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Über die Team-EM zu Olympia

Max Thorwirth braucht Punkte für die Weltrangliste

Foto: Kenny Beele

Am Wochenende startet Maximilian Thorwirth in Polen bei der Team-Europameisterschaft in der Leichtathletik. Da geht es nicht nur um Titel und Medaillen, sondern vor allem um Punkte für die Weltrangliste. Denn der Düsseldorfer 5000-Meter-Läufer will zu Olympia. Kann er es packen?

Vor ein paar Monaten war Maximilian Thorwirth in den USA. Genauer: im Südwesten, im Wüstenstaat Arizona, wo es auch im Frühjahr sonnig und trocken ist. Ideale Voraussetzungen für einen Langstreckenläufer. Also einen wie Thorwirth vom SFD 75. Einen, der dieses Jahr große Ziele hat.

In Corona-Zeiten ist das aber alles nicht so einfach, offizielle Trainingslager vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) gibt es dieses Jahr nur für die absoluten Topathleten, also musste Thorwirth den USA-Trip komplett selbst organisieren. Und bezahlen. „Das wäre nicht ohne meine Sponsoren und Unterstützer möglich gewesen“, sagt der 26-jährige Düsseldorfer, der dennoch aufs Geld achten musste.

Unter kam er bei dem Bekannten eines befreundeten Läufers. „Der ist glücklicherweise Highschool-Coach und hat Zugang zu einer Laufbahn.“ Dort konnte der Läufer vom TEAM 2021 DÜSSELDORF trainieren, reiste von dort zu Wettkämpfen. So bastele man sich eben sein eigenes Trainingslager „über verschiedene Kontakte“ zusammen, sagt Thorwirth, der davor bereits in Kenia trainierte, danach noch in Spanien. Vergangenes Jahr zeltete er auch mal im heimischen Schlafzimmer.

Chancen stehen bei „50:50“

Dass er auch unter schwierigen Bedingungen so professionell wie möglich trainieren will, hat einen Grund: 2021 soll der vorläufige Höhepunkt in der Karriere des 5000-Meter-Spezialisten werden. Thorwirth will im Spätsommer nach Tokio zu den Olympischen Spielen. Ob es klappt? „50:50“, sagt er.

Da kommt es ihm gerade recht, dass er diese Woche noch in den DLV-Kader für die Team-Europameisterschaft in der Leichtathletik gerutscht ist. Am Samstag geht es los im polnischen Chorzów. Läuft alles glatt, sammelt der Deutsche Hallenmeister im 3000-Meter-Lauf dann weitere wichtige Punkte für die Weltrangliste.

Die ist Thorwirths Chance auf dem Weg zu Olympia. Über die Normzeit wird er es wohl nicht packen, die liegt bei 13:13,50 Minuten, seine persönliche Bestleistung knapp 20 Sekunden drüber, 2020 lief er die fünf Kilometer in Wien in 13:34,82 Minuten.

Thorwirth versucht es also über die Weltrangliste. Da muss er Ende Juni mindestens auf Rang 42 stehen. Addiert werden dafür die Punkte der drei besten Rennen der Saison. Eins hat Thorwirth schon auf dem Zettel stehen, das er gut genug für die Endabrechnung hält: In den USA lief er ein Rennen über zwei Meilen (3,22 Kilometer) in 8:17,78 Minuten. Bleiben noch zwei Rennen offen, die er auf seinen Zettel packen muss. Den ersten Versuch unternimmt Thorwirth dazu nun bei der Team-EM in Polen.

Nicht nur die Platzierung ist wichtig, auch die Zeit

Das Problem ist: Punkte gibt es nicht nur für die Platzierung, sondern auch für die Zeit. Und Läufe bei großen Meisterschaften haben ihre Tücken: Zwar gibt es dort mehr Punkte, weil die Wettkämpfe höher bewertet werden, „aber da laufen keine Tempomacher mit, es gibt seltener schnelle Zeiten. Ich muss also hoffen, dass andere auch schnell laufen wollen“, sagt Thorwirth.

Am Wochenende danach geht es gleich mit den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig weiter. Die letzte Möglichkeit gibt es dann Ende Juni in Luzern in der Schweiz. Reicht drei Rennen, wenn zwei davon zählen müssen? Thorwirth hofft drauf: „Im Idealfall laufen EM und DM so gut, dass ich mich danach auf das Rennen in der Schweiz konzentrieren kann. Falls nicht, müssen wir überlegen, ob ich dazwischen noch mal laufe, aber zu viele 5000er in kurzer Zeit sind auch nicht gut.“

Das bedeutet nicht, dass Thorwirth nicht regelmäßig weite Strecken läuft. Normalerweise hat er eine Sieben-Tage-Woche mit 140 bis 160 Kilometern. „In der Wettkampfsaison wird das etwas reduziert, da laufe ich nur einmal am Tag und lege auch mal eine Pause ein.“ Aber zwischen 70 zwischen 100 Wochenkilometer sind es immer noch.

Musik und Ratespiele

Die werden aber natürlich nicht immer in vollem Tempo gelaufen. „Ich habe zwei, drei Kerneinheiten in der Woche mit Intervall-Läufen auf der Bahn oder mit Tempo-Dauerläufen, es gibt auch mal Sprint-Einheiten. Die  anderen sind dann einfach Dauerläufe mit niedrigerem Tempo.“

Das kostet ungemein Zeit. Und jeden Tag stundenlang laufen, häufig dieselben Strecken – das kann auch „manchmal etwas eintönig“ sein, wie Thorwirth zugibt. Da braucht es Abwechselung. „Bei den Kerneinheiten ist man voll fokussiert, aber bei anderen höre ich Musik oder Podcasts.“ Umso schöner, wenn er nicht alleine trainieren muss, wenn ein Trainingspartner dabei ist, „da quatschen wir oder spielen Ratespiele“.

Das ist am Wochenende in Polen natürlich nicht zu erwarten. Da geht es für Max Thorwirth nur darum, möglichst schnell und möglichst weit vorne zu landen, um die nächsten Punkte zu holen – damit er dem großen Traum von Olympia ein Stück näher kommt.

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