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Oliver Fink – Vorbild und Idol ohne Starallüren

Auch in der Regionalliga ist der 39-Jährige glücklich

Foto: Beele

von Norbert Krings

Oliver Fink ist bester Laune. In unserem Gespräch teilt er mit, dass es ihm richtig gut geht. Er spielt Fußball für sein Leben gern und ist derzeit Führungsfigur bei einem Spitzenteam der Regionalliga West – der U23 von Fortuna Düsseldorf.

Sportlich läuft es sogar so gut, dass Niederlagen seiner Mannschaft schon damit begründet werden, dass er in den zwei von drei Spielen ohne Sieg von Fortunas Zweitvertretung nicht mitgespielt hat. Zuletzt war er beim 1:2 in Münster gesperrt, nachdem er zuvor maßgeblich zum 3:2-Erfolg im Derby gegen Fortuna Köln beigetragen hatte. „Das geht gar nicht, die guten Ergebnisse nur durch mein Mitwirken zu erklären“, sagt Oliver Fink. „Das wird den bemerkenswerten Leistungen der Jungs absolut nicht gerecht. Ich versuche nur Hilfestellung zu leisten.“

Bescheiden war der 38-Jährige schon immer, ein Lautsprecher dagegen war er nie. Eher Idol und Vorbild. Deshalb geht er in seiner Rolle, eine junge Mannschaft zu führen und sich in den Dienst der guten Sache zu stellen, auch völlig auf. „Den Fußball an sich ist für mich der schönste Sport, den es gibt“, sagt der erfahrene Profi. „Und ich muss mich bewegen, weil es mir auch nach dem Sport immer besser geht als vorher.“ Das kann seine Frau durchaus bestätigen.

Trainerjob kommt für Fink vielleicht doch in Frage

Und auch in den kommenden drei, vier Jahren sieht sich Fink noch in der Bewegung. Sei es auf dem Fahrrad, auf dem Golfplatz oder schwimmend. „Und ich möchte gerne noch einen Marathon laufen.“ Er will einfach sehen, was eine solche Anstrengung mit ihm macht. „Ohne Herausforderung und Leistungsgedanken schaffe ich es einfach nicht“, sagt er lachend und überlegt, dem Sport noch lange erhalten zu bleiben, eventuell als Trainer, wie er die „Metamorphose“ gerade bewundernd bei Kumpel Lumpi Lambertz beobachtet.

Zurück zu seiner augenblicklichen Aufgabe: Momentan macht ihm das Spiel großen Spaß, und er weiß nicht, ob er, weil alles so gut läuft, sogar noch ein Jahr dranhängt. Da schwingt aber auch die Unsicherheit wegen der Pandemie mit. Für die jungen Mitspieler, die so „herrlich unbekümmert“ an ihre Sache herangehen, ist er zwar eine Respektsperson, aber er fühlt sich wieder richtig jung, mit diesen Talenten zu spielen. „Es ist keinesfalls so, dass der Abstand zu groß ist. Ich bin schon ziemlich umgänglich“, sagt „Finki“ über das Miteinander. Er weiß natürlich, dass ab und zu auch mal eine Frage zu wenig gestellt wird. „Ich fühle mich fast wie in meiner Anfangszeit und muss manchmal in mich hineinlachen bei den Gesprächsthemen in der Kabine.“ Es sei auf jeden Fall eine schöne Erfahrung.

In Fortunas U23 will der Oldie keine Sonderrolle

Manchmal gibt es sogar einen Rüffel vom Trainerteam, weil Oliver Fink ganz automatisch auch die Bälle holt, die über den Zaun geflogen sind oder ganz selbstverständlich die Ballnetze trägt.

Oliver Fink trifft zum 3:1 gegen Fortuna Köln. Foto: Beele

Normalerweise ist er aber tatsächlich der verlängerte Arm von U23-Trainer Nico Michaty, mit dem er sich sehr gut versteht. „Er fragt mich schon öfters nach meiner Meinung, so dass ich mich automatisch noch intensiver mit der Sache beschäftige“, sagt der 38-Jährige.

Und da wäre noch die Sache mit dem Bank-Comeback bei den Profis. Fink ist jüngst mit nach Nürnberg gefahren und hat sich in der Personalnot zur Verfügung gestellt. Er wurde aber nicht eingewechselt und erklärte dann ein paar Tage später, dass dies eine einmalige Rückkehr in den Profikader gewesen sei. „Es gibt aber keine Probleme zwischen Uwe Rösler und mir. Unser Austausch ist immer sehr offen und ehrlich. Wenn der Verein mich braucht, helfe ich auch gerne aus“, sagt Fink. „Sportlich gesehen, hätte ich in Nürnberg gerne gespielt, aber menschlich gibt es da nichts zu meckern.“ Selbstbestimmt wollte er aufhören. „Da hatte ich dann die Einsicht, dass meine Zeit vorbei ist und ich den Platz für andere freimachen will.“

„Exil“ in den USA hat der 38-Jährige noch im Hinterkopf

Fink hätte sich eigentlich noch einen Lebenstraum erfüllen wollen. Er wäre gerne für ein oder zwei Jahre in die USA gegangen, um dort als Fußballer und Mensch Erfahrungen in einer ihm noch fremden Welt zu sammeln. „So ganz habe ich diesen Traum noch nicht aufgegeben, aber realistischerweise muss man sagen: wer will denn noch einen fast 40-Jährigen verpflichten“, meint „Finki“, obwohl er sich nicht nur fit und gesund fühlt, sondern auch die fußballerischen Alters-Erscheinungen offensichtlich einen großen Bogen um ihn machen. „Klar, wenn sich doch noch was ergibt…“

Doch auch Corona und ein weiterer persönlicher Traum stehen dem wohl zeitlich beschränkten Abenteuer in der neuen Welt im Weg. Oliver Fink ist vor nicht allzu langer Zeit Vater geworden, baut ein Haus und wird tatsächlich trotz starker bayerischer Wurzeln im Rheinland sesshaft. „Mitte Februar ist es dann soweit, dass wir einziehen können“, sagt er, der nun fast täglich auf der Baustelle ist, um nach dem Rechten zu sehen. Ein Einfamilienhaus nahe Düsseldorf sieht Fink als Luxus an. So ist er und man neidet es dem Fußballer ohne Starallüren nicht.

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