D.SPORTS

Home of Sports

Warum es für Fortuna nicht reicht

Zu vielen Spielern fehlt das nötige Niveau

Foto: Christof Wolff

von Norbert Krings

Der Auftritt von Fortuna Düsseldorf beim 2:2 gegen Eintracht Braunschweig erinnerte an die letzten beiden Spiele der vergangenen Saison. Irgendwo schien eine mentale Bremse zu verhindern, dass das wirkliche Leistungsvermögen der Mannschaft von Uwe Rösler auf den Rasen gebracht werden konnte. So reicht es nicht, um einen Aufstiegsplatz zu erreichen, obwohl es immer noch eine kleine rechnerische Chance auf den Relegationsplatz gibt.

Mit einem Kompliment für den Gegner begann Uwe Rösler sein Statement nach dem Spiel gegen die Eintracht und traf damit schon den Kern. „Unser Gegner hat aufopferungsvoll gekämpft“, sagte Fortunas Trainer. Das galt für seine Mannschaft nur in Ansätzen. Es wurde einfach nicht deutlich genug, dass alle Spieler versuchen, mit vereinten Kräften das Zwischenziel, einen Sieg gegen den Tabellen-16., zu erreichen. Der kam viermal gefährlich vor das Fortuna-Tor, traf zweimal und hätte zwei sehr gute Chancen in der Endphase des Spiels sogar zum Sieg nutzen können. „Wir sind defensiv viel zu anfällig, kassierten in den vergangenen Spielen immer zwei Tore, das ist zu viel für unsere Ansprüche“, sagte ein enttäuschter Uwe Rösler. „Was wir an Toren weggeben und den Gegner nach dem 1:0 und 2:1 wieder aufbauen, ist nicht nachvollziehbar.“

Der 52-Jährige will sich das Video des Spiels noch einmal genau ansehen: „Ich muss jetzt auch noch mal schauen, wie die Gegentore entstanden sind und dann auch personell etwas tun für die nächsten beiden Spiele, weil ich jetzt auch irgendwie reagieren muss.“ Er macht zwar den Spielern nicht den Vorwurf, dass sie nicht gewollt hätten, aber auch ihm ist klar geworden, dass es nicht bei allen reicht. Das fängt beim Torwart an und endet auch bei den Stürmern. Während Uwe Rösler sich in der Einzelkritik öffentlich verständlicherweise zurückhält und von Respekt gegenüber den Spielern und Menschen spricht, ist es für die Beobachter des Spiels die Aufgabe, die Finger in die Wunde zu legen.

Florian Kastenmeier fehlt derzeit diese Körpersprache, die Präsenz und die Gier, jeden Ball halten zu wollen. Wahrscheinlich war er tatsächlich nicht in der Lage, die beiden Tore zu verhindern. Aber gut sah er bei beiden Toren nicht aus, weil er gar nicht versuchte, irgendwie den Ball zu erreichen. Was zudem nicht rüberkam, war die Ansprache an seine Mitspieler, wie es etwa Michael Rensing in der Bundesliga-Saison immer wieder gezeigt hatte – mit Aufmunterung, aber auch klaren Anweisungen und gezeigtem Ärger.

Matthias Zimmermann wirkt derzeit, als würde er einen großen Rucksack mit sich schleppen. Im Defensiv-Zweikampf ist er solide, aber er kommt mit dem Ball am Fuß nicht klar und gibt diesen am liebsten so schnell wie möglich weiter. Es ist wohl eine Kraftfrage.

Kevin Danso ist ein starker Zweikämpfer und die Körpersprache stimmt. Es entsteht aber der Eindruck, dass er auch ein Alleinkämpfer ist. Es fehlt die Abwehr-Organisation und das Verteidigen im mannschaftlichen Verbund.

Luka Krajnc spielt ebenfalls solide, darf aber wie beim 2:2 nicht so lange zögern, bis er eingreift. Dem guten Zweikämpfer fehlte zuletzt auch ein wenig die Übersicht, wie man besser im Verbund verteidigt. Offensiv kommt von ihm im normalen Spiel genauso wie von Danso einfach zu wenig.

Leo Koutris ist offensiv sicherlich eine Waffe, benötigt aber zur Abdeckung einen Mitspieler auf dem Flügel, der auch nach hinten denkt. Mit Peterson klappt das gut, mit Shinta Appelkamp, der immer wieder in die Zentrale strebte, lief das nicht so gut. Im Defensiv-Zweikampf fehlt dem Griechen die Galligkeit.

Adam Bodzek versucht zwar den Laden zusammenzuhalten, und er ist kämpferisch und läuferisch ein Vorbild. Ihm fehlte aber zuletzt die Schnelligkeit und das strategische Vermögen, das Spiel erfolgversprechend zu organisieren.

Felix Klaus spielt so, als würde er nur auf seine Momente warten. Die Durchgängigkeit fehlt bei ihm. Er glänzt nur in wenigen Momenten, um dann wieder für längere Zeit abzutauchen. Er müsste mit seinem Potenzial viel mehr Akzente setzen.

Edgar Prib ist eigentlich die Enttäuschung der Saison. Auch gegen Braunschweig war er bemüht das Spiel zu führen. Aber er verliert zu viele Zweikämpfe, ist nicht in der Lage zu zeigen, dass er die Führungsfigur ist, die er in Hannover sicherlich war. Das Spiel läuft zu oft an ihm vorbei. Akzente nach vorne kann er kaum setzen. „Ich habe ihn nicht so schlecht gesehen, weil wir mit der abkippenden Sechs viele gute Momente in der ersten Hälfte hatten“, sagte Uwe Rösler etwas kryptisch auf die Frage, warum Prib keine bessere Rolle bei Fortuna spielen kann.

Shinta Appelkamp sollte man fast ausnehmen von der Kritik, weil er diese Leichtigkeit im Spiel zeigt, die noch viel erwarten lässt. Man merkte ihm aber auch an, dass die vielen Hoffnungen, die auf seiner Schulter liegen, ihn schon unter Druck setzen. Trotzdem erzielte er das wichtige 2:1, das seiner Mannschaft aber nicht reichte, um das Spiel über die Bühne zu bringen. Letztlich ist er auf dem Flügel oder im Halbraum verschenkt. Er muss ins Zentrum.

Dawid Kownacki ist nicht der Spielertyp, der mit seinem Auftreten eine ganze Abwehr in Angst und Schrecken versetzen kann – jedenfalls bisher noch nicht. Falls er tatsächlich das Potenzial hat, das viele in ihm erkennen wollen, muss er auch irgendwann mal mehr zeigen als Alibifußball. Ihm fehlt derzeit auch das Team-Gefühl. Man hat den Eindruck, er spiele für sich. Schwache Zweikampf-Führung, kein Kopfballspiel, wenig Dynamik und kaum Durchsetzungsvermögen – nur nervenstark beim verwandelten Elfmeter.

Dawid Kownacki trauert einer Gelegenheit nach. Foto: Wolff

Kenan Karaman hatte eine Chance verdient, wieder von Anfang an zu spielen, meinte der Trainer. Genutzt hat er diese nicht. Das ist für einen Nationalspieler einfach viel zu wenig. Über seine gesamte Spielzeit strahlte er keine Torgefahr aus. Man wartet darauf, dass mal ein Ruck durch ihn geht und er explodiert vor dem gegnerischen Tor. Dass er das draufhat, konnte er allerdings bislang im Fortuna-Trikot nur ganz selten zeigen.

Rouwen Hennings ist zwar nur eingewechselt worden, aber auch da war er nur ein Schatten seiner selbst. Ohne Selbstvertrauen war er nicht in der Lage, Schwung und Torgefahr zu erzeugen.

Brandon Borello ist nach dem Tor gegen Karlsruhe schon wieder verglüht. Er ist schnell – und dann muss man schon überlegen, welche Qualitäten, außer unermüdlichem Kampfgeist, er noch hat.

Emmanuel Iyoha kommt als Joker nur in Ansätzen zur Geltung. Ihm wünscht man mal wieder ein Spiel von Anfang an. Er benötigt jetzt unbedingt Spielpraxis.

Lex-Tyger Lobinger wäre vielleicht eine Überraschung für den Gegner gewesen, wenn er von Anfang an gespielt hätte. So – als später Einwechselspieler – war er natürlich in seinem ersten Profi-Spiel nicht in der Lage, die Kohlen noch aus dem Feuer zu holen.

Uwe Rösler wählte eine Taktik, die nicht aufging. Ohne Linksaußen litt genau das Spiel, mit dem die Fortuna zuletzt so erfolgreich war. Kristoffer Peterson fehlte dort zwar, aber Iyoha hätte auf dem Flügel von Anfang an genauso spielen können genauso wie Borello. Appelkamp ist jedenfalls kein Flügelspieler. So konnte nur Kourtis diese sonst so gefährlche Fortuna-Seite beackern. Über die Aufstellung von zwei Stürmern, die sich individuell nicht durchsetzen konnten, lässt sich trefflich streiten. Und auf Spieler zu setzen, denen er vertraut, ebenso. Allerdings hätte der Trainer wohl alles richtig gemacht, wenn sein Team das 2:1 über die Zeit gebracht hätte. Problematisch ist weiterhin, dass diese Galligkeit, Gier und Leidenschaft offensichtlich nur bis zu einem gewissen Punkt in dieser Mannschaft ausgeprägt ist.

Teilen

Verpasse keine News mehr und abonniere unseren Newsletter