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“Wir haben klein angefangen und uns sukzessive entwickelt…“

(Foto: Moritz Müller)

In der vergangenen Woche gab es eine besondere Ehrung für Tayar Tunc vom Sportwerk Düsseldorf: Bei der Wahl zu Düsseldorfs Sportler des Jahres erhielt der Vereinsgründer vom Verein Düsseldorfer Sportpresse den Karl-Heinz-Wanders-Preis für besondere Verdienste um den Düsseldorfer Sport. Seit 25 Jahren lehren Tunc und seine Mitstreiter Taekwondo und haben die Sportart in Düsseldorf bekannt gemacht. Inzwischen hat der Club über 900 Mitglieder und mehr als 500 Trainer ausgebildet. Das Sportwerk habe seinen Platz in der Stadt gefunden, sagt Tayar Tunc.

Herzlichen Glückwunsch zum Karl-Heinz-Wanders-Preis!

Vielen Dank! Das ist eine tolle Auszeichnung für den ganzen Verein und alle, die sich mit mir zusammen für das Sportwerk einsetzen. Das wäre alleine niemals zu stemmen gewesen.

Wieso eigentlich Taekwondo?

Ich habe das schon in den 80er Jahren angefangen. Ich bin ja 1980 aus einem kleinem kurdischen Dorf in der Türkei nach Deutschland gekommen. Meine Eltern waren schon hier und alles war irgendwie bedrückend in dem Alter. Ich hatte ja alles zurück gelassen. Ich wollte dann unbedingt Kampfsport machen und mich sozusagen in Deutschland durchschlagen, weil ich viel auf mich alleine gestellt war. Ich wollte eigentlich Karate machen und dann hat ein Freund mich zum Taekwondo gebracht. Da bin ich dann dran geblieben und es wurde meine Sportart. Das wollte ich dann auch anderen nahe bringen und das ist mir ganz gut gelungen.

Inzwischen hat das Sportwerk 900 Mitglieder ist einer der größeren Clubs in Düsseldorf. Wie habt ihr das geschafft?

Das war viel Arbeit. Wir haben klein angefangen und uns sukzessive entwickelt. Dabei mussten wir auch mal Kompromisse eingehen, etwa bei der Suche nach den richtigen Räumlichkeiten. Dann hat sich das entwickelt: Wir haben angefangen als Bezirksstützpunkt, sind Landesleistungstützpunkt geworden und 2005 dann tatsächlich Bundesstützpunkt. Das war unser großes Ziel, denn es bringt Leistungen und Know how in den Verein, man geht aber auch bestimmte Verpflichtungen ein. Das alles hat dem Verein sehr gut getan, obwohl man ständig auf dem Prüfstand ist und manchmal das Vereinsleben hinter Bundesaktivitäten zurückstehen muss. Das war dann auch nicht immer einfach.

Früher habt ihr in diesem Zuge viele Sportler von anderen Vereinen geholt, die sich dann bei euch auf Weltmeisterschaften und Olympia vorbereitet haben. Das ist in letzter Zeit weniger geworden, oder?

Wir haben auch selbst viele Talente hervorgebracht, die dann eine WM oder EM bestritten haben. Deshalb brauchen wir die Leute von außen nicht mehr unbedingt. Die arbeiten zwar professionell, aber unser Vereinsgedanke ist ja ein anderer und deshalb kümmern wir uns in Zukunft vorrangig um unsere eigenen Talente. Da gibt es genug und wir haben zuletzt eine Philosophie entwickelt mit allen Trainern im Verein.

Euer Schwerpunkt ist also eher der Breitensport, ihr holt im besten Wortsinn die Kinder von der Straße?

Das passiert eher nebenbei. Die Kinder von der Straße zu holen, das ist nicht unser vorrangiges Ziel. Wir verstehen uns als Sportverein, der den Sport auf höchster Ebene betreibt und auch den Nachwuchs nicht vergisst. Wir sind stolz, dass die Kinder über den Sport Selbstvertrauen erhalten und ein Fundament. Dass sie durch Taekwondo vielleicht Bereiche kennen lernen, zu denen sie vorher durch ihren Werdegang, ihre Erziehung und vielleicht ihre Religion keinen Zugang hatten. Für uns war es wichtig, Menschen über den Sport zu erreichen und ihnen vielleicht Lebensziele und Weitsicht mitzugeben. Dann passiert es automatisch, dass wir die Kinder von der Straße in den Sportverein holen.

Ihr habt 2018 die Deutsche Meisterschaft organisiert und viel Werbung für den Sport gemacht. Zufrieden?

Das war sehr schön und zwar von zwei Seiten her. Das Sportliche einerseits: Das war ein großer Event mit 400 Teilnehmern. Wunderbar! Wir haben Standards gesetzt und eine gute Kritik von außen bekommen, dass das Turnier nicht nur professionell war sondern eine sehr positive Stimmung hatte. Diese Stimmung haben wir erzeugt, in dem wir zum größten Teil unsere Kinder und Jugendliche bewusst als Betreuer eingesetzt haben. Wir haben den Kindern ernsthafte Aufgaben gegeben und die haben alles wunderbar erledigt. Das war ein sehr positives Signal, dass es nicht immer die großen Türsteher braucht, sondern man auch auch einen anderen Weg gehen kann.

Im Oktober habt ihr gemeldet, dass im Sportwerk der 500. Trainer ausgebildet worden ist. Kein schlechter Schnitt in 25 Jahren, oder?

Ich habe mich damals erschrocken, als unser Landesreferent gesagt hat, dass wir die 500 geknackt hatten. Die Zeit vergeht. Ich war immer als Dozent dabei, aber diese Zahl hätte ich nicht erwartet. Jeder, der Karriere gemacht hat als Trainer in Deutschland war bei uns, egal ob im Landesverband oder im Bundesverband zum Beispiel der ehemalige Bundestrainer Carlos Estevez oder DTU-Vizepräsident Musa Cicek. Die haben alle ihren Schein bei uns gemacht und darauf sind wir stolz.

(PK)

 

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