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Tischtennis-Krimi im Vorabendprogramm

3:2 - Borussia erreicht Champions-League-Finale

Foto: Kenny Beele

von Tobias Kemberg

Das im Vorfeld als „50:50-Spiel“ bezeichnete Halbfinale zwischen dem Sieger von 2018 und UMMC aus Jekaterinburg geht über die volle Distanz. Nachdem Timo Boll im vierten Einzel vier Matchbälle auslässt, sorgt Kristian Karlsson für das entscheidende 3:2.

Das war nichts für schwache Nerven – zumindest bis zum entscheidenden Einzel, das dann doch deutlich ausfiel. Borussia Düsseldorf hat das Finale der Tischtennis-Champions-League erreicht. In einem regelrechten Krimi im „vorabendlichen Programm“ der Europapokal-„Bubble“ setzte sich der Bundesliga-Tabellenführer mit 3:2 gegen Jekaterinburg durch und spielt am Freitagabend (20.30 Uhr) gegen den 1.FC Saarbrücken um den ersten Titel der Saison 2020/21.

Für Kristian Karlsson wäre im Auftakteinzel durchaus mehr drin gewesen. In den ersten beiden Durchgängen hielt der Schwede gegen Jonathan Groth, derzeit die Nummer 30 der Weltrangliste und bis 2018 noch für den TTC Fulda-Maberzell in der Bundesliga aktiv, noch gut dagegen. Nach dem Verlust beider Sätze hieß es aber letztlich schnell 0:3 aus Sicht des 29-Jährigen.

Zwei Tage nach seinem starken Auftritt im Viertelfinale gegen Sporting glich Timo Boll anschließend zum 1:1 aus. Im Duell mit Tomislav Pucar, der von 2018 bis 2020 in der Bundesliga ebenfalls für Fulda-Maberzell aufschlug, kontrollierte Borussias Nummer eins jederzeit das Geschehen. Was immer der Kroate versuchte, Boll fand die passende Antwort – mit guten Abwehraktionen oder für Pucar überraschenden Tempoverschärfungen. Am Ende stand ein glattes 3:0 für den Weltranglisten-Zehnten auf dem Zettel.

Nervenstarker Anton Källberg besiegt Top-15-Spieler Liam Pitchford

Im wichtigen dritten Einzel stand Anton Källberg dem Engländer Liam Pitchford gegenüber, der als Nummer 15 der Welt hinter Källbergs schwedischem Landsmann Mattias Falck, Boll und Dimitrij Ovtcharov (Orenburg) im aktuellen Ranking der viertbeste Europäer ist. In einem packenden Spiel fehlten Källberg im vierten Satz nur noch zwei Punkte zum Sieg, Pitchford aber schnappte sich diesen noch mit 13:11. So fiel die Entscheidung im verkürzten fünften Durchgang, in dem der seit Saisonbeginn exzellent aufgelegte Källberg die Nerven behielt und als der bessere Spieler verdient das Match gewann.

Foto: Kenny Beele

Jetzt entwickelte sich das Halbfinale zu einem Krimi mit herausragenden Protagonisten und der dazugehörigen Prise Drama. Boll führte nach drei Sätzen gegen den unangenehm zu bespielenden Groth mit 2:1, der vierte Durchgang sollte es dann in sich haben. Der amtierende Europameister im Borussia-Trikot kämpfte sich nach einem 7:10-Rückstand zurück, ab dem 10:10 ging es hin und her. Vier Matchbälle ließ Boll insgesamt ungenutzt, Groth holte sich den Satz mit 21:19 und gab im fünften keinen einzigen Punkt mehr ab.

Ich hatte meine Chancen und habe eigentlich auch gut gespielt. Jonathan Groth spielt immer gut gegen mich. Am Ende war er der mental stärkere Spieler“, sagte Boll, der dennoch seine besten Leistungen seit der Rückkehr Ende Oktober zeigte. „Es war ein harter Kampf seit dem Sommer und der lange Weg zurück zu der angestrebten Form ist noch nicht vorbei. Aber wenn das Team gewinnt, dann bin ich happy.“

Timo Boll im Pech, emotionaler Kristian Karlsson holt den dritten Punkt

Für den zufriedenen Boll sorgte im alles entscheidenden Einzel Kristian Karlsson. Gegen Tomislav Pucar steigerte sich der Schwede nach seiner durchwachsenen Vorstellung zum Auftakt gegen Groth deutlich und brachte sein Team mit einem 3:0 ins Finale. Besonders stark trumpfte Karlsson im zweiten Satz auf, in dem er einen deutlichen Rückstand wettmachte und Pucar so entnervte.

Das war ein sehr emotionaler Sieg für mich. Vom vierten Satz von Timo habe ich nicht alles mitbekommen, ich musste mich ja auf mein mögliches Match vorbereiten. In diesen spannenden Situationen Zuschauer zu sein, das ist definitiv schlimmer als selbst an der Platte zu stehen. Nach meinem Spiel gegen Groth war ich richtig enttäuscht. Ich habe nicht gut gespielt. Aber ich freue mich, dass ich noch etwas für die Mannschaft tun konnte“, erklärte Karlsson. Einen besseren Zeitpunkt für seine Steigerung in diesem Tischtennis-Krimi hätte es nicht geben können.

Statistik
UMMC – Borussia 2:3
Jonathan Groth – Kristian Karlsson 3:0 (11:8, 11:8, 11:3)
Tomislav Pucar – Timo Boll 0:3 (6:11, 8:11, 6:11)
Liam Pitchford – Anton Källberg 2:3 (12:10, 7:11, 5:11, 13:11, 3:6)
Groth – Boll 3:2 (11:5, 10:12, 6:11, 21:19, 6:0)
Pucar – Karlsson 0:3 (9:11, 9:11, 2:11)

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