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Von der ersten Euphorie bis zum ersten Titel

85 Jahre DEG – Teil 1

Foto: Horstmüller

von Tobias Kemberg

Die Sportstadt gratuliert der Düsseldorfer EG mit einer kleinen Serie zum Geburtstag. Im ersten Teil geht es um die Gründung, die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und den Coup von Hans Ramroth, der 1967 schließlich zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft führt.

Turnen, Kraft- und Kampfsport, Fußball, Rugby und Hockey – das sind bis in die 1930er-Jahre hinein die besonders populären Sportarten am Rhein. In Düsseldorf soll sich das 1935 ändern. Der aus Berlin stammende Hermann Kleeberg, der als „Vater des deutschen Eishockeys“ gilt, findet im Industriellen und Sportmäzen Ernst Poensgen einen wertvollen Verbündeten. Mithilfe einiger Mitstreiter Poensgens wird ein Eisstadion errichtet, eines, wie es sie zu diesem Zeitpunkt sonst nur in Berlin und München gibt.

Am 8. November gründet sich die Düsseldorfer Eislauf Gemeinschaft. Das, was später auch über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus als „die DEG“ große Bekanntheit erlangen wird, ist ursprünglich aber kein Klub, sondern wird als Dach für mehrere Eissportabteilungen konzipiert.

Zur Eröffnung des Eisstadions dürfen die Zuschauer die Stars vom Serienmeister Berliner Schlittschuhclub bestaunen. In den „Düsseldorfer Nachrichten“, dem Vorläufer der „Westdeutschen Zeitung“ ist über jenen 24. November zu lesen: „Hupen begleiten geräuschvoll den eiligen Rhythmus der vielen Hundert, der Drei-, vielleicht auch Vier- oder Fünftausend, die alle das eine Ziel haben: Eisstadion.“

1:1 gegen die vom Altbier beeinflussten Gäste aus Kanada

Schnell entwickeln die Düsseldorfer eine Begeisterung für den Eishockeysport. Im Vorfeld der Olympischen Spiele im Jahr 1936 geben Spitzenteams aus Kanada und den USA ihre Visitenkarte an der Brehmstraße ab. Gegen die Kanadier erreicht die DEG ein beachtliches 1:1, das allerdings auch zu großen Teilen dem von den Gästen am Abend zuvor in ordentlichen Mengen konsumierten Altbier zugeschrieben wird.

1937 hat die DEG bereits einen hauptamtlichen Trainer und Geschäftsführer. Doch so schnell die Eishockey-Euphorie entfacht wird, so schnell erlischt sie zunächst wieder. Der Zweite Weltkrieg bricht aus, Ausrüstung aus Kanada gibt es keine mehr, viele aus dem Team müssen an die Front. 1943, während eines Spiels, fallen Bomben auf das Stadion, ein Jahr später wird es komplett zerstört.

Als der Krieg beendet ist, ist an Eishockey an der Brehmstraße nicht zu denken. Die Spieler der DEG gehören vorerst zur Mannschaft von Preußen Krefeld. Fast viereinhalb Jahre vergehen, ehe das Stadion wieder nutzbar ist. Zur Saison 1950/51 nimmt endlich wieder eine eigene Düsseldorfer Mannschaft am Meisterschafts-Betrieb teil.

Konkurrenzfähig ist das Team nicht, doch das ist in den Fünfziger Jahren nicht verwunderlich, denn dominiert wird das Eishockey in Deutschland von den bayrischen Teams – nicht zuletzt, weil die Stadien im Süden die Kriegsjahre ohne Schäden überstanden haben. 1958 ist die Düsseldorfer EG Teil der neuen Bundesliga, doch es folgen Abstieg und mehrere Jahre in der Zweitklassigkeit. Bis 1964 kämpfen die Verantwortlichen vergeblich darum, sportlich Anschluss an die Spitzenvereine zu finden.

Der merkwürdige Kurgast aus Düsseldorf

Dann gelingt dem Vorstand um Hans Ramroth ein Aufsehen erregender Coup. Mit der Aussicht auf bessere Jobs abseits des Eishockeys lockt Ramroth die beiden Nationalspieler Otto Schneitberger und Sepp Reif an den Rhein. Ersterer hat die erste Begegnung mit dem Mann aus Düsseldorf bis heute nicht vergessen: „Wir haben in der Sommerpause immer Tennis gespielt. Und haben den Herrn Ramroth für einen Bad Tölzer Kurgast gehalten. Als er uns ein Angebot machte, dachten wir, ,was für ein Spinner’“, erzählt Schneitberger im Jahr 2015 anlässlich des 80. DEG-Geburtstags in der „Westdeutschen Zeitung“.

Obwohl sie den „Kurgast“ zunächst nicht für voll nehmen, sind die beiden Stars dann doch überzeugt. Jakob Haibel, der Vorsitzende des EC Bad Tölz, ist aber nicht begeistert und verweigert den Nationalspielern die Freigabe. Schneitberger und Reif packen trotzdem ihre Sachen, selbst eine Sperre von 18 Monaten hält sie nicht auf. Später erhält der bayrische Klub sogar 20.000 D-Mark, damit die DEG drei Freundschaftsspiele mit den beiden Gesperrten bestreiten kann. „Es kamen jeweils 11.000 Zuschauer, da hatte der alte Fuchs Ramroth die Kohle schnell wieder drin“, blickt Schneitberger zurück.

Die Gefahr kommt aus dem Westen“

Bis zum gewünschten Erfolg vergeht aber noch etwas Zeit. Ohne die Stars aus Bayern gelingt zunächst der Aufstieg und dank Qualitätszugewinn durch Dortmunder Spieler belegt die DEG in der Saison 1965/66 Rang drei. Bayrische Zeitungen titeln vorahnend: „Die Gefahr kommt aus dem Westen“ – und sie sollen Recht behalten.

1967 feiert die Düsseldorfer EG ihren ersten Meistertitel. In der Abschlusstabelle liegt die Mannschaft von Trainer Hans Rampf vier Punkte vor dem EC Bad Tölz, von zehn Spielen in der Meisterrunde gewinnt die DEG neun. Sepp Reif ist mit 23 Treffern in 26 Begegnung drittbester Stürmer der Liga, Otto Schneitberger mit 13 Toren der Beste unter allen Verteidigern. Der Ramroth-Coup hat sich ausgezahlt.

Im zweiten Teil unserer dreiteiligen Serie geht es um die Titel in den Siebziger Jahren sowie die sportlich erfolgreichste Zeit des Klubs in den Neunzigern.

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