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Schwerter schneiden sehr, böse Worte mehr

Wie F95-Boss Röttgermann in die Kritik geriet

Foto: HorstMüller

von Norbert Krings

Es ist nie gut, sich öffentlich und abschätzig über seine Vorgänger zu äußern und schmutzige Wäsche zu waschen. Fortunas Vorstandsvorsitzender Thomas Röttgermann hat genau das in einem Zeitungsinterview gemacht und eine Welle der Entrüstung losgetreten. Drohen ihm jetzt Konsequenzen?

„Fakt ist: Bei uns gibt es einen Entwicklungsstau von rund 15 Jahren“, hat Thomas Röttgermann Artikel der Rheinischen Post geäußert. Dass alle handelnden Personen, die sich in den vergangenen Jahren für die Fortuna teilweise aufopferungsvoll eingebracht haben, jetzt einen dicken Hals haben, ist nicht verwunderlich.

Röttgermann stellt Vorgänger in schlechtes Licht

Pikant sind die Aussagen vor allem mit dem Blick auf Fortunas bewegte Geschichte in genau dieser Zeit. Der Verein war am Boden, kämpfte um die Existenz, und es hätte nicht allzu viel gefehlt und Fortuna wäre in der Versenkung der Fußball-Geschichte verschwunden. Jetzt stellt der Vorstandschef seine Vorgänger in ein schlechtes Licht.

Dass die Vorstände und Aufsichtsräte in den vergangenen 15 Jahren nicht alles richtig gemacht haben, daran besteht kein Zweifel. Festzuhalten bleibt aber auch, dass der Verein konsolidiert wurde, sportlich zweimal in die Bundesliga aufstieg und eine Professionalisierung anstieß.

Röttgermanns Aussagen waren kein Versehen

Dass Röttgermanns Aussagen kein Ausrutscher waren, sondern auf seine Vorgänger abzielten, wird mit Blick auf diesen Zusatz deutlich: „Bei uns ist in den letzten 15 Jahren beim Schaffen von handfesten Strukturen und Infrastrukturen wenig passiert. Dafür müssen wir nun die Zeche zahlen. Hier sind in der Vergangenheit die Hausaufgaben nicht gut genug gemacht worden“, wird Röttgermann nämlich auch zitiert.

Als der Vortandschef merkte, wie sehr seine Aussagen für Wirbel sorgen, legte er über die vereinseigene Homepage eine schnelle Klarstellung nach. Darin heißt es dann: „Die Verantwortlichen haben natürlich und ohne jeden Zweifel vielfach professionelle Leistungen – auch mit selbstlosem und außergewöhnlichem Einsatz – erbracht, um diese Herausforderungen zu meistern. Das ist vollkommen unstrittig und all jene, die dies zustande gebracht haben, haben Großartiges geleistet und verdienen unser aller Respekt. Wenn meine Äußerungen den Eindruck erweckt haben, dass ich dies in Abrede stelle, so war das nicht meine Absicht – und wäre ja auch komplett falsch.“

Das war nicht der erste Fehler von Röttgermann

Thomas Röttgermann muss wissen, dass er nicht nur Dirk Kall, Robert Schäfer, Reinhold Ernst, Paul Jäger, Sven Mühlenbeck, Wolf Werner oder Joachim Erwin mit seinen Äußerungen getroffen hat. Diese Personalien hatten sicherlich alle ihre Verdienste für Fortuna, jeder auf seine Weise. Röttgermann traf mit seinen Worten aber auch Aufsichtsrat Peter Frymuth, der seine Vorstandsarbeit einst ehrenamtlich verrichtete und maßgeblich an der Entschuldung der Fortuna mitbeteiligt war.

Nicht zum ersten Mal setzt sich der aktuelle Vorstandschef der Fortuna damit massiver Kritik aus. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit geriet er mit einer Affäre um eine Handy-App in unruhiges Fahrwasser. Später gab es Kontroversen um eine geplante Verpflichtung seines ehemaligen Weggefährten Felix Welling, Klüngel-Vorwürfe inklusive. Auch beim Transfer von Benito Raman zu Schalke 04 verstrickte sich Röttgermann in erhebliche Widersprüche. 

Was Röttgermann wohl im Sinn hatte

Dass Fortuna nach Jahren der sportlichen Berg- und Talfahrt im Vergleich zu Konkurrenten nicht optimal aufgestellt ist, ist dabei eine valide Meinung. Röttgermann sagt auch: „Meine Aufgabe ist es aber, den Status quo zu bewerten und darauf Antworten zu finden.“ 

Die Art und Weise dieser öffentlichen Bewertung hat sich allerdings als klassisches Eigentor entpuppt. Erste Stimmen fordern bereits den Rücktritt Röttgermanns. Ihre Argumentation: Röttgermanns Auftreten schade dem Verein. Und sportlich fallen in seine Amtszeit ein Abstieg und am Ende dieser Spielzeit wohl eine Saison, in der die Fortuna vermutlich den Aufstieg verpassen wird. Trotz Spitzenetat in Liga zwei. 

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