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„Wir werden fertige Pläne in der Schublade haben“

Stefan Sporken vom Skaterhockeyklub Düsseldorf Rams im Interview

Fotos: Rams

von Bernd Schwickerath

Während die Profis trainieren und spielen dürfen, steht bei den Amateuren alles still. Das gilt auch für den Skaterhockey-Klub Düsseldorf Rams mit seinen rund 300 Aktiven – der übergroße Teil davon Kinder und Jugendliche. Die leiden besonders – weil der Verein für sie mehr ist als Sport. Ausgerechnet in der Phase hat Stefan Sporken das Amt des ersten Vorsitzenden übernommen. Ein Gespräch.

Herr Sporken, seit Monaten steht der Betrieb still. Wie ist die Lage bei den Rams? Gibt es aktuell überhaupt eine Art Vereinsleben?

Stefan Sporken: Das letzte Etwas Vereinsleben, das wir hatten, war Ende November unsere digitale Jahreshauptversammlung. Aber wir wollen jetzt zeitnah mit den Trainern eine Videokonferenz machen, damit wir das Vereinsleben wieder ankurbeln können. Das eine ist ja unsere erste Mannschaft, die letzte Saison in die Bundesliga aufgestiegen ist, was so ziemlich das einzige war, was 2020 gut gelaufen ist. Aber wir haben auch einen großen Nachwuchsbereich, und da sollte man die soziale Komponente nicht vergessen. Das sind Kinder, die da nicht nur zum Sport gehen, sondern Freunde treffen. Der Verein ist ein wichtiger Bereich ihrer Freizeit und ihres sozialen Umgangs, und das fehlt jetzt natürlich alles.

Gab es Abmeldungen?

Sporken: Zum Glück nicht. Wir sind halt kein Verein wie jeder andere mit viel Breitensport. Und die Leute haben keine Alternativen. Letztes Jahr im Frühjahr habe ich gesagt: Wenn die ganzen Outdoor-Sportarten wie Fußball oder Leichtathletik spielen dürfen, wir als Hallensport aber nicht, dann könnte es schwer werden. Aber das ist nicht passiert. Vielleicht wird der ein oder andere, wenn es wieder losgeht, trotzdem nicht mehr dabei sein, weil es zwar Gewohnheit war, zum Training zu kommen, er oder sie jetzt aber festgestellt hat, dass es auch ohne geht. Das werden andere Vereine aber auch merken, wenn Leute sagen: Ich habe immer Beitrag gezahlt, aber ich kann auch ohne Verein laufen gehen. Wie viele das sein werden, hängt davon ab, wie weit die Kinder in den Klub integriert sind und wie weit wir es schaffen, sie wieder abzuholen.

Im Frühjahr stand ja schon mal alles still. Wie haben Sie es da geschafft?

Sporken: Nachdem im März nichts mehr ging, haben wir im April zumindest mit Videocalls angefangen. Das ist aber schwer für unsere Trainer, die sind meisten ziemlich jung und haben nicht immer die Erfahrung mit so etwas. Und es kostet ja auch Überwindung, vor der Kamera eine Übung vorzumachen. Aber da müssen wir trotzdem wieder hin. Hinzu kommt nämlich noch: Wir spielen ja im Kalenderjahr, im Frühjahr war das also im laufenden Spielbetrieb, jetzt sind das neue Mannschaften. Die kennen sich zwar in der Regel, aber die Jahrgänge sind neu gemischt, die Mannschaften müssen neu zusammenfinden.

Erschwerend kommt hinzu, dass Skaterhockey ein Sport ist, bei man eine eher unnatürliche Bewegung machen muss: Inlineskaten. Fürchten Sie, dass die Kinder in ihrer Entwicklung stehenbleiben oder mache sogar wieder bei null anfangen müssen?

Sporken: Das kann passieren. Ich habe letztes Jahr schon gedacht, dass den Kindern viel verloren geht. Gerade für die, die eine Altersklasse hochgehen, die bei uns über drei Jahre gehen. Bist zu bei den Schülern neu als Zehnjähriger, spielst du gegen Zwölfjährige. Das ist etwas völlig anderes als im Vorjahr, als du gegen Sechsjährige gespielt hast. Jetzt fehlt dir ein Jahr, um dich an die neue Altersklasse zu gewöhnen. Dir fehlen auch Vorbilder, das hört sich bei Kindern komisch an, aber ein Zehnjähriger guckt zu einem Zwölfjährigen hoch. Und der Zwölfjährige verliert das Jahr als Führungsfigur, er geht jetzt eine Altersklasse hoch und ist wieder einer der Jüngeren.

Aber noch mal zum Inlineskaten, war irgendeine Form von Training letztes Jahr während der ersten Lockdown-Phase möglich?

Sporken: Wir als Familie sind skaten gegangen, meine Tochter spielt ja auch. Wir sind immer in Himmelgeist eine gut asphaltierte Fünf-Kilometer-Runde gefahren. Wenn es erlaubt war, haben wir uns auch mal mit einer anderen Familie mit Kind getroffen und sind zusammen gefahren. Aber jetzt bei dem Wetter geht das natürlich nicht, selbst wenn es trocken ist, liegt Matsch auf den Wegen. Und das ist gefährlich, die Kinder können ja alle laufen und sind schnell unterwegs, aber achten vielleicht nicht immer auf jedes Steinchen auf dem Boden. Deswegen können wir das momentan nicht machen. Sobald es wieder wärmer wird, wird meine Tochter aber bestimmt wieder rausgehen, sonntags auf irgendeinen Supermarktparkplatz. Und sei es alleine mit Schläger und Ball.

Planen Sie überhaupt mit einer Skaterhockey-Saison 2021?

Sporken: Im April haben wir gesagt: Wir stellen uns so auf, dass wir, sobald es erlaubt ist, sofort wieder losgehen können. So werden wir auch jetzt vorgehen.  Zur Not sagen wir alles wieder ab, bevor es auf auf einmal losgeht und wir nicht wissen, was wir tun sollen. So würden wir unserer Aufgabe als Sportverein auch nicht gerecht werden. Wir werden fertige Pläne in der Schublade haben, und sobald die Stadt sagt, wir dürfen wieder trainieren, sagen wir: Kinder, morgen geht es los.

Jetzt hat sich in den vergangenen Monaten ja trotzdem was bei euch was getan: Der Vorstand ist neu. Sabine Schmidt hört nach elf Jahren auf, die den Verein jahrelang geleitet hatte. Ein herber Verlust?

Sporken: Wenn Leute gehen, ist das immer ein Verlust, gerade, wenn sie so lange dabei waren. Aber wir sagen nicht: Oh Gott, was machen wir denn jetzt? Große Teile des neuen Vorstands sind auch schon ein paar Jahre dabei und eingearbeitet. Die Aufgaben werden jetzt einfach neu verteilt. Das bringt auch frischen Wind. Also nochmal: Es ist immer schade, wenn jemand aufhört, aber bei Ehrenamtlern sind die Zeiten nun mal endlich. Man sollte das auch als Chance sehen, nicht als nur als Verlust.

Wo will der neue Vorstand die Schwerpunkte setzen: In den vergangenen Jahren gab es im Jugendbereich viele Erfolge, die Männer sind aber eine Fahrstuhlmannschaft geworden, die Frauen gab es zwischenzeitlich gar nicht mehr. Sollen die Teams im Erwachsenenbereich wie früher wieder um die Meisterschaft spielen können?

Sporken: Das wäre natürlich wünschenswert, aber vorher sollten sie sich mal in der Bundesliga etablieren – eben wegkommen von der Fahrstuhlmannschaft. Die erste Mannschaft ist wichtig, auch für den Nachwuchs oder das Vereinsleben. Das letzte Spiel mit richtig vielen Zuschauern war unsere Saisoneröffnung am 9. März, da war die Halle voll, viele Eltern mit ihren Kindern. Das war wie ein Vereinstreffen. Deswegen sollte es ein Ziel sein, die Heimspiele der Herren immer zu einem kleinen Vereinstreffen zu machen. Da sollen die Leute mit ihren Kindern kommen, eine Bockwurst und Salat essen und einen schönen Nachmittag oder Abend haben. Wenn die Mannschaft erfolgreich spielt, ist das umso besser. Aber wir machen das nicht um jeden Preis.

Was heißt das?

Sporken: Es soll Skaterhockey-Vereine geben, die bezahlen Geld oder kaufen Spieler ein. Das können wir nicht. Und selbst wenn wir es ein Jahr könnten, weil einer mal was reintut: Was machen wir denn, wenn er nächstes Jahr nicht mehr da ist? Wir wollen lieber eine eigene Mannschaft aufbauen. Natürlich sollen die Spieler auch unterstützt werden, damit sie bei Auswärtsfahrten nicht auch noch Kosten haben, aber hier wird niemand etwas verdienen. Das ist in unserem Sport auch der falsche Weg. Es gibt Vereine, die kaufen fünf 35 Jahre alte Oberliga-Eishockeyspieler ein, die jedes Jahr woanders spielen, sich Geld einstecken und für den Verein fünf Spiele gewinnen. Das sind die Punkte für den Klassenerhalt, danach sind sie wieder weg, hatten mit dem Vereinsleben aber nichts zu tun. Wem bringt das etwas?

Wo Sie Eishockey ansprechen: Es gibt ja zahlreiche Aktive, die beides spielen. Wie steht es um das Verhältnis der Rams zur DEG? Gibt es eins?

Sporken: Aktuell ehrlich gesagt nicht. Also nicht, was über persönliche Verbindungen hinaus geht. Ich habe vorletztes Jahr mit Mike van Hauten (Organisatorischer Leiter beim DEG e.V., Anm.d.R.) kurz darüber gesprochen. Aber dann kam Corona dazwischen. Da haben wir uns dann nur mal ausgetauscht, wie wir im Sommer trainieren. Ziel wäre es auf jeden Fall, da noch mal das Gespräch zu suchen. Aber jetzt geht es erst mal darum, unser Vereinsleben wieder anzukurbeln.

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