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Warum Fortuna auf dem richtigen Weg ist

Die ersten Pflichtspiele zeigen den Preußer-Weg

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Analyse: Die ersten drei Pflichtspiele liegen hinter der Mannschaft von Fortuna Düsseldorf. Durch die unnötige Heimniederlage gegen Werder Bremen ist die Bilanz bisher nicht überragend. Die gezeigten Leistungen und vor allem der Ansatz des neuen Trainers stellen aber Vorstand, Trainer und Fans erst einmal zufrieden. Die nächsten vier Spiele werden zeigen, wohin der Weg tattsächlich geht. Denn drei dieser Partien – in Nürnberg, Schalke und Aue finden auswärts statt.

Es weht ein anderer Wind in Düsseldorf, seitdem Christian Preußer den Trainerposten übernommen. Auch Uwe Rösler, sein Vorgänger, hat keinen schlechten Job gemacht. Ihm stand in manchen Situationen nicht unbedingt das Glück zur Seite. Die bisherigen Erfolge des neuen Trainers nur auf Spielglück zurückzuführen, wären aber ebenso unfair, wie den alten Trainer schlecht zu machen.

Preußer hat eine andere Herangehensweise. Das ist auch beim Training zu erkennen, das er nicht etwa als stiller Beobachter aus der Ferne begleitet, sondern in vielen Situationen eingreift oder Fehler und gelungene Aktionen auch so kommentiert, dass es alle Spieler mitbekommen. Einige Übungen hat man auch in der vergangenen Saison gesehen, andere sind neu. Das Training scheint intensiver zu sein, weil oft Laufeinheiten mit höherem Tempo eingestreut sind. Hierbei macht sich die enge Zusammenarbeit mit Fitnesstrainer Andreas Groß bemerkbar.

Jungen Spielern wird tatsächlich Vertrauen entgegengebracht

Ein entscheidender Unterschied zu seinem Vorgänger wird deutlich, wenn man Preußers Personalpolitik unter die Lupe nimmt. Die Einwechslung der Talente Tim Oberdorf und Phil Sieben in der zweiten Hälfte des Pokalspiels in Oldenburg war nicht nur eine Maßnahme, um Stammspieler für die nächste Aufgabe zu schonen. Es ist auch ein Dankeschön an die Spieler, die sich zur Verfügung gestellt haben, als es darum ging, den etwas ausgedünnten Kader zu Beginn der Vorbereitung zu verstärken.

Und das Setzen auf die Jugend ist ein Zeichen, dass Preußer seine Ankündigung wahrmacht, die jungen Spieler, die bei Fortuna in der Vergangenheit oft genug zu früh abgeschoben wurden, zu fördern. Wenn ein Talent dieses Vertrauen spürt, erhöht sich die Verbundenheit mit dem Klub. Auch das hat es längere Zeit bei Fortuna nicht gegeben, weil der kurzfristige Erfolg die ultimative Forderung an den Trainer war.

Trotzdem wird sich irgendwann so etwas wie eine Stammelf herauskristallisieren. Doch die wird nicht aus elf Spielern bestehen, der Kreis wird größer sein, weil Preußer auf diversen Positionen eins-zu-eins tauschen kann, ohne einen Qualitätsverlust zu erleiden. Da geht es dann nur noch um taktische Varianten.

Matthias Zimmermann bekommt nun auch ab und zu eine Pause. Foto: Kenny Beele

Bestes Beispiel dafür ist das Wechselspiel zwischen Matthias Zimmermann und Khaled Narey. Keiner der beiden Spieler hat das Gefühl, er sei nur Ersatz. Das gilt auch für das Pärchen Florian Hartherz, der sich stark verbessert hat, und Leo Koutris sowie die Möglichkeit auf den Flügeln in Nickals Shipnoski einen Spieler in der Hinterhand zu haben, der für, aber auch mit Felix Klaus und Kristoffer Peterson spielen kann.

Fortunas „Korsett“ spielt eine wichtige Rolle in des Trainers Überlegungen

Die Tatsache, dass Preußer auch auf unverrückbare Korsettstangen setzt, wurde ebenfalls deutlich. Die Achse Florian Kastenmeier, Christoph Klarer, Marcel Sobottka, Shinta Appelkamp und Rouwen Hennings ist ganz offensichtlich gesetzt, falls alle diese Spieler fit sind. Um sie herum kann das Personal und die Taktik flexibel verändert werden.

Variabilität ist das Stichwort, wenn es um die bisher gespielten Systeme geht. Preußer legt viel Wert darauf, dass seine Mannschaft nicht ausrechenbar ist. Das heißt für die Spieler aber auch eine Flexibilität bei den gespielten Systemen, die allerdings von außen als komplizierter angesehen werden, als sie es tatsächlich sind. „Ob wir mit einem oder zwei Stürmern spielen, unterscheidet sich zum Beispiel beim Gegenpressing wenig. Es müssen ohnehin immer alle mitarbeiten“, sagt der Trainer, der festgestellt hat, dass seine Spieler schnell umdenken und das System auch im Spiel ändern können.

Rouwen Hennings – auf unserem Foto rechts – zählt zu den Korsettstangen im Team. Foto: Kenny Beele

Ao Tanaka könnte Fortuna einen weiteren Schub geben

Ob sich der Erfolg auch kurzfristig angesichts des nun folgenden schweren Spielprogramms einstellen wird, ist ungewiss. Aber der Eindruck täuscht nicht, dass sich die Fortuna auf einem guten Weg befindet. An einigen Stellschrauben ist sicherlich noch zu drehen. Vielleicht kommt ja noch ein weiterer Stürmer. Zudem sollte die Integration von Ao Tanaka in die Mannschaft von der spielerischen Qualität noch einmal einen Schub und Christian Preußer mehr Möglichkeiten geben.

Daher ist spannend, mitzuerleben, wie sich das Team von Fortuna Düsseldorf entwickeln wird. Christian Preußer ist ein Trainer, das steht jetzt bereits fest, der Spieler und Mannschaft besser machen kann. Wozu das am Ende reichen wird, sollte auch die Vereinsführung mit Ruhe abwarten. Preußer selbst hat bereits einen ersten Schritt gemacht, um aus der Schublade „Trainer-Talent“ herauszukommen – der neue Wind, der an der Arena weht, ist jedenfalls frisch und belebend.

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