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Über Australien in die Bundesliga

Max Terbuyken Foto: Kenny Beele)

von Bernd Schwickerath
Rund 150 Düsseldorfer Tennis-Talente starteten diese Woche in die Bezirksmeisterschaft. Darunter Max Terbuyken vom Rochusclub, der davon träumt, irgendwann mal vor großem Publikum für seinen Heimatverein auflaufen zu dürfen.

Wer dieser Tage über die drei Tennisanlagen am Neusser Weg in Lohausen schlendert, könnte denken, es herrsche schon wieder Normalbetrieb. Nun gut, man muss einen Zettel mit seinen Personalien ausfüllen, manche Bereiche sind abgesperrt und das Personal der Vereinsgaststätten trägt Mundschutz. Aber auf dem roten Sand ist schon wieder einiges los, vor allem nachmittags. Seit Montag und noch bis Freitag steigen in Lohausen die Bezirksmeisterschaften der Düsseldorfer Tennisjugend. Rund 150 junge Talente der Altersklassen U10 bis U16 sind auf den Anlagen der TG Nord, des SV Lohausen und der TG Blau Weiß dabei, 70 Mädchen und 80 Jungen.

Eins davon ist Max Terbuyken, 16 Jahre alt, vom Rochusclub. „Ein aufstrebendes Talent, das eine gute Zukunft haben wird“, nennt ihn Bezirkstrainer Dirk Schaper und schwärmt besonders von Terbuykens Aufschlag und seiner aggressiven Spielweise: „Max ist offensiver Spieler, der die Entscheidung sucht, um den Punkt zu machen.“ Zu viel versprochen hat Schaper nicht, wer Terbuyken sieht, merkt bei nahezu jedem Ballwechsel, dass er das Spiel diktieren will. Besonders bei eigenem Aufschlag, den er gern mit Kick nach außen spielt, „um das Feld breit zu machen“, wie er später sagt.

Später heißt: Nach seinem Viertelfinale gegen Jonas Follmann vom TC Metzkausen. Das wird Terbuyken knapp verlieren, 4:6, 4:6. Aber allzu enttäuscht ist er deswegen nicht. Erstens hat er keine Probleme damit, den starken Linkshänder aus Metzkausen für sein Spiel zu loben und anzuerkennen, dass der diesmal besser war. Zweitens ist er einfach nur froh, überhaupt wieder Tennis spielen zu können.

„Megaspaß“ habe es gemacht, sagt Terbuyken, der wie all seine Konkurrenten monatelang zum Nichtstun verdammt war. Zumindest was Medenspiele oder Turniere anging. Obwohl es aus dem Tennis schon früh Stimmen gab, man könne einen Sport ohne Zweikämpfe und mit recht großem Abstand zwischen den Spielern auch in Corona-Zeiten ausüben. Doch es dauerte, bis Klubs und Spieler richtig in die Saison starten konnten. Also hielten sie sich anders fit. Max Terbuyken und ein Freund zum Beispiel gingen jeden Tag laufen, irgendwann schlugen sie in einem Tunnel auch mal ein paar Bälle. Aber das konnte das echte Training natürlich nicht ersetzen.

Das war besonders ärgerlich, weil er das Verhältnis zu seinem Sport in vergangenen Jahren noch mal intensiviert hat. Lange Zeit spielte er Tennis und Fußball parallel, beim Rochusclub und beim Polizei-Sport-Verein gleich in der Nähe. „Aber irgendwann wurde es mit dem Training zu viel, ich musste mich entscheiden“, erinnert sich Terbuyken – und entschied sich für Tennis.

Seitdem lebt er für den Sport. „Nach der Schule geht es meistens auf den Platz“, sagt Terbuyken, der sogar für drei Monate in Australien war, wo er in einer Akademie spielte. „Da habe ich Tennis zum ersten Mal als Leistungssport gesehen“. Nun war er schon früher ehrgeizig, aber seit seiner Zeit in Australien findet das alles auf einem anderen Level statt. Viermal die Woche trainiert er beim Rochusclub, unter anderem mit Bundesliga-Teamchef Detlev Irmler. „Überragend“ sei es, mit dem ehemaligen Coach der deutschen Davis-Cup-Mannschaft trainieren zu können. Hinzu kommen diverse Ligaspiele sowie Turniere. Max Terbuyken spielt mit 16 Jahren bereits bei der dritten Mannschaft des Rochusclubs. Und auch wenn es schwer wird, hat er den Traum noch nicht aufgegeben, irgendwann vielleicht mal zum Bundesliga-Team seines Heimatvereins zu gehören. „Das wäre doch ein cooles Ziel“, sagt er.

Dass der Weg weit ist, weiß er allerdings selbst. Technisch sehe er sich langfristig in der Lage, „aber ich muss physisch zulegen und mental. Tennis ist Kopfsache“, sagt er. Das habe er erst im Vorjahr erlebt, als er bei den Bezirksmeisterschaften ins Finale kam, dort aber im Match-Tiebreak verlor. Dennoch: „Das hat mir die Bestätigung gegeben, dass ich Potenzial habe.“ Er gewann mehrere Turniere in der Region – und wäre mit seiner Schulmannschaft fast Deutscher Meister geworden. Im Vorjahr gewann das Team des Marie-Curie-Gymnasiums in Gerresheim sämtliche Vorausscheidungen und schaffte es als NRW-Vertreter bis zum Finale von „Jugend trainiert für Olympia“ nach Berlin. Ins dortige Olympiastadion mit tausenden anderen Nachwuchssportlern einzulaufen, sei ein unvergessliches Erlebnis gewesen, sagt Max Terbuyken. Und auch sportlich lief es: Nach Siegen gegen Sachsen-Anhalt, Hessen und Bayern standen die Düsseldorfer im Finale und verloren nur knapp gegen das Team vom Tennis-Leistungsstützpunkt aus Baden-Württemberg.

Die große Bühne hat Lust auf mehr gemacht. Zwar kann sich Max Terbuyken Tennis „nicht dauerhaft als Job vorstellen“, aber wer weiß, wo die Reise hingeht? „Vielleicht probiere ich es nach dem Abi mal für ein paar Monate oder ein Jahr aus und versuche mich auf einer Tour. Vielleicht klappt es ja.“

Wer weitere Düsseldorfer Tennis-Talente sehen will: Am morgigen Freitag (19.06.2020) steht der große Finaltag der Bezirksmeisterschaften an. Los geht es um 15 Uhr auf den Anlagen am Neusser Weg.

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