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Rösler: Ich wäre den Weg gerne weitergegangen

Ein Trainer nimmt bewegt Abschied

Foto: Beele

von Norbert Krings

Es gibt Trainer, die nach einer Entlassung oder Trennung sofort und „ohne Gruß“ das Weite suchen. Es gibt auch Fußballlehrer, die sich von der Mannschaft und den Offiziellen in aller Form verabschieden, um dann möglichst ungesehen von Öffentlichkeit (Fans) und Medien durch die Hintertüre zu verschwinden. Uwe Rösler hat das anders gemacht. Er hat nicht nur bewegende Worte für seine Spieler und sein Trainerteam sowie das Funktionsteam gefunden, sondern er verabschiedete sich auch von den Medienvertretern, mit denen er enger zusammengearbeitet hat und versuchte dabei auch noch einmal seine Sicht der Dinge zur Kenntnis zu geben, ohne schmutzige Wäsche waschen zu wollen. Das hat zumindest in den vergangenen 21 Jahren dieses Jahrhunderts kein Trainer vor ihm so wahrgenommen.

Uwe Rösler zum Zeitpunkt der Bekanntgabe der Trennung:
„Man sollte keine wichtige Entscheidung aus Emotionen heraus treffen, sondern sich Zeit lassen. Das ist besser für alle Beteiligten. Diese Entscheidung hat eine große Tragweite, deshalb sollten alle Seiten beleuchtet werden. Man wollte mir auch die Zeit geben, etwas zu entwickeln, mit der Mannschaft und dem Spielsystem. So wäre es auch von meiner Seite kontraproduktiv gewesen, wenn ich da Druck gemacht hätte. Ich habe es akzeptiert, auch wenn ich mir gewünscht hätte, wenn die Entscheidung früher gefallen wäre.“

Wie geht Uwe Rösler mit der Entscheidung umgeht:
„Das Leben geht bei mir weiter. Ich gehe nicht durch die Hintertüre raus. Kopf hoch, weil ich gute Arbeit unter extremen Bedingungen geleistet habe. Das sehen vielleicht nicht alle so. Aber diejenigen, die in diesem Geschäft tätig sind, wissen das. Ich habe die Entscheidung letztlich mitgetragen und stehe auch jetzt noch dazu. Meine Intention war, ich wollte sehr gerne hierbleiben. Ich bin sehr froh, die Chance erhalten zu haben, in Deutschland zu arbeiten. Jetzt sollten wir alle lernen aus den vergangenen 18 Monaten.“

Uwe Rösler zu Dingen, die gegen ihn gerichtet waren:
„Letztlich bin ich nach dem Bundesliga-Abstieg vorbelastet in die Saison gegangen. Was viel zu wenig in die Öffentlichkeit getragen wurde, war die Tatsache, wie wir in der Vorbereitung nur arbeiten konnten und welch geringe Qualität da war. Ich habe mir jetzt den Kader angesehen, was Anzahl der Spieler, Struktur des Kaders, den guten Mix zwischen Talenten und erfahrenen Spieler angeht. Das ist jetzt ganz anders und absolut positiv. Klar haben wir Punkte liegen gelassen. Das haben andere auch. Aber bei uns wurde darauf immer wieder herumgeritten, weil wir aber von Anfang an der Musik hinterhergelaufen sind. Die Punkte haben wir meiner Ansicht nach in den ersten Spielen liegengelassen, obwohl wir manch andere Punkte hätten holen müssen. Wir, der Staff und die Spieler, waren von Anfang an nur im Schützengraben und haben die Granaten um die Ohren bekommen. Da muss der Mannschaft auch mal Kredit gegeben werden. Wie viele Endspiele wir hatten. Acht, zehn? Letztlich haben wir uns immer wieder rangekämpft, nur den letzten Schritt nicht gemacht. Ich habe viel eingesteckt, manches berechtigt, einiges aber auch unberechtigt.“

Uwe Rösler wünscht Fortuna alles Gute. Foto: Beele

Uwe Rösler zum ausgegebenen Ziel, den Aufstieg zu schaffen
„Als Bundesliga-Absteiger musst du dir als Verein dieses Ziel setzen. Den Zusatz, ,wenn alles optimal läuft‘, hat keiner wahrgenommen. Ich wäre den Weg gerne weitergegangen, weil ich diesen Weg mitentwickelt habe. Die Mannschaft hat auch den Druck gespürt, der auf mir gelastet hat. Ich bin ein guter Trainer, war aber bei Fortuna nicht immer der glücklichste.“

Uwe Rösler zur Zukunft der Fortuna
„Die Grobarbeit ist in der abgelaufenen Saison gemacht worden. Jetzt musst du nur noch die Mannschaft punktuell verstärken. Das kann man an einer Hand abzählen. Ich hätte jetzt gerne die Lorbeeren geerntet. Es entwickelt sich etwas, und ich wünsche der Mannschaft alles Gute, auch weil eine Menge Arbeit von mir mitdrinsteckt. Die Nackenschläge, das Aufstehen, die Emotionalität und das Teamwork haben uns zusammengeschweißt. Ich wollte unbedingt gegen Fürth gewinnen, um endlich eine Topmannschaft zu schlagen. Da kam dann auch noch eine Dynamik. Gegen die Großen müssen Punkte geholt werden. Das muss der neue Trainer nun schaffen.“

Uwe Rösler zur Bewertung der Saison:
„Nach fünf Spieltagen wurde uns gesagt, wir steigen ab. Ich sage, es war eine ordentliche Saison unter diesen Umständen. Andere Vereine mit anderen Trainern und ähnlichen Umständen wären in der Öffentlichkeit anders bewertet worden. Die Wertschätzung für die Mannschaft kam zu kurz. Wir haben jetzt eine Grundlage gelegt, um durchzustarten. Am Anfang hatten wir keinen Spieler mit einem Momentum. Jetzt sieht das anders aus. Nur als Beispiele Kristoffer Peterson ist jetzt ein anderer Spieler, als er gekommen ist. Felix Klaus hat drei Monate gebraucht, um wieder in Form zu kommen. Dawid Kownacki wurde kritisiert, aber fährt jetzt zur EM. Diese Trainer müssen ja auch etwas in ihm gesehen haben. Über Shinta Appelkamp müssen wir gar nicht reden. Marcel Sobottka war in der zweiten Halbserie ein absoluter Leistungsträger. Das sind Entwicklungen, die man nicht wegdiskutieren kann. Insgesamt waren die Offensivleistungen im letzten Saison-Drittel gut.“

So sieht Uwe seine Spieler
„Die Spieler sind absolut durchs Feuer gegangen. Wenn die Mannschaft keinen Charakter gehabt und sich nicht mit mir identifiziert hätte, wären wir nicht so weit gekommen. Dass jeder mal das eine oder andere Spiel nicht zu 100 Prozent durchziehen konnte, ist menschlich. Ich habe mich immer vor das Team gestellt. Das hat mir die Mannschaft zurückgezahlt. Früher haben vielleicht 10.000 Leute die öffentliche Kritik eines Trainers an einem Spieler gelesen. Wie sieht das heute aus? Das geht durch alle Kanäle und die Tragweite der Kritik ist enorm. So verlierst du die Spieler auf Strecke. Das kann man sich nicht erlauben. Intern habe ich Tacheles geredet. Menschlich wissen die Spieler, was wir durchlebt haben, und jeder hat sich von mir herzlich verabschiedet.“

Uwe Rösler zum Fehlen der Fans:
„Ich glaube, wir wären nicht abgestiegen, wenn wir die Unterstützung der Fans gehabt hätten. Durch das Publikum hätten wir einiges wettmachen können. Ich hätte mich so gefreut, wenn die Leute diese Emotionen miterlebt hätten, wie wir Spiele umgebogen haben. Das hätte noch mal mehr Selbstvertrauen geben können. Ich selbst wurde immer wieder von den Fans aufgemuntert und wünsche diesen Menschen, dass sie so schnell wie möglich wieder ins Stadion zurückkommen dürfen.“

Uwe Rösler zu seiner Zukunft:
„Ich bleibe erst einmal hier wohnen, weil es uns in Düsseldorf sehr gut gefällt. Ein Bier trinken gehen, den Karneval erleben und auf vieles mehr freue ich mich. Ich habe bisher mit keinem anderen Verein gesprochen und würde gerne in Deutschland bleiben, suche mir aber den nächsten Verein sorgfältig aus. Die 2. Liga wird superinteressant und das würde mich schon reizen. Die Fortuna-Fans sollen der Mannschaft und dem neuen Trainer eine Chance geben. Ich bleibe mit Herzblut dabei, Zeitungskolumnen werde ich aber nicht schreiben. Ich wünsche der Fortuna nur das Beste.“

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