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Vom Ruderboot zum Triathlon

Weltklasse-Ruderin Leonie Pieper startet eine zweite Karriere

MeinRuderbild.de (Detlev Seyb)

Zwölf Jahre lang lebte Leonie Pieper fürs Rudern, wurde Weltmeisterin und gewann zahlreiche andere Medaillen. Nun hat die 28-Jährige vom Ruderclub Germania Düsseldorf ihre Karriere beendet – und bleibt dennoch sportlich. Künftig will sie als Triathletin durchstarten.

Leonie Pieper vom Ruderclub Germania Düsseldorf kann auf eine beeindruckende Medaillen-Sammlung blicken. Gold, Silber und Bronze bei Weltmeisterschaften im Leichtgewichtsdoppelvierer, Silber bei der Europameisterschaft im Leichtgewichtseiner, noch mal Silber bei der U23-WM im Leichtgewichtsdoppelzweier, zudem zahlreiche Medaillen beim Weltcup, bei Deutschen oder regionalen Meisterschaften. Und vielleicht wäre beim absoluten Höhepunkt ihrer Karriere ja noch etwas dazugekommen: bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. Doch daraus wurde nichts, was nicht etwa an Pieper selbst lag, die Spiele wurden wegen der Corona-Pandemie abgesagt.

Dieses Jahr sollen sie nachgeholt werden. Ob und wie das passiert, weiß derzeit allerdings niemand. Auch Leonie Pieper nicht, für die das alles aber ohnehin nicht mehr in Frage kommt. Noch ein weiteres Jahr mit ungewissem Ausgang wollte sie nicht dranhängen. Studium und danach die Jobsuche sind jetzt wichtiger. Also hat sie 28-jährige Düsseldorferin ihren Traum von Olympia inzwischen begraben, im Herbst beendete sie ihre Ruderkarriere.

Los ging alles in Gerresheim

Foto: RCGD (Ralph Beeckmann)

Das war natürlich nicht einfach nach zwölf Jahren intensivem und hartem Training. Ob daheim in Düsseldorf, in Leistungsstützpunkten oder irgendwo sonst auf der Welt, ob im Sommer oder Winter – jahrelang führte Leonie Pieper ein Leben des Verzichts auf Ablenkung und mit bedingungsloser Fokussierung auf den Erfolg. Ständige Leistungsüberprüfungen reihten sich mit immer neuen Lehrgängen und Tests aneinander. Da blieb für Urlaub und Vergnügen nicht viel Zeit, seit sie 2007 als 15-Jährige von der Ruderriege Gerresheim zur Germania nach Hamm kam.

Ganz vorbei ist ihr Leben als die Sportlerin allerdings auch jetzt nicht. Die ehemalige Weltklasse-Ruderin will nun als Triathletin durchstarten. Denn, so sagt sie selbst: „Ohne Sport gibt es mich nicht.“ Und da sie immer gern geschwommen war, fiel die Wahl auf Triathlon. „Natürlich hat das nun alles eine andere Qualität“, sagt die 28-Jährige. Aber einfach nur ins Becken steigen und Bahnen ziehen, das kam für sie nun auch nicht in Frage. So fand sie zum Triathlon Team Düsseldorf – und dort eine neue sportliche Heimat. Dort gefallen ihr nicht nur das Trainingsprogramm und das Feedback, auch ihr eigenes Entwicklungspotential motiviere sie.

Entspannt, aber nicht ohne Ehrgeiz

So wurde sie beim Laufen gleich in die schnellere Gruppe eingeordnet. Auch beim Radtraining, wo im Herbst noch gemeinsame Ausfahrten möglich waren, war sie voll dabei. „Neben der Freude am Sport ist mir auch der Ehrgeiz nicht verloren gegangen“, sagt sie – ohne nun den Anspruch zu haben, erneut WM-Medaillen gewinnen zu wollen. Sport ist nun vor allem Hobby, da kann sie im Notfall auch mal ohne schlechtes Gewissen vom Trainingsplan abweichen. Früher war das anders: „Wenn ich beim Rudertraining eine Einheit nicht gemacht habe, aber die Gegnerinnen schon, dann war das schwierig, es ging schließlich immer um Qualifikationen oder Medaillen.“ Ganz ohne Ehrgeiz geht es aber auch jetzt nicht: „Ich möchte versuchen, mich für die Liga zu qualifizieren.“

MeinRuderbild.de (Detlev Seyb)

Erfahrungen beim Triathlon hat sie bereits vor Jahren gemacht, startete beim T3 im Medienhafen und fand gleich Gefallen dran. Nun möchte sie richtig einsteigen, so gut es eben in Coronazeiten möglich ist. Laufen lässt sich mit dem intensiven Studium von zu Hause aus gut vereinbaren, Schuhe an und los. Schwimmen fällt derzeit bekanntermaßen weg. Aber das Radtraining kann wiederum gut zu Hause stattfinden, unabhängig von der Wetterlage. „Natürlich treffe ich mich lieber draußen mit Leuten zum Sport machen, der soziale Faktor ist mir sehr wichtig. Aber das virtuelle Radfahren ist derzeit eine tolle Lösung“, weiß Leonie Pieper zu schätzen, die dort über Entfernung Kontakt zu den anderen hält.

Besonders erfreulich für die Germania ist, dass Leonie Pieper dem Ruderverein auch nach ihrem Einstieg in den Triathlon erhalten bleibt. Sie soll ihr Wissen an Jüngere und Ältere weitergeben. So wollte sie in diesem Jahr einen Ruderergometerkurs für Erwachsene übernehmen. „Leider konnte der Kurs nur einmal stattfinden, dann war es aufgrund der Corona-Maßnahmen nicht mehr möglich.“ Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Irgendwann soll es wieder losgehen mit dem Rudern. Und dann auch richtig mit dem Triathlon.

Internationale Erfolge von Leonie Pieper:

2011 Weltcup-Silber im Leichtgewichtsdoppelvierer (LW4x-)
2013 U23-WM-Silber im Leichtgewichtsdoppelzweier (LW2x-)
2014 WM-Bronze im Leichtgewichtsdoppelvierer (LW4x-)
2015 WM-Gold im Leichtgewichtsdoppelvierer (LW4x-)
2016 WM-Silber im Leichtgewichtsdoppelvierer (LW4x-)
2019 EM-Silber im Leichtgewichtseiner (LW1x)
2019 WM-Bronze im Leichtgewichtsdoppelvierer (LW4x-)

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