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Reime, Rückraum, Respekt

Handballer Justin Müller im Portrait

Foto: Jens Körner

von Tobias Kemberg

Der 24-Jährige spielte in der Jugend für die HSG/ART und sammelte in Düsseldorf erste Erfahrungen in der 3. Liga. Jetzt ist der Student mit dem Faible für Musik für TUSEM Essen in der Bundesliga aktiv.

Wer nach Justin Müllers Instagram-Account sucht, der wird zwar schnell fündig, könnte aber zumindest für einen Moment ein wenig irritiert sein. „mcjmfresh“ heißt der Handball-Profi bei der Social-Media-Plattform. Klingt ein bisschen nach Straßen-Rapper. Schlummert da also ein verborgenes musikalisches Talent im 24-Jährigen?

Wie es zu diesem Namen kam? Das ist eine lange Geschichte“, sagt Müller und lacht. „Vereinfacht erzählt: Ein Kumpel aus der Schule und ich haben damals immer Spaß am Dichten und Reimen gehabt. Dann haben wir gesagt, das wäre doch ein guter Rapper-Name. So ist das dann entstanden. Wir haben aber einfach nur coole Namen gesucht, um uns bei Insta an den Start zu bringen. Das war immer spaßig gemeint.“

Der Instagram-Account ist geblieben, aus der Rap-Karriere ist nichts geworden. Der Rückraumspieler von Bundesligist TUSEM Essen hat sie jedoch auch nie versucht einzuschlagen. „Ich spiele Klavier und ein bisschen Gitarre. Ein Klavier habe ich tatsächlich zu Hause stehen. Aber ein Tonstudio oder dergleichen habe ich nicht“, erzählt der gebürtige Mettmaner mit einem Augenzwinkern.

Mein Herz hängt an der Stadt Düsseldorf.“

Nach seinen Anfängen in seiner Geburtsstadt bei Mettmann-Sport zog es Justin Müller nach Düsseldorf. Vier Jahre spielte er für die HSG/ART. „In Düsseldorf habe ich meine handballerische Jugendzeit verbracht und damals den Sprung in den Herrenbereich geschafft. Mit 17 Jahren in der Dritten Liga zu spielen, das waren schon wichtige Erfahrungen. Ich bin super dankbar für diese Zeit“, sagt der BWL-Student, der gerade seinen Master macht. 2014 ging es weiter zum TV Korschenbroich, seit 2017 ist TUSEM Essen sein sportliches Zuhause.

Die Verbindung nach Düsseldorf aber hat er bis heute nicht verloren. „Mein Herz hängt an der Stadt. Ich bin dort zur Schule gegangen, habe ab der zehnten Klasse das Lessing-Gymnasium besucht, auf dem Sport und Schule immer gut miteinander vereinbart werden konnten. Klar, ich bin aus Mettmann, aber ich bin eigentlich in Düsseldorf aufgewachsen. Zu vielen Menschen aus dieser Zeit habe ich bis heute gute Verbindungen, zum Beispiel zu Benny Daser oder Jens Sieberger.“

Nach dem Aufstieg ist der Traditionsverein in der HBL Außenseiter

Mit TUSEM Essen feierte Justin Müller kurz nach Beginn der Corona-Pandemie den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Sieben Jahre lang hatte der stolze Traditionsverein aus dem Ruhrgebiet auf die Rückkehr in die Eliteliga gewartet. „Im Verein steckt nach wie vor sehr viel Tradition. Wir Spieler werden oft darauf angesprochen. Auch wenn wir natürlich aus einer anderen Generation kommen. Die goldenen Namen von früher, beispielsweise Jochen Fraatz, sind aber noch immer allgegenwärtig“, erklärt Müller. „Wir sind jedenfalls alle stolz, für diesen Verein aufzulaufen.“

Die großen Erfolge des Klubs – drei Meisterschaften, drei nationale Pokalsiege und ein Europapokaltriumph – liegen aber nun mal rund 30 Jahre zurück. Inzwischen ist aus der einstigen Top-Adresse des deutschen Handballsports ein familiärer Verein geworden, der mit einer jungen Mannschaft den Klassenerhalt in der HBL als Ziel hat.

Foto: Jens Körner

Für uns wird es diese Saison oft ,David gegen Goliath‘ heißen. Der Klassenerhalt wäre eine Riesensache für den Verein. Dafür werden wir alles geben“, verspricht Müller. In den ersten beiden Spielen der neuen Saison gegen den TV Bittenfeld und die Rhein-Neckar Löwen gab es jeweils Niederlagen. Trotzdem habe er das Gefühl, dass die Mannschaft nun richtig in der Bundesliga angekommen und in der Lage ist, das selbstgesteckte Saisonziel zu erreichen.

Großen Respekt hat Justin Müller vor den Profis im American Football

Zu großen Respekt vor Namen wie Uwe Gensheimer oder Patrick Groetzki – gegen beide ging es zuletzt im Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen – hat Justin Müller nicht (mehr): „Ein gewisser Grundrespekt ist immer da, egal, wer mir auf dem Parkett gegenüber steht. Aber ich habe keine Ehrfurcht. Mir macht das einfach Spaß. Genau dafür habe ich das all die Jahre gemacht.“

Auf die Frage, welche Sportler die als „harte Hunde“ geltenden Handballer ihrerseits als „harte Kerle“ ansehen, findet der 24-Jährige eine schnelle Antwort: „Was die Jungs im American Football so austeilen und einstecken, das ist schon der Wahnsinn. Das sind krasse Athleten“, antwortet Müller, der als Sportverrückter im positiven Sinn gerne und regelmäßig über den Tellerrand der eigenen Sportart hinausblickt.

Viel einstecken müssen werden möglicherweise auch Justin Müller und TUSEM Essen im weiteren Saisonverlauf. Trotzdem ist der Klassenerhalt für den Mettmanner mit Düsseldorfer Vergangenheit und dem interessanten Instagram-Namen ein „absolut realistisches Ziel“.

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