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Das Ausnahmetalent

Reiter Calvin Böckmann gehört in zwei Disziplinen zur Spitze

Foto: Pixels Events

Am Wochenende war Calvin Böckmann in Tschechien erfolgreich. Mittlerweile Alltag für den Reiter vom RC Bergerhof aus Lohausen, der im Springen wie in der Vielseitigkeit zu den Besten seiner Altersklasse in Deutschland gehört. Bald will er zur EM nach Schweden – und das soll längst nicht alles gewesen sein.

Ein Sieg, zwei zweite Plätze, zum Abschluss noch ein sechster – Calvin Böckmann kann mal wieder auf ein erfolgreiches Wochenende zurückblicken. Diesmal auf eins, das er in Tschechien verbrachte, genauer: in Zduchovice, wo der Nationenpreis im Springen anstand. Und da konnten sich drei Podestplätze doch allemal sehen lassen. „Ich bin insgesamt sehr zufrieden“, sagte der 20-Jährige, der seit dem vergangenen Jahr für die Sportstadt Düsseldorf reitet.

Nun sind Erfolge für Böckmann nichts wirklich Neues. Der Reiter, der ursprünglich aus Lastrup in Niedersachsen stammt, aber eine familiäre Verbindung zum Bergerhof in Lohausen hat, gehört zu den größten Talenten des Landes. Böckmann ist der erste Reiter seines Alters in Deutschland, der sowohl im Springen als auch in der Vielseitigkeit (Mehrkampf aus Dressur, Geländeritt und Springen) von den Bundestrainern für die Perspektivgruppen nominiert wurde.

Damit ist der BWL-Student aber längst nicht der erfolgreichste Reiter seiner Familie. Schon Mutter Simone (geborene Richter) schaffte 1988 etwas Historisches, da gewann die gebürtige Düsseldorferin als erste Frau die Deutsche Meisterschaft in der Vielseitigkeit. Angefangen hatte sie mit dem Reiten in Eller, Mitte der 1980er zog die Familie nach Lohausen und übernahm den Bergerhof. Bis heute führen ihr Vater und ihre beide Schwestern den Hof. Jenen Hof, auf dem auch Calvin Böckmann schon als kleiner Junge ritt.

Düsseldorf als zweite Heimat

„Immer, wenn es ging, sind wir zum Bergerhof, meine Großeltern und meine Tanten besuchen. Das war wie nach Hause kommen. Bei mir kam immer Freude auf, wenn ich wusste, dass es nach Düsseldorf geht“, sagt der 20-Jährige, der die regelmäßigen Besuche in Rheinland aber nicht gebraucht hätte, um Pferde um sich herum zu haben. Auch die Familie von Vater Roger Böckmann kommt aus dem Reitsport, hat einen großen Hof in Lastrup. Roger selbst war einst ebenfalls Vielseitigkeitsreiter, sein Bruder Gilbert wurde im Springreiten Deutscher Meister.

Foto: Pixels Events

Da war Calvins sportliche Karriere natürlich vorgezeichnet. Und die seiner Brüder, denn auch der ältere Liam und Calvins Zwilling Jason sind heute Vielseitigkeitsreiter. Zwang habe es aber nie gegeben. „Ich habe jahrelang auch Fußball und Tennis gespielt. Nur irgendwann sagten meine Eltern und meine Trainer, ich müsse eine Entscheidung treffen, das Wochenende hat ja nur drei Tage. Und da war für mich klar: Ich möchte mich aufs Reiten konzentrieren.“

Ganz falsch war die Entscheidung anscheinend nicht. Böckmann eilt seitdem von Erfolg zu Erfolg. Und das in gleich zwei Disziplinen. Mittlerweile kann er auf Dutzende Medaillen blicken, darunter diverse bei Europameisterschaften, auch goldene. Das hat ihm Auszeichnungen und Förderungen eingebracht. 2017 etwa von der Deutschen Sporthilfe, 2019 übernahm die Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport eine Sonderpatenschaft für Böckmann.

Bayern-Stars gratulieren zu besonderer Auszeichnung

Die Verleihung fand bei einer Gala im Münchener Fußballstadion statt, zu den ersten Gratulanten gehörten die FC-Bayern-Stars Manuel Neuer und Thomas Müller – für den Bayern-Fan Calvin ein besonderer Tag. Ebenso sehr dürfte er sich über das Urteil von Jochen Kienbaum gefreut haben. „Calvin ist ein Ausnahmetalent“, befand der Vorstandsvorsitzende der Stiftung. Vor einigen Wochen erhielt Böckmann auch noch das Goldene Reitabzeichen.

Foto: Pixels Events

Seit dem Abitur 2019 konzentriert er noch mehr aufs Reiten, mittlerweile lebt und trainiert er am Bundesstützpunkt in Warendorf, studiert parallel in Münster BWL. Ideale Voraussetzungen für Leistungssport. „Aber es fühlt sich gar nicht so an“, sagt Böckmann. Natürlich müsse er sich jeden Tag um seinen Sport und die Pferde kümmern, „es ist ja nicht wie beim Ski- oder Radfahren, wo man die Skier oder das Rad hinterher einfach in die Ecke stellt, Pferde sind Lebewesen“, sagt er. Aber als Job oder lästige Pflicht fühle sich das nicht an.

Das liegt natürlich auch an den Team um ihn herum. Ohne das gehe es nicht, sagt er. Nicht nur, dass er das Privileg hat, aus einer Familie zu stammen, die ihm mit eigenen Höfen optimale Voraussetzungen für den Einstieg in die Reitkarriere bot. Sie hilft auch sonst, wo sie kann. Mutter Simone hat das Management übernommen, die Brüder gehören zum Team. „Und man muss auch noch den Schmied oder den Tierarzt dazurechnen. Wenn man Siegerehrungen sieht, stehen da immer nur Pferd und Reiter, aber eigentlich gehören da viel mehr Leute hinter. Das ist eine Familienleistung.“

Ich will ganz nach oben“

Die soll künftig noch für mehr Erfolge sorgen. „Ich will nach ganz oben“, sagt Böckmann und meint damit Olympia. Ob es schon 2024 in Paris klappt? Schwer zu sagen. Selbst 2028 in Los Angeles wäre er erst 27 Jahre alt – und im Reitsport kann man ja weitaus länger in der Spitze mithalten als in anderen Disziplinen, Böckmann hat noch einige Jahre vor sich.

Die aktuelle Saison lässt jedenfalls hoffen, das hat nicht zuletzt das Wochenende in Tschechien gezeigt. „Besonders mit dem neuen Pferd“, sagt Böckmann, der in Zduchovice auf Vivoulette HD und Cormalicoseit ritt. Bei den Deutschen Meisterschaften musste er letztens allerdings aussetzen, Pferd Altair de la Cense war leicht verletzt, da wollte er nichts riskieren.

Anfang August geht es mit dem Turnier in Bad Harzburg in Niedersachsen weiter. „Danach wird für die EM in der Vielseitigkeit nominiert“, weiß Böckmann. Die Europameisterschaften der Junioren und Jungen Reiter steigt Ende August im schwedischen Segersjö. Und da will Calvin Böckmann seine nächsten Erfolge feiern.

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