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Zu viele Aufs und Abs

Die DEG-Saison in der Analyse

Foto: Birgit Häfner

von Tobias Kemberg

Guter Start, zu langes Zwischentief, ordentlicher Endspurt und trotzdem das Saisonziel verpasst. Auch in den einzelnen Mannschaftsteilen mangelte es bei den Düsseldorfer Eishockeyprofis über die gesamte Spielzeit 2020/21 gesehen an der Konstanz.

Wer in ein paar Jahren auf die Eishockeysaison 2020/21 zurückblickt, der wird im Zusammenhang mit der Düsseldorfer EG vermutlich nicht primär sportliche Erinnerungen haben. Denn die Mannschaft verpasste durch die 1:6-Niederlage im letzten Hauptrundenspiel in München die Play-offs und damit das selbstgesteckte Minimalziel. Eine denkwürdige Spielzeit war es aber allemal. Aufgrund der Corona-Pandemie gingen die Profis im vergangenen Sommer in Kurzarbeit, der Start der Saison wurde gleich zwei Mal verschoben und nur durch einen massiven Gehaltsverzicht konnte der achtmalige Deutsche Meister letztlich in das Vorbereitungsturnier „Magenta Sport Cup“ sowie die 27. Saison der Deutschen Eishockey Liga starten.

Die Sportstadt Düsseldorf blickt in einer Analyse auf die Saison zurück. Was lief gut, was weniger und was hat zum frühzeitigen Saisonende der DEG geführt?

SAISONVERLAUF
Der hervorragende Start

Mit acht Siegen in den ersten zehn Spielen legte die Mannschaft von Cheftrainer Harold Kreis einen überragenden Start hin. Dabei bestach die DEG vor allem durch die Offensive, die einerseits sehr viele Tore erzielte (4,2 pro Partie) und andererseits enorm ausgeglichen daherkam. Alle Formationen trugen zum Scoring bei. Gemeinsam mit Bremerhaven und Mannheim zählten die Rot-Gelben zu den punktbesten Teams der ersten zehn Partien.

Das zu lange Zwischentief
In den folgenden 14 Partien ging die DEG nur noch drei Mal als Sieger vom Eis, verlor in diesem Zeitraum unter anderem auch zwei Mal gegen das am Ende der Hauptrunde historisch schlechte Schlusslicht aus Krefeld. So fielen Barta und Co. bis auf den sechsten und damit vorletzten Tabellenplatz der Nord-Gruppe zurück. Den spielerisch absoluten Tiefpunkt gab es Mitte März in Berlin, als die Mannschaft bei der 1:8-Klatsche gegen die Eisbären nach allen Regel der Kunst auseinandergenommen wurde. Problematisch während dieser Negativphase war die Offensive: In jenen 14 Spielen erzielte die DEG nur noch zwei Tore im Schnitt.

Die ordentliche „Verzahnungsrunde“
Das Kräftemessen mit den Klubs aus dem Süden begann mit einem überraschenden 3:2-Heimerfolg gegen München. Immerhin sieben von 14 Spielen der „Verzahnungsrunde“ konnte die Mannschaft für sich entscheiden und 24 der 42 möglichen Punkte einfahren. Insbesondere die Auftritte in Straubing (4:0) und Augsburg (7:1) machten Hoffnung, in der Endabrechnung unter den ersten Vier zu landen. Doch obwohl es in sieben der neun letzten Begegnungen Punkte gab, reichte es nicht, um entweder Wolfsburg oder Iserlohn in der Tabelle hinter sich zu lassen.

Foto: Birgit Häfner

TEAM
Torhüter
Nach dem Weggang von Nationaltorhüter Mathias Niederberger setzte die DEG mit Mirko Pantkowski (22) und Hendrik Hane (20) auf das jüngste Torhüter-Duo der Liga. Für diesen – auch aus wirtschaftlichen Gründen – eingeschlagenen Weg erhielt der Verein viel Lob von außen. Zugleich gab es natürlich viel Skepsis. Auf die Nase gefallen ist die DEG mit dem jungen Tandem nicht. Andererseits retteten Pantkowski und Hane dem Team aber eben auch keinen Sieg im „Alleingang“, so wie es Niederberger in den vergangenen Jahren ein ums andere Mal getan hatte. Gemeinsam kamen die beiden Torhüter auf eine Fangquote von unter 90 Prozent, das bedeutete den zweitschlechtesten Wert der Liga. Auf der anderen Seite darf nicht unerwähnt bleiben, dass es einige Spiele gab, in denen die Verteidiger ihre jungen Goalies alleine ließen oder es immer wieder versäumten, die Rebounds nach einem Save zu klären, was regelmäßig dazu führte, dass die Scheiben wieder im eigenen Netz einschlugen.

Verteidiger
In Johannes Johannesen und Marc Zanetti fielen zwei Stammkräfte in der Defensive über einen langen Zeitraum aus. Während der Norweger auf der Zielgeraden der Hauptrunde noch einmal zurückkehren konnte, musste Zanetti seine Saison Mitte Februar aufgrund einer Thrombose im Oberschenkel beenden. So standen über mehrere Spiele nur fünf Verteidiger auf dem Spielberichtsbogen, der nachverpflichtete Jan Brejcak entpuppte sich nicht als die erhoffte kurzfristige Verstärkung. Nicholas Jensen überzeugte mit seinen 27 Scorerpunkten als offensivstärkster Abwehrspieler, doch auch er sowie die erfahrenen Marco Nowak, Bernhard Ebner und der läuferisch exzellente Kyle Cumiskey bewegten sich nicht dauerhaft auf dem nötigen Top-Level.

Stürmer
Sechs Düsseldorfer Angreifer erzielten mindestens 20 Scorerpunkte, zehn immerhin mehr als 15 – die Ausgeglichenheit und zusätzliche Tiefe im Sturm war zweifellos vorhanden. Über mehrere Wochen kam jedoch von den Topstürmern wie Alexander Barta, Jerome Flaake und Ken André Olimb zu wenig. Auch Daniel Fischbuch, mit 33 Punkten in 38 Saisonspielen der beste Scorer im Team der DEG, steckte phasenweise in einer Krise. Positiv hervorzuheben waren der 21-jährige Alexander Ehl (sechs Tore, 14 Assists) und Tobias Eder. Letzterer zählte 2019/20 in einer Saison ohne jeden Treffer noch zu den Enttäuschungen im Team von Harold Kreis. Nun schoss Eder gleich neun Tore und bildete mit Alexander Karachun und Matt Carey in der zweiten Saisonhälfte eine überaus produktive Formation.

FAZIT
Es war eine Saison mit Höhen und Tiefen für die DEG, die ihr Saisonziel „Viertelfinale“ problemlos erreicht hätte, wenn das Zwischentief von kürzerer Dauer gewesen wäre. Angesichts der Begleitumstände wie dem immensen Gehaltsverzicht oder der individuellen Saisonvorbereitung über Monate hinweg, ist die Spielzeit im Nachhinein nicht als kompletter Reinfall zu bezeichnen. Was zudem nicht vergessen werden darf: Auch ohne Pandemie gehört die DEG in der Etattabelle der DEL nicht zur oberen Hälfte.

Unter dem Strich bleibt festzuhalten: Da am Ende nur ein Sieg für das Viertelfinale fehlte, war gewiss nicht alles schlecht. In Erinnerung aber bleibt die Saison 2020/21 eher aufgrund der Rahmenbedingungen und eben nicht aufgrund des Sportlichen. Das soll sich 2021/22 wieder ändern.

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