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Ohne Ziel, aber nicht planlos

Das besondere Jahr des Beachvolleyballers Rudy Schneider

Foto: CEV

von Bernd Schwickerath

Rudy Schneider hat ein bemerkenswertes Jahr hinter sich. Während viele Sportler hadern, feiert der 19 Jahre alte Beachvolleyballer der DJK Tusa 06 einen Erfolg nach dem anderen. Mutige Ansagen in Richtung Olympia gibt es von ihm dennoch nicht, er möchte einfach Spaß am Sport haben.

Das Sportjahr 2020 ist eins der zerplatzten Träume. Deutsche, Europa- oder Weltmeisterschaften, für einige gar die Olympischen Spiele – dutzende Wettbewerbe fielen der Corona-Pandemie zum Opfer. Die monate-, wenn nicht gar jahrelange Vorbereitung der Athleten war umsonst.

Wenn Rudy Schneider auf 2020 zurückblickt, hat er ganz andere Gedanken. Natürlich stand auch der 19 Jahre alte Beachvolleyballspieler der DJK Tusa 06 im Frühjahr vor der großen Frage, wie es nun weitergehen soll. Turniere wurden abgesagt, nicht mal an organisiertes Training war zu denken.

Erst nach einigen Wochen konnte er in Witten mit seinen Vereinskollegen Alexander Walkenhorst und Sven Winter vernünftig trainieren. Doch das war nur der Startschuss zu einer außergewöhnlichen Freiluftsaison, in der Schneider nicht nur die Westdeutsche Meisterschaft gewann und ins Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft kam, er gewann später auch noch die Bronzemedaille bei der U22-EM in der Türkei.

Allein die Qualifikation für die DM war ein Erfolg

„Das Jahr war auf jeden Fall erfolgreicher, als man das vor der Saison gedacht hätte“, sagt Schneider selbst, für den allein die Qualifikation für die nationalen Titelkämpfe Anfang September in Timmendorfer Strand ein Riesenerfolg war. Doch als die über die Turniere in Düsseldorf geschafft war, machten er und sein Partner Moritz Klein an der Ostsee einfach so weiter.

Dort schlugen sie in der Vorrunde nicht nur die Titelverteidiger, sondern kamen bis ins Viertelfinale führte. Und als wäre das nicht schon genug gewesen, sorgte Rudy Schneider wenige Wochen später bei der U22-EM gleich erneut für Aufsehen, diesmal an der Seite von Mio Wüst: Erst der Sieg über das topgesetzte Duo, dann diverse weitere Erfolge, am Ende Bronze.

Da könnte man ja auf die Idee kommen, Schneider wolle nun ganz oben angreifen. Wenn er schon in so jungen und mit ständig wechselnden Partnern derart erfolgreich ist, dann ist ja vielleicht bald mal einen Titel drin, oder nächstes Jahr sogar die Olympia-Teilnahme?

Erfolgreich in der Halle, erfolgreich im Sand

„Da denke ich tatsächlich gar nicht dran. Ich bin weniger ein Typ, der öffentlich sagt: Immer weiter, immer weiter, ganz nach oben. Ich versuche einfach, meinen Spaß zu haben und so weit zu gehen, wie es eben geht“, sagt der 19-Jährige. „Alle sagen, man braucht Ziele, ich bin jemand, der hat so etwas nicht. Und sich selbst zwingen, Ziele auszusuchen? So bin ich einfach nicht.“

Das klingt sonderbar für einen jungen Sportler, aber man sollte das nicht fehlendem Ehrgeiz verwechseln. Schneider setzt derzeit voll auf den Leistungssport. Zwar will er „langsam mal mit dem Fach-Abi weitermachen“, aber die vergangenen Monate gehörten dem Beachvolleyball.

Der ist für Schneider lange Zeit zweigeteilt gewesen: in der Halle und im Sand. Und war in beiden auf der Überholspur. Mit 17 schaffte er es beim TuS Bocholt in die zweite Bundesliga, parallel auch phasenweise in den Bundesliga-Kader der Powervolleys Düren. Ein Jahr später gehörte er fest dazu, ehe er sich Ende 2018 dazu entschied, sich vermehrt auf den Sand zu konzentrieren.

Zwar spielte er vergangenes Jahr noch mal beim niederländischen Meister Orion Doetinchem und würde das wieder tun, „wenn es sich mit dem Beachen vereinbaren lässt und ich das in der Off-Season machen kann“, aber insgesamt ist ihm die Strandvariante mehr ans Herz gewachsen.

Du hast da viel mehr Belastung, körperlich wie mental. Du wirst nicht ausgewechselt, du kannst nicht sagen, pass den Ball nicht zu mir.“ Zudem sei „das Spiel freier. In der Halle ist alles durchgetastet und durchorganisiert.“ Auf dem Spielfeld und daneben. Das habe auch Vorteile: „Du hast deinen festen Arbeitsplatz, deine feste Aufgabe, dein festes Geld“, sagt Schneider, aber die Freiheit im Beachvolleyball, die liege ihm mehr.

Locker bleiben, nie die Freude am Sport verlieren

Das lässt sich an den Erfolgen sehen: 2017 deutsches U20-Silber und Gold in der U18. Ein Jahr später startete er bei der Erwachsenen-Tour, wieder ein Jahr später Platz neun bei der U19-WM und Silber bei der U20-EM. Nun also die nächsten Erfolge im In- und Ausland.

Die jüngsten Erfolge holte er für die Tusa 06. Zwar wohnt er weiter in Borken, trainiert und spielt mittlerweile aber wie viele Topspieler aus dem Beachvolleyball in und für Düsseldorf. „Gute Strukturen, gute Trainer, wie Waldemar Uherek, der unterstützt einen bei jeder Sache“, sagt der 19-Jährige und hofft, dass er noch möglichst lange in Düsseldorf bleiben kann.

Das ist aber auch das Einzige, das in Sachen Ziele aus ihm herauszubekommen ist. Ansonsten heißt es: Locker bleiben, nie die Freude am Sport verlieren. „Das Leben ist doch schon anstrengend genug“, sagt Rudy Schneider, „da versuche ich mir, an jeder Stelle den Spaß zu suchen.“

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