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Titel, Typen, Tradition

American Football in Düsseldorf

Foto: Horstmüller

von Tobias Kemberg

Von den Panthern über Rhein Fire bis hin zu den Bulldozern und Typhoons – die Sportstadt schwelgt anlässlich des großen ELF-Championship-Games in dieser Woche in Erinnerungen.

Das Herz des europäischen Footballs schlägt in der Sportstadt – zumindest in dieser Woche. Denn am Sonntag (14.45 Uhr) findet in der MERKUR SPIEL-ARENA das Championship Game der European League of Football zwischen den Hamburg Sea Devils und der Frankfurt Galaxy statt. Zwei deutsche Klubs kämpfen um die erste Meisterschaft in der neuen ELF und daher um einen ganz besonderen Titel.

Der Sport mit dem eiförmigen Spielgerät hat in Düsseldorf eine große Tradition. Klangvolle Namen und große Erfolge prägen die hiesige Football-Historie. In der jüngeren Vergangenheit, das sei an dieser Stelle einfach mal zugegeben, glänzen aber oftmals nur noch die Augen, wenn an jene Zeiten erinnert wird. Neue Trophäen lassen auf sich warten, die großen Football-Tage in Düsseldorf, gerade im Seniorenbereich, liegen ein Weilchen zurück.

Die „Football Week“ in der Sportstadt ist dennoch der perfekte Anlass, um sich mal wieder zu erinnern und damit beim Einen oder der Anderen für jene glänzenden Augen zu sorgen. Einer, der als Spieler und Trainer auf zahlreiche Duelle mit Düsseldorfer Vereinen zurückblicken kann, ist der Commissioner der ELF. „Ich habe wirklich viele Football-Erinnerungen an die Stadt“, sagt Patrick Esume und gerät dabei fast ein wenig ins Schwärmen. „Das waren schon tolle Duelle. Auch wenn es von den Düsseldorf Panthern damals in der Regel was an die Backen gab.“

Markus Becker: „Für mich ist es so, als wäre das gestern gewesen“

Gerade der älteste unter den noch existierenden Footballklubs Europas vereint Tradition und Titel wie kein zweiter in Düsseldorf. Sechs Mal gewannen die Panther insgesamt den German Bowl: 1983, 1984, 1986, 1992, 1994 und 1995. Zudem entschieden die Raubkatzen 1995 den Euro Bowl für sich und setzten darüber hinaus auch im Jugendbereich mit beeindruckenden 15 Junior-Bowl-Siegen Maßstäbe.

Für mich ist es so, als wäre das gestern gewesen. Das sind absolut prägende Erinnerungen. An die guten Zeiten, aber auch an die weniger guten“, sagt Markus Becker, Runningback der Panther-Meistermannschaften von 1983, 1984 und 1986, dreifacher German-Bowl-MVP und Liga-MVP der Saison 1986. „Manchmal blickt man sicherlich mit einer Portion Wehmut auf diese Tage zurück, aber wir leben auch im Hier und Jetzt. Der Football in Düsseldorf hat immer noch großes Potenzial.“

Foto: Horstmüller

Ende der Neunziger Jahre war die erfolgreichste Zeit der Raubkatzen im Seniorenbereich zu Ende. Probleme im sportlichen und finanziellen Bereich führten 2002 zu einem Neuanfang in der Regionalliga. Seither wandelt der Verein zwischen Erst- und Zweitklassigkeit, aber nicht mehr auf den Pfaden früherer Tage. Der international größte Star in der langen Historie der Panther ist Sebastian Vollmer. Der „Seabass“ gewann zwei Mal mit den New England Patriots den Super Bowl und spielte zuvor von 1998 bis 2003 in der Offense Line der Raubkatzen.

Heisman-Trophy-Gewinner und Super-Bowl-Sieger

Große Erfolge und (fast) noch größere Partys abseits der Hashmarks und First-Down-Marker feierte man über viele Jahre bei Rhein Fire. Der Klub aus der im Jahr 2007 eingestellten NFL Europe gewann 1998 und 2000 den World Bowl, drei weitere Male stand die Franchise im Finale. Von 2000 bis 2003 besuchten durchschnittlich mehr als 32.000 Zuschauer die Heimspiele von Rhein Fire.

Neben bekannten Fußball-Größen wie Ingo Anderbrügge oder Manfred Burgsmüller, die nach ihren Bundesligakarrieren über den „zweiten Bildungsweg“ als Kicker zum Football kamen, standen durchaus klangvolle Namen in den Kadern. Ein paar Beispiele: Quarterback Danny Wuerffel führte in der Titelsaison 2000 die Düsseldorfer Offense an. Vier Jahre zuvor hatte der US-Amerikaner die begehrte Heisman Trophy für den besten College-Spieler eines Jahres erhalten.

Auch Doug Pederson, der 2018 als Cheftrainer mit den Philadelphia Eagles den Super Bowl gewann, warf einst als Quarterback von Rhein Fire die Bälle durch die Stockumer Betonschüssel. Woran sich vermutlich nur noch eingefleischte Hardcore-Fans erinnern dürften: Schauspieler Terry Crews, aktuell vor allem aus der Comedyserie „Brooklyn Nine-Nine“ bekannt, trug wie Pederson im Jahr 1995 das Jersey in Burgund, Weiß und Schwarz. Crews, der in der NFL für die Los Angeles Rams, Los Angeles Chargers und Washington Redskins auflief, gelangen in seinem Rhein-Fire-Jahr fünf Quarterback-Sacks.

Ein kurioses 0:0 aus dem Jahr 1980

Neben den Panthern und Rhein Fire kann aber auch ein anderer Footballklub aus der Sportstadt auf eine interessante Vergangenheit zurückblicken. Die Düsseldorf Bulldozer spielten von 1984 bis 1990 in der obersten deutschen Spielklasse und gehören ebenfalls zu den ältesten Footballklubs in Europa. Zu den erfolgreichsten Jahren zählte die Saison 1984. Damals erreichten die Seniors das Viertelfinale und die Jugend bejubelte den Deutschen Meistertitel.

2015 erlebten die Bulldozer ihren sportlichen Tiefpunkt – als Tabellenletzter der sechstklassigen Landesliga. Doch dem Verein gelang der „Turnaround“. 2021 spielt der Klub aus dem Düsseldorfer Süden immerhin schon wieder in der dritten Liga und träumt von neuen Duellen mit dem Lokalrivalen Panther. Unvergessen bleibt bis heute das 0:0 aus einem Derby im Jahr 1980.

Von der Football-AG zur Elite im Junioren-Football

Aus der Footballlandschaft in Düsseldorf nicht mehr wegzudenken und deutschlandweit einzigartig sind die Typhoons vom Theodor-Fliedner-Gymnasium. Lehrer Jens Ruffert gründete vor mittlerweile 16 Jahren eine Football-AG an der Schule in Kaiserswerth, die sich zu einem erfolgreichen Programm im Jugendbereich entwickelte. Heute gibt es eine Flag-Football-Mannschaft für die Klassen fünf bis acht sowie mit der U16 und U19 zwei Tackle-Football-Teams.

Die U19 spielt in der GFLJ, der höchsten Nachwuchsliga in Deutschland, und hat als Schülermannschaft ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Besonders stolz sind sie bei den Typhoons auf Alexander Ehrensberger. Der ehemalige Defensive End hat den Sprung in die USA geschafft und spielt aktuell seine zweite Saison an der renommierten Universität von Notre Dame. Ehrensberger wird gewiss nicht das letzte Talent aus Düsseldorf sein, das in die große Footballwelt hinauszieht und die Sportstadt auf der anderen Seite des Atlantik repräsentiert. Wie heißt es immer so schön? „To be continued. . .“

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