Pause über seine Einstellung nachzudenken.

Matthias Zimmermann war bis zum Ingolstadt-Spiel ein Opfer des Konkurrenzkampfes. Foto: Wolff

Von außen drängt sich das Gefühl auf, dass sich Kastenmeier in seiner Karriere bereits weiter wähnte, als er es tatsächlich ist. Daher kam er auch mit der Kritik von außen nicht klar und wollte es allen zeigen. Und dieser Schuss Übermotivation tat ihm nicht gut.

Hoffmann muss auch gegen stärkere Gegner seine Klasse zeigen

Immerhin hat sich die Abwehr so stabilisiert, dass die Zahl der Gegentore nun im Rahmen bleibt. Auch darauf kann man sich erst verlassen, seitdem Andre Hoffmann zurück ist. Allerdings hat er noch nicht gegen offensivstarke Teams wie Schalke oder demnächst Paderborn und Hamburger SV gespielt. Doch deutlich wurde, dass den beiden jungen Innenverteidigern Dragos Nedelcu und Christoph Klarer Abstimmung und Erfahrung im Zusammenspiel fehlten.

Inzwischen ist auch Ao Tanaka in ein Leistungsloch gefallen und Shinta Appelkamp muss den hohen Anforderungen des EM-Sommers und den gestiegenen Erwartungen im Umfeld Tribut zollen. Während sich Khaled Narey als die positive Überraschung der Saison präsentiert, Felix Klaus sich auch gesteigert hat, ist Kristoffer Peterson derzeit wohl völlig außer Form und kann nicht an die Leistungen zum Ende der vergangenen Spielzeit anknüpfen. Auch Nicklas Shipnoski fehlt noch jegliches Selbstbewusstsein und Selbstverständnis in seiner bisherigen Rolle als Ergänzungsspieler. Immerhin hat Rouwen Hennings inzwischen adäquate Unterstützung durch Robert Bozenik erhalten.

Fortuna muss sich in allen Bereichen steigern. Es ist zu erahnen, welche Möglichkeiten diese Mannschaft haben könnte, wenn alles funktioniert. Das muss der Trainer hinbekommen, allerdings müssen sich bis auf wenige Ausnahmen auch alle Spieler steigern und mit noch mehr Konzentration zur Sache gehen. Ohne spielerische Steigerung geht nichts.

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